Wann erfährt Rheinland-Pfalz, wie viele Impfdosen es erhält, und wie viele sind angekommen?
„Rheinland-Pfalz erhält die Lieferlisten in unregelmäßigen Abständen, teils auch kurzfristig“, erklärt Timo Konrad als Sprecher der Geschäftsstelle Impfen des Landes. Für Mai gibt es derzeit offenbar noch keine Klarheit. Bis zum 14. April wurden laut Ministerium folgende Mengen geliefert: Von Biontech kommen 784.875 Impfdosen (von den fehlenden 10.000 Impfdosen der vergangenen Woche sind bereits 5800 nachgeliefert, der Rest folgt mit der nächsten Lieferung). Hinzu kommen von Astrazeneca 292.800 Impfdosen, von Moderna 86.400. Die angekündigten insgesamt rund 12.000 Dosen von Johnson & Johnson fallen aus.
Wird Astrazeneca stark gemieden?
Landesweit liegt der Anteil der nicht wahrgenommenen Termine in den Impfzentren beim Vakzin Astrazeneca bei rund 6 Prozent, sagt das Ministerium. Der Kreis Ahrweiler teilte allerdings mit, dass bei diesem Vakzin die Zahl der Terminausfälle bei 5 bis 25 Prozent liege. Der Kreis Mayen-Koblenz bezifferte die Ausfälle auf etwa „fünf bis zehn“ Personen pro Tag. Ein Tausch des Impfstoffs „ist jedoch weiterhin ohne medizinische Indikation nicht möglich“, heißt es unter anderem aus Bad Kreuznach.
Wer liefert Impfstoff an, und wer verteilt ihn wie im Land? Wenn das Ministerium seine Impfbilanzen vorstellt, weiß es ja, dass es bisher mehr als 820.000 Impfungen und 250.000 Zweitimpfungen gab.
Der Bund beliefert zentrale Lagerstätten der Länder. In Rheinland-Pfalz bringt dann eine beauftragte Spedition die Vakzine zu den Impfzentren. Der limitierende Faktor ist, sagt das Ministerium, „leider noch immer der begrenzt verfügbare Impfstoff“. Es gebe deutlich mehr Registrierungen als Impfstoff. Die Verteilung an die Impfzentren hängt dem Ministerium zufolge grundsätzlich von mehreren Faktoren ab: von der Menge des vom Bund zugeteilten Impfstoffs, vom Bevölkerungsanteil der von einem Impfzentrum bedienten Region an der rheinland-pfälzischen Gesamtbevölkerung und von den Bedarfen der Mobilen Impfteams. Zudem gibt es demnach gesonderte Kontingente für Krankenhäuser, für die Polizei und für die Gefängnisse, darüber hinaus Sondereffekte – etwa für Impfungen in an Risikogebiete grenzende Regionen.
Wie wird die angekündigte Liefermenge mit der Terminvergabe abgestimmt?
„Rheinland-Pfalz arbeitet mit einem rollierenden System.“ Das bedeutet laut Ministerium: Die Planung erfolgt auf Basis der fest zugesagten Mengen an Impfstoff durch den Bund. Bei jeder Erstterminvergabe wird auch der Zweittermin in der Planung hinterlegt, erklärt Konrad. Daher seien die bereits zur Verfügung stehenden Impfdosen verplant, es ergebe sich aber naturgemäß ein größerer „Lagerbestand“ jeweils kurz nach Anlieferung neuer Impfstoffmengen. Der werde rasch abgebaut, weil er ja fest mit Terminen hinterlegt sei.
Wie viele Personen managen die Terminvergabe?
Diese übernimmt das beim Ministerium angesiedelte Team der Impfdokumentation Rheinland-Pfalz – mit rund 50 Mitarbeiter plus externen Dienstleistern. Das Team hat zuvor vor allem das Krebsregister gemanagt, wie es heißt. Die Impftermine werden, sagt Sprecher Konrad, hauptsächlich automatisiert vergeben. Bei der Hotline nehmen pro Schicht im Schnitt rund 150 Mitarbeiter(innen) eines Dienstleisters Anrufe entgegen. Diese Zahl könne bei Bedarf noch steigen.
Werden Reserven angelegt?
Rheinland-Pfalz hat laut Ministerium in den vergangenen Wochen meist mehr als 80 Prozent aller Impfstoffe verabreicht. Es müsse aber eine eiserne Reserve zurückgehalten werden, „um für eventuelle Lieferausfälle oder reduzierte Lieferungen abgesichert zu sein“. Schließlich seien zuletzt „aus nicht nachvollziehbaren Gründen 10.000 Impfdosen von Biontech weniger geliefert“ worden. Hinzu komme, dass sich durch den zeitweisen Impfstopp von Astrazeneca und die Änderung der Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission sowohl Impftermine wie Planungen verzögert hätten. Alle bereits vergebenen Impftermine an Personen unter 60 Jahren mussten auf Moderna oder Biontech umgebucht werden. Nebeneffekt: Mit der geänderten Impfempfehlung für Astrazeneca können sich nun auch 60- bis 69-Jährige für eine Corona-Schutzimpfung registrieren.
Wie funktioniert das Meldesystem ans Robert Koch-Institut (RKI)?
Die Impfdokumentation Rheinland-Pfalz meldet die Zahlen ans RKI. Die Impfzentren melden ihm Zahlen digital. Zeitliche Verzögerungen entstünden, weil Daten der mobilen Impfteams, der Krankenhäuser, der Gefängnisse, der Polizei und der Dialysepraxen teils auch noch abgeholt werden müssten. Die Arztpraxen melden die Anzahl der Impfungen direkt ans das RKI. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) muss aber täglich nur ein „eingeschränkter Datensatz“ (jeweils die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen, aufgegliedert nach Impfstoffen, sowie die Zahl der geimpften über 60-Jährigen) weitergegeben werden. Angaben zur Impfindikation sowie die Chargennummer würden später mit der Quartalsabrechnung erfasst und durch die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder an das RKI übermittelt. Alle Angaben werden aber auch wie gewohnt in der Patientenakte notiert.
Wer organisiert die Lieferungen an die Hausärzte, die im Land bisher 97.350 Patienten geimpft haben? Haben sie Planungssicherheit?
Der Impfstoff geht vom Bund an den Großhandel und dann über Apotheken an die Praxen. Die Ärzte bestellen bei Apotheken. Zumeist könne der Großhandel weniger Dosen liefern als gewünscht, sagt Petra Engel-Djabarian beim Landesapothekerverband. Spätestens donnerstags wüssten die Ärzte, welche Dosen sie in der nächsten Woche verimpfen könnten. Laut Bundesgesundheitsministerium erhalten die Hausärzte derzeit nur die begrenzte Liefermenge von bundesweit etwa einer Million Impfdosen pro Woche. Laut Hausärzteverband wurden diese Woche aber nur 70 Prozent geliefert, nachdem es auch in den Wochen vorher deutlich weniger waren.
Wann können Ärzte, die ihre Patienten gut kennen, die Impfzentren ersetzen?
Dies ist wegen „noch immer limitiert verfügbaren Impfdosen noch nicht geplant“, erklärt das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium.