Mainz (dpa/lrs) – Manche sind nicht zu übersehen, andere etwas versteckter: Beim Wandern, Pendeln oder Spazierengehen können Menschen in Rheinland-Pfalz die Spuren des Zweiten Weltkrieges entdecken. Auch 80 Jahre nach seinem Ende hat er noch Auswirkungen auf unseren Alltag – etwa wenn mal wieder eine Bombe entschärft werden muss. Einige Beispiele.
Wanderweg und Museum – Westwall-Ruinen
Frühere Bunker, ehemalige Panzersperren, zahllose Gräben: Sie sind noch auf vielen Kilometern entlang des Westwalls zu finden. Der Westwall war auf Anordnung Adolf Hitlers gebaut worden – und erstreckte sich über gut 600 Kilometer vom Niederrhein bis zur Schweizer Grenze. Rund 200 Kilometer davon befinden sich in Rheinland-Pfalz: in der Eifel an den Grenzen zu Belgien und Luxemburg sowie an der französischen Grenze in der Pfalz.
In der Eifel gibt es bei Dasburg an der Our einen «Bunkerwanderweg» entlang des ehemaligen Westwalls aus der NS-Zeit. Auf 2,8 Kilometern und 13 Schautafeln erfahren Wanderer die Historie des militärischen Bauwerks, das bis 1940 an der Westgrenze des damaligen Deutschen Reiches gebaut wurde. Man kann auf dem Weg «Von Grau zu Grün» auch sehen, wie wichtig Ruinen als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind.
In Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) kann man in einem Westwallmuseum noch eines der wenigen Panzerwerke des früheren Westwalls besichtigen. Es hat einen Sechs-Scharten-Panzerturm und eine Tunnelanlage, in der eine Ausstellung zu sehen ist.
Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert
In Hinzert-Pölert im Kreis Trier-Saarburg erinnert die Gedenkstätte des früheren SS-Sonderlagers/KZ Hinzert an die Opfer des Naziterrors. Von 1939 bis 1945 waren dort 10.000 Menschen aus mehr als 20 Ländern inhaftiert. Mindestens 321 von ihnen wurden ermordet oder kamen durch die menschenunwürdigen Zustände im Lager um. Die Gedenkstätte der Landeszentrale für politische Bildung gibt es seit 1994.
In Hinzert war das Lager 1939 zunächst als «Polizeihaftlager», dann als «Arbeitserziehungslager» errichtet worden. Später diente es als «Durchgangslager» vor allem für luxemburgische, belgische, französische und niederländische Häftlinge auf ihrem Leidensweg in die Konzentrationslager Buchenwald, Natzweiler oder Dachau.
Mainz oder Wiesbaden? Stadtteile wechselten Zugehörigkeit
Wer in Mainz über den Rhein fährt, kommt nach Mainz-Kastel und ist damit in Wiesbaden. Verwirrend? Grund ist auch hier der Zweite Weltkrieg beziehungsweise die anschließende Besatzungszone. Damals wurde der Rhein zur Grenze zwischen der amerikanischen und der französischen Zone erklärt und die Stadt Mainz geteilt. Die Stadtteile Kostheim, Kastel und Amöneburg haben aber noch heute «Mainz-» in ihren Namen.
Weltkriegsbomben als Erinnerung an die Gefahr
Bombenfunde erinnern die Menschen auch heute immer wieder an die Gefahren, die der Krieg mit sich brachte. Vor allem an Baustellen werden die Hunderte Kilogramm schweren Waffen immer wieder entdeckt – und Menschen müssen zeitweise ihre Häuser für die Entschärfung oder Sprengung verlassen. So erst kürzlich in Koblenz, wo eine Fliegerbombe auf einem Schiff gesprengt wurde.
Laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion wurden im vergangenen Jahr etwa sieben Bomben mit mehr als 50 Kilogramm vom Kampfmittelräumdienst entschärft.
Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer
In Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus sind in vielen Städten und Gemeinden in Rheinland-Pfalz Stolpersteine verlegt worden. Die rund zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenktafeln aus Messing liegen vor Wohnhäusern, in denen NS-Opfer zuletzt freiwillig gelebt haben. Auf den Blöcken stehen unter anderem die Namen und Lebensdaten der Opfer.
Die Erinnerungsarbeit geht auf den Künstler Gunter Demnig zurück. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll nach der Intention des Aktionskünstlers eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein.
Die Stolpersteine sind auch bundesweit und in vielen anderen Ländern in Europa verlegt worden. Laut Demnig ist das Projekt, das es seit 1996 gibt, mittlerweile auf mehr als 107.000 verlegte Steine in fast 1.900 Kommunen angewachsen.
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