Rheinland-Pfalz

„Privatseite“: Malu Dreyer ärgert Nürburgrings-Fans auf Facebook mit Nicht-Antwort

Wie privat kann eine Ministerpräsidentin in einem Sozialen Netzwerk sein? Malu Dreyer schreibt, sie könne als Privatperson auf ihrer Fanseite nicht zu Nürburgring-Fragen Stellung nehmen und verweist auf andere Seiten. Fans des Rings nehmen ihr das übel.

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Von unserem Redakteur Lars Wienand

Als 2000 Menschen gerade wieder gegen den Verkauf des Nürburgrings demonstrierten, war der Unmut und die Kampfeslust groß. Weil sich bis auf wenige Ausnahmen niemand aus der Politik den Hilfeschrei anhören wollte, werde man jetzt alle Kanäle nutzen.

Nicht nur, dass in der Nachbarschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Trier ein Protestplakat aufgestellt wurde. Auch ihre Facebookseite wurde geflutet mit Beiträgen. Sie hat im April 2010 die Fanseite angelegt, und seit sie Anfang 2013 Ministerpräsidentin wurde, hat die Seite noch stark ans Fans zugelegt auf inzwischen fast 8000. Sie postet dort selbst, während andere Ministerpräsidenten das zum Großteil von Staatskanzlei oder Sprechern erledigen lassen. Auch ihre Weihnachtsgrüße, in denen sie dann auch auf die Nürburgring-Einträge einging. Doch das hat die Nürburgring-Fans so richtig provoziert, die eine klare Reaktion auf die „existentiellen Sorgen der Region“ sehen wollen.

Heiße Debatten auf einer Seite abwürgen wollen mit einer ungewissen Beschwichtigung – das kommt nicht gut an. Mike Frison, mit seinem Blog einer der Wortführer, schließt daraus: „Entschieden hat sie sich für Schönreden in Kombination mit für beendet erklären.“ Nutzer wollen anhand früherer Postings belegen, wie wenig „privat“ Dreyer die Seite nutzt.

In der Tat hält sich Dreyer in ihren Beiträgen aber von konkreten landespolitischen Themen fern, postete Unterstützung von SPD-Kandidaten oder Eindrücke aus den Verhandlungen zur Großen Koalition. Die Entscheidung für die Trennung ist aber sicher kein „Muss“, wie sie suggeriert. Etwa auf der Facebookseite von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz geht es bunt durcheinander. Und der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder wundert sich: „Fan-Seite und privat: Das schließt sich meiner Meinung nach aus.“ Wer privat unterwegs sein wolle, der müsse ein persönliches Profil bei Facebook wählen. „Gerade als Politiker sucht man über die Fan-Seite den Kontakt und Austausch mit der Öffentlichkeit.“

Dreyer verweist für die Frage zum Nürburgring auch an die Facebook-Seite der Staatskanzlei – was es nicht besser macht: Öffentlich viel beachtet ist die Seite mit einem „Rückkanalverbot“ belegt – als Kompromiss mit dem Datenschützer werden dort keine Fragen beantwortet...

Die Ministerpräsidentin hat auf die Antwortwelle – Nürburgringfans sehen darin einen Shitstorm – bisher nicht reagiert. Und nicht einmal die Nachfrage bei der Staatskanzlei liefert vorerst Antwort auf die Fragen, wie es weitergeht im Dialog mit den Menschen, die um die Ring-Zukunft bangen: Regierungssprecherin Monika Fuhr verweist auf die erste Januarwoche, wenn Malu Dreyer zurück ist aus dem Urlaub.

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)