Der etwas andere Dienstwagen – Test: Peugeot 508 SW

Von Holger Holzer, SP-X
Das Angebot an klassischen Mittelklassekombis hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Unter den verbliebenen Mode
Das Angebot an klassischen Mittelklassekombis hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Unter den verbliebenen Modellen ist der Peugeot 508 SW der stilistisch wohl originellste Foto: Peugeot

Mittelklasse-Kombis werden gerne als Dienstwagen genommen. Entsprechend nüchtern und rational treten sie oft auf. Der Peugeot 508 SW ist anders.

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SP-X/Köln. Das Angebot an klassischen Mittelklassekombis hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Unter den verbliebenen Modellen ist der Peugeot 508 SW der stilistisch wohl originellste. Der dynamische Zuschnitt und das futuristische Cockpit haben aber nicht nur Vorteile.

Das Angebot an klassischen Mittelklassekombis hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Unter den verbliebenen Mode
Das Angebot an klassischen Mittelklassekombis hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Unter den verbliebenen Modellen ist der Peugeot 508 SW der stilistisch wohl originellste
Foto: Peugeot

Schon vor dem kürzlich erfolgten Facelift war der flache Kombi mit seiner markanten Schnauze ein Hingucker. Die Design-Überarbeitung zur Mitte seines 2019 begonnenen Lebenszyklus hat ihn noch auffälliger gemacht; vor allem die nun weitgehend geschlossene Kühlergrillmaske zwischen den schmalen LED-Scheinwerfern lässt ihn wirken, als hätte er gerade er erst sein Debüt gefeiert. Jugendlich-kraftvoll wirken auch die Proportionen. Bei 4,78 Metern ist der SW ungewöhnlich niedrig, wozu auch die in dieser Klasse unüblichen rahmenlosen Fenster beitragen.

Schon vor dem kürzlich erfolgten Facelift war der flache Kombi mit seiner markanten Schnauze ein Hingucker
Schon vor dem kürzlich erfolgten Facelift war der flache Kombi mit seiner markanten Schnauze ein Hingucker
Foto: Peugeot

Die Inszenierung stimmt also. In der Praxis verlangt der schicke Schnitt allerdings Zugeständnisse, etwa den tiefen Einstieg und eine eher geringe Innenraumhöhe. Wer also überdurchschnittlich groß ist, sollte den Peugeot vor dem Kauf oder der Anmietung unbedingt Probe sitzen. Und dabei auch gleich das markentypische Arbeitsplatz-Layout testen. Wie bei allen anderen Peugeot-Modellen ist das Lenkrad besonders klein im Durchmesser, so dass man oberhalb des Kranzes auf die Instrumente blicken kann, die beim 508 bereits als Bildschirm ausgeführt sind. Nicht immer passen Sitzposition und Perspektive ideal zusammen.

Bei 4,78 Metern ist der SW ungewöhnlich niedrig, wozu auch die in dieser Klasse unüblichen rahmenlosen Fenster beitragen
Bei 4,78 Metern ist der SW ungewöhnlich niedrig, wozu auch die in dieser Klasse unüblichen rahmenlosen Fenster beitragen.
Foto: Peugeot

Schwerer ins Gewicht als die ergonomischen Schwächen wiegt die teils umständliche Bedienung des Infotainmentsystems: Vieles läuft über den eher kleinen Touchscreen in der Mittelkonsole, der sich während der Fahrt nur schwer bedienen lässt. Zwar gibt es für einzelne Menüpunkte auch physische Shortcut-Tasten, diejenige für das Navigationssystem allerdings fehlt allerdings, was umständliches Hin- und Herschalten über das Home-Menü nötig macht. Viel Lob hingegen verdienen sich Gestaltung, Verarbeitung und Materialauswahl. Das Cockpit wirkt wertig, modern und vor allem eigenständig.

Wie bei allen anderen Peugeot-Modellen ist das Lenkrad besonders klein im Durchmesser, so dass man oberhalb des Kranzes
Wie bei allen anderen Peugeot-Modellen ist das Lenkrad besonders klein im Durchmesser, so dass man oberhalb des Kranzes auf die Instrumente blicken kann, die beim 508 bereits als Bildschirm ausgeführt sind
Foto: Peugeot

Etwas zu eng geschnitten ist angesichts von 1,42 Metern Höhe und 1,86 Metern Breite der Fond, bei dem die Knie schnell Kontakt zur Vorderlehne aufnehmen und der Mittelplatz recht eng geschnitten ist. Überraschend luftig hat es trotz der schwungvollen Dachlinie der Kopf der Rückbank-Passagiere. Der Kofferraum ist mit 530 Litern (1.780 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen) klassenüblich groß und gut nutzbar. Insgesamt ist der Innenraum aber sportlich eng und auch etwas dunkel. Auch die Sicht nach draußen ist durch die kleinen Fensterflächen nicht besonders großzügig, die Übersicht nach schräg hinten für den Fahrer nur mäßig gut.

Stärkster Antrieb im Programm ist abgesehen vom Sportmodell PSE der größere der mittlerweile zwei Plug-in-Hybride
Stärkster Antrieb im Programm ist abgesehen vom Sportmodell PSE der größere der mittlerweile zwei Plug-in-Hybride
Foto: Peugeot

Stärkster Antrieb im Programm ist abgesehen vom Sportmodell PSE der größere der mittlerweile zwei Plug-in-Hybride. Die Kombination aus 1,6-Liter-Vierzylinderbenziner, Achtgangautomatik und E-Antrieb leistet im Zusammenspiel bis zu 165 kW/225 PS und bietet souveräne Fahrleistungen, die dem großen Dynamik-Kombi gut zu Gesicht stehen. Gerade im Stadtverkehr und bei Zwischenspurts sorgt die Unterstützung durch den Elektromotor für eine zusätzliche Portion Agilität. Dazu passen Fahrwerk und Lenkung, die eher straff und sportlich abgestimmt sind. Dass der 508 keine Sänfte nach französischer Tradition ist, deutete sich ja auch schon äußerlich an.

Beim CO2- und Spritsparen hilft der 81 kW/110 PS starke Stromer aber nur bedingt, die vom Hersteller angegebene elektrische Reichweite von 52 Kilometern lässt sich nur unter Idealbedingungen halbwegs erreichen. Wer auf dem nach Möglichkeit emissionsfreien Pendelweg zur Arbeit nicht nur durch die Stadt rollt, sollte nach 30 bis 40 Kilometern auf dem Firmenparkplatz angekommen sein. An dieser Stelle merkt man dem Peugeot sein mittleres Alter an – moderne Plug-in-Hybride kommen locker zwei- bis dreimal so weit. Häufig bewegt man den SW daher mit fast leerer Batterie im Hybridmodus, wo er sich in der Regel mit rund 6,5 bis 7 Litern Sprit zufriedengibt. Kein Traumwert, aber akzeptabel.

Mit knapp 46.000 Euro für das Modell mit dem 96 kW/130 PS starken Basisbenziner ist der Peugeot 508 SW selbstbewusst eingepreist. Die Plug-in-Hybride starten erst jenseits von 52.000 Euro, die starke Variante steht in der Basisvariante „Allure“ mit üppigen 53.750 Euro in der Liste. Im Gegenzug gibt es aber bereits sehr viel Serienausstattung – vom LED-Matrixlicht über das Infotainment mit Navigation bis hin zur Zweizonen-Klimaanlage. Wer 2.400 Euro für die „GT“-Linie ausgibt, erhält unter anderem eine sportlich leicht nachgeschärfte Optik, die sehr guten Ergonomie-Sitze, einen adaptiven Tempomat und eine 360-Grad-Kamera. Interessantester Punkt auf der Optionsliste: Das Nachtsichtsystem für 1.300 Euro. Im Test funktionierte es technisch verblüffend gut, der potenzielle Sicherheitsgewinn dürfte sich aber wohl nur bei häufigen Nachtfahrten auf ländlichen Gebieten realisieren.

Peugeot 508 Hybrid 225 e-EAT8 – Technische Daten:

Fünftüriger Kombi mit fünf Sitzen. Länge: 4,79 Meter, Breite (mit Spiegeln): 2,08 Meter, Höhe: 1,42 Meter. Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 530 – 1.780 Liter

Antrieb: 1,6-Liter Vierzylinder-Benzinmotor, 133 kW/181 PS, max. Drehmoment: 300 Nm bei 3.000 U/min. Kombiniert mit einem Elektromotor: 81 kW/110 PS, Systemleistung: 165 kW/225 PS, max. Drehmoment 360 Nm, Achtgang-Automatikgetriebe, Frontantrieb, Batteriekapazität: 11,5 kW/h; elektrische Reichweite: 49 – 52 km nach WLPT, Vmax: 240 km/h, Vmax im Elektrobetrieb: 135 km/h, 0-100 km/h in 8,2 s, Normverbrauch nach WLTP: 1,3-1,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 30-34 g /km, Stromverbrauch: 15,4 kW/h/100 km, Praxisverbrauch: 6,6 l/100 km, Stromverbrauch: 16,5 kWh/100 km; Preis ab: 53.750 Euro.

Kurzcharakteristik:

Warum: dynamisches und eigenständiges Design, umfangreiche Ausstattung

Warum nicht: Bedienschwächen, für die Klasse eher eng

Was sonst: VW Passat Variant, Skoda Superb Combi, Mazda6 Kombi oder ein Peugeot 308 SW

Holger Holzer/SP-X