Nach Google-Rezensionen
Hahn ist unbeliebtester Flughafen Deutschlands
Die Passagierzahlen am Flughafen Hahn entwickeln sich zwar gut - etliche Fluggäste sind mit dem Hunsrück-Airport allerdings nicht sonderlich zufrieden.
Andreas Arnold. picture alliance/dpa

Der Flughafen Hahn kommt bei Passagieren in Summe nicht gut weg: Ein auf Fluggastrechte spezialisiertes Unternehmen hat Google-Rezensionen ausgewertet, laut denen der Hunsrück-Airport am unbeliebtesten ist unter den deutschen Flughäfen.

Die Sterne könnten offenbar besser stehen für den Flughafen Hahn: Er ist mit 440.000 Passagieren in den ersten drei Monaten dieses Jahres zwar statistisch gesehen gut gestartet. Allerdings scheinen etliche Gäste vom Hunsrück-Airport als Tor zur Welt nicht vollends überzeugt zu sein: Der Hahn wurde erneut als schlechtester Flughafen Deutschlands bewertet. Von 5 möglichen Sternen erhielt er im Schnitt lediglich 2,8 Sterne.

Damit landet er laut einem aktuellen Ranking des Dienstes AirHelp auf dem letzten Platz, wie schon im Vorjahr. Grundlage der Analyse sind mehr als 316.000 Google-Rezensionen von Passagieren, die ihre Erfahrungen an deutschen Flughäfen geteilt haben – und dafür Sterne vergaben. AirHelp ist ein Unternehmen für Reisetechnologie, das sich mit Flugunterbrechungen befasst und Fluggastrechte vertritt.

Infrastruktur und Wartezeiten sind Kritikpunkte

Während andere Airports leichte Schwankungen erlebten, konnte sich der Flughafen Hahn nicht verbessern: Er gehört zu den acht Flughäfen, deren Bewertung im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Sterne gefallen ist. Zum Vergleich: Der Flughafen Berlin-Brandenburg, der mit einer Bewertung von 3,2 Sternen auf dem vorletzten Platz liegt, konnte sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um 0,1 Sterne verbessern. Laut AirHelp wurde er kürzlich sogar international als „World’s Most Improved Airport“ ausgezeichnet.

Die Gründe für das schlechte Abschneiden des Flughafens Hahn nennt AirHelp nicht im Detail. In Online-Bewertungen kritisieren Passagiere jedoch häufig das begrenzte Flugangebot, die Infrastruktur sowie lange Wartezeiten. Auch operative Herausforderungen wie Verspätungen oder eingeschränkter Service werden dort immer wieder erwähnt.

Mitunter wird in den komplett subjektiven Google-Rezensionen deftig zugelangt: „Furchtbarer Flughafen, dreckig, unorganisiert, keine gastronomischen Angebote hinter der Sicherheitskontrolle, Duty-Free-Shopping beschränkt sich nahezu nur auf Wasser, Whiskey und Wodka zu den gefühlt fünf Parfüms“, schreibt ein Nutzer beispielsweise. „Der dreckigste Flughafen, den wir je gesehen haben. Die Toiletten sind unterirdisch dreckig“, schreibt ein anderer, „es gibt nicht genügend Sitzplätze. Wir mussten uns 45 Minuten auf den versifften Boden setzen.“ Auch in einer anderen Rezension geht es um Sauberkeit: „Obwohl dieser Flughafen sehr klein und überschaubar ist, ist es wirklich sehr ungepflegt. Drinnen ist es sehr dreckig.“ Und auch die Lage des Airports ist immer wieder ein Thema: „Komplett abseits jeglicher Zivilisation. Man muss dort sehr, sehr lange durch Felder mit dem Auto fahren.“

Es gibt aber auch positive Bewertungen: „Kleiner Flughafen, aber alles nötige ist vorhanden. Kurze Wege und Wartezeiten. Toiletten waren sauber. Parken ist verhältnismäßig günstig. Das Personal war immer freundlich zu mir“, heißt es beispielsweise. Oder: „Klein, aber alles läuft geordnet und ruhig ab. Keine Hektik und Chaos wie in Frankfurt.“ „Der Flughafen Frankfurt-Hahn ist das Beste, was unserer Gegend passieren konnte“, schreibt ein anderer.

Betreiber kommentiert Ranking nicht

Was sagt Flughafenbetreiber Triwo zum erneut schlechten Abschneiden im Ranking? Nichts. Die Flughafengesellschaft möchte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern. Man verzichte auf eine Stellungnahme, hieß es lediglich.

Dabei hatte Flughafen-Geschäftsführer Rüdiger Franke bereits im Frühjahr kommuniziert, dass am Hahn umfangreiche Investitionen geplant seien, um die Terminals umzugestalten und zu modernisieren: Unter anderem soll die An- und Abflughalle erweitert und die Sicherheitskontrolle zentralisiert werden. Geplant sind zudem Selbstbedienungsschalter, an denen Gepäck aufgegeben werden kann, hatte Franke vor Kurzem erklärt. Für Passagiere sollen so die Abfertigung beschleunigt und die Wartezeiten am Hahn verkürzt werden. Die Betreiber wiederum wollen sich mit all den Maßnahmen auf steigende Passagierzahlen vorbereiten: Mittelfristig sollen drei bis vier Millionen Menschen jährlich vom Hahn abheben. Real stiegen dort im vergangenen Jahr fast zwei Millionen in ein Flugzeug.

BGH entscheidet über Lufthansa-Klage zum Hahn

Zu einem Verhandlungstermin vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, der den Flughafen Hahn betrifft, kommt es am 31. Juli. Der unter anderem für das Wettbewerbsrecht zuständige erste Zivilsenat des BGH hat über die beihilferechtliche Zulässigkeit der Ermäßigung von Flughafenentgelten und der Gewährung von Marketing-Support zu entscheiden, wie es in einer Mitteilung des obersten Gerichts der Bundesrepublik heißt. Es geht um eine Klage der Lufthansa, die im Jahr 2006 gegen die Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt-Hahn Klage erhoben hatte. Deren Gesellschafter waren die Fraport AG und die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen. Die Klägerin wendet sich gegen die Konditionen, die die Betreibergesellschaft der Fluggesellschaft Ryanair mit Verträgen aus den Jahren 1999, 2001/2002 und 2005 eingeräumt hatte und die Gegenstand von beihilferechtlichen Prüfverfahren der Europäischen Kommission waren. red

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