Evangelische Kirche lädt ein
Wie Paare im Mai „einfach heiraten“ können
Sich spontan das kirchliche Jawort geben? Das bietet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau am 24. und 25. Mai in mehreren Kirchengemeinden in Rheinland-Pfalz und Hessen an.
Uwe Anspach/dpa

Sich das Jawort vor Gott geben – ganz spontan, ohne Aufwand und Kosten. Wer dies gern möchte, kann Ende Mai die Aktion „einfach heiraten“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau nutzen. Wie das Angebot Kirche und Menschen zusammenbringt.

In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) können Paare Ende Mai „einfach heiraten“. Statt lange eine große Hochzeitsfeier zu planen, soll es die Aktion ermöglichen, an mehreren Orten in Rheinland-Pfalz und Hessen spontan kirchlich zu heiraten. Pfarrerin Monika Christ ist eine der Pfarrpersonen, die Heiratswillige am Sonntag, 25. Mai, in Hachenburg im Westerwald trauen wird. Ihr und einem Hochzeitspaar hat die Aktion bereits im Vorjahr einen ganz besonderen Moment geschenkt.

Monika Christ erinnert sich noch genau an den 24. April 2024. Auch damals rief ihre Kirche Menschen dazu auf, spontan vor den Traualtar zu treten. Für diesen Tag hatte die Pfarrerin das Radioformat „Anstöße“ für den Südwestrundfunk vorbereitet. Es sollte um die Kraft von Sprache gehen, in diesem Fall um das kleine Wörtchen „Ja“.

„Weil wir für die wirklich großen Versprechen noch mehr brauchen als das, was Menschen versprechen können.“
Pfarrerin Monika Christ 2024 im Südwestrundfunk

In der Sendung wies Christ darauf hin, dass Pfarrerinnen und Pfarrer an diesem besonderen Datum ganz bewusst Paare zu einer kirchlichen Trauung einladen, „die ohne die ganz große Feier, ohne viel Drumherum einfach Ja sagen möchten“. Noch heute kann man ihren Beitrag online anhören. In Kirchen und Kirchgärten würden die Menschen an diesem Tag zueinander sagen: „Ja, mit Gottes Hilfe“. „Weil wir für die wirklich großen Versprechen noch mehr brauchen als das, was Menschen versprechen können“, sagte Christ damals.

Nach der Radiosendung bekam die Pfarrerin aus Höhr-Grenzhausen einen Anruf. Ein Paar hatte ihren Beitrag gehört, wollte sich spontan trauen lassen und fragte, „ob heute Abend um 21 Uhr noch frei wäre“, erinnert sich Monika Christ. Eigentlich wollte sie dem Mann am Telefon erklären, dass ihre Kirchengemeinde gar nicht an der Aktion beteiligt ist, dass das hessische Idstein die nächste Anlaufstelle für die Spontan-Heirat ist. „Das habe ich alles nicht gesagt, sondern gesagt habe ich: Ja, 21 Uhr ist frei, ist kein Problem“, erzählt Monika Christ.

Pfarrerin Monika Christ aus der evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen
Peter Bongard/Evangelisches Dekanat Westerwald. Peter Bongard/evangelisches Dekanat Westerwald

Sie besorgt Blumenschmuck und ruft die Kirchenmusikerin der Gemeinde an. Abends zündet Christ Kerzen an, die für die richtige Atmosphäre in der dämmrigen Kirche sorgen. Neben dem Brautpaar selbst sind nur die Pfarrerin und die Musikerin an der Orgel anwesend, als das Paar sich kirchlich das Jawort gibt.

„Sie haben mir zehn Minuten erzählt, wer sie sind, seit wann Sie sich kennen, warum Sie sich lieben und was sie aneinander haben“, erzählt Monika Christ. In eigenen Worten fasst sie die Geschichte des Paars zusammen, spricht ein Gebet und stellt die Traufragen. „Dann habe ich die beiden gesegnet, und sie sind wieder gegangen.“ Noch am selben Abend trägt sie die kirchliche Trauung handschriftlich in das Stammbuch der Eheleute ein – bereits standesamtlich verheiratet zu sein, ist Voraussetzung für eine kirchliche Trauung.

„Wir wissen, dass kirchliche Trauungen vielen Paaren nach wie vor wichtig sind“, sagt Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der EKHN, in einer Pressemitteilung zu der Aktion. „Manchmal befinden sie sich aber in einer Lebenslage, in der der organisatorische Aufwand abschreckend wirken kann oder andere Gründe gegen ein großes Fest sprechen. Dass wir diesem Bedürfnis mit solchen niedrigschwelligen Angeboten entgegenkommen, damit Menschen ihre Beziehung unter Gottes Segen stellen können, finde ich großartig.“

„Ich halte das für den Optimalfall von Kirche, dass an Orten nach dem gefragt wird, wonach Menschen ein Bedürfnis haben, was sie sich wünschen.“
Pfarrerin Monika Christ aus der evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen

Nach der Spontan-Trauung in Höhr-Grenzhausen veröffentlicht Monika Christ einen Instagram-Post darüber – „weil ich gemerkt habe, das war richtig schön, auch für mich als Pfarrerin, weil etwas gefragt war, das mit Spontanität zu tun hat und mit einfach da sein“. Das Paar, so hat die Pfarrerin es empfunden, habe erwartet, dass sie da sei, sie segne – dass es sein Versprechen vor Gott und den Menschen abgeben, seine Trauung quasi vervollständigen könne.

„Ich halte das für den Optimalfall von Kirche, dass an Orten nach dem gefragt wird, wonach Menschen ein Bedürfnis haben, was sie sich wünschen“, betont Monika Christ. Aktionen wie „einfach heiraten“ hätten eine Strahlkraft über die eigentlichen Veranstaltungsorte hinaus, könnten dazu beitragen, Hemmschwellen abzubauen, sodass die Menschen sich trauen, Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort anzusprechen.

Pfarrerinnen und Pfarrer einfach ansprechen

Dazu möchte Monika Christ explizit ermutigen: „Wir können uns ganz viel vorstellen. Wenn Menschen uns abgefahrene Sachen fragen, dann glaube ich, ist die erste Antwort selten: Nö, geht nicht.“ Zwischen Himmel und Erde, glaubt Christ, ist mehr möglich. Die erste Antwort sei eher ein: „Ja, gucken wir mal, wie wir das machen.“

Pfarrerinnen und Pfarrer seien recht frei in ihrem Handeln. „Wir sind natürlich unserer Kirche verpflichtet, aber in erster Linie bin ich in meinem Dienst Gott verpflichtet, und ich bin in meinem Dienst, um Menschen Segen mitzugeben. Den Rest überlasse ich Gott“, sagt Christ.

Viele Paare verbinden eine Hochzeit heute mit hohen Kosten - doch die Trauung in der Kirche ist kostenfrei, betont Pfarrerin Monika Christ. Mindestens ein Partner muss Mitglied in der evangelischen Kirche sein.
Rolf Vennenbernd/dpa

Welchem Bedürfnis die evangelische Landeskirche mit „einfach heiraten“ begegnen möchte? Die Aktion, so Christ, solle zeigen, dass eine kirchliche Trauung völlig losgelöst von dem immer größer werdenden Hochzeitsmarkt möglich ist. Viele Menschen hätten inzwischen im Hinterkopf, dass heiraten von langer Hand geplant sein müsse, mit einem großen Fest und hohen Kosten verbunden sei.

Doch kirchlich ist das gar nicht nötig, „kirchlich nötig ist nur, dass zwei Leute heiraten wollen und sagen: Wir wollen das eben nicht nur im Standesamt oder nicht in einer freien Trauung, sondern wir wollen das vor Gott und vor den Menschen“, sagt Monika Christ. Aufwendig organisiert müsse das nicht sein – „einfach kommen, heiraten und wieder gehen“.

Die kirchliche Heirat kostet nichts

Außerdem: Für die Hochzeit in der Kirche werden keine Gebühren erhoben. Der Dienst der Pfarrpersonen sowie die Nutzung der Räumlichkeiten kosteten nichts, „weil sie dafür da sind und weil Menschen dafür Kirchensteuer bezahlen“, erklärt Christ. Auch „einfach heiraten“ ist für die Paare kostenfrei. Wer etwas spenden möchte, dürfe das natürlich tun. Denn an den Aktionstagen werden auch Musiker und Fotografen im Einsatz sein, die ein Honorar bekommen.

Der Reiz an „einfach heiraten“ könne sein, sich in einer intimen Situation das Jawort zu geben, nur die engsten Vertrauten mitzubringen und „sich sehr auf den Moment zu konzentrieren“, sagt Christ. Jedes Paar habe seine eigene Zeremonie, müsse sich nicht vor einer Atmosphäre fürchten, in der die nächsten ungeduldig in der Warteschlange stehen. Dass außer einem selbst vielleicht noch zehn weitere Paare kommen, könne für manche ebenso ein Pluspunkt sein – zu wissen, „es ist auch nicht so ein Fokus nur auf uns“.

Das sind die Traumöglichkeiten in Rheinland-Pfalz

Eine Anmeldung ist für „einfach heiraten“ nicht erforderlich, kann aber vorab getätigt werden. Für eine kirchliche Trauung, so teilt die EKHN weiter mit, sollten die standesamtliche Trauurkunde, ein Nachweis über die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche von mindestens einem Partner und die Personalausweise mitgebracht werden. Auch die Segnung von Paaren ist möglich. Traumöglichkeiten auf rheinland-pfälzischem Gebiet der EKHN:

Am Samstag, 24. Mai, kann von 13 bis 18 Uhr in der evangelischen Jakobuskirche Freiendiez sowie im Gemeindehaus (Friedrich-Eibach-Haus) geheiratet werden – bei gutem Wetter im Hof.

In Hachenburg dürfen Paare sich spontan am Sonntag, 25. Mai, das Jawort geben. Möglich ist dies von 11 bis 16 Uhr an mehreren Orten rund um die evangelische Schlosskirche – je nach Nachfrage auch länger.

In Mainz sind am 25. Mai von 14 bis 19 Uhr die Lutherkirche und die Zitadelle Anlaufstellen für Heiratswillige. red

Nähere Infos unter www.einfachheiraten.info

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