Durch den Klimawandel wird der Herbst wichtiger für Neupflanzungen - Die Gartenakademie erklärt, worauf es ankommt
Wie der Garten Trockenheit besser übersteht: Das kann im Herbst getan werden
Ein im Herbst gepflanzter Baum kann Winterniederschläge nutzen und Wurzeln ausbilden, um im Frühjahr schon an seinem Standort etabliert zu sein.
Adobe Stock/Photographee.eu

Nach diesem Sommer blickt so mancher Gartenbesitzer traurig in seine einst grüne, blühende Oase: brauner Rasen, frühzeitig verfärbtes Laub, Pflänzchen, die die Trockenheit nicht überlebt haben. Was ist zu tun, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken?

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Ein im Herbst gepflanzter Baum kann Winterniederschläge nutzen und Wurzeln ausbilden, um im Frühjahr schon an seinem Standort etabliert zu sein.
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Der Herbst ist eine gute Zeit für Neupflanzungen. Eva Hofmann von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz erklärt, wie Sie Ihren Garten klimaresistenter gestalten können. Hier die wichtigsten Tipps im Überblick:

1Was ein heißer, trockener Sommer für die Gartenarbeit bedeutet: „Der Sommer 2022 war geprägt von extremen Wärmetagen und flächendeckendem Wassermangel“, sagt Eva Hofmann. Wie der Deutsche Wetterdienst im August vermeldete, war dieser Sommer der sechsttrockenste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881. Auch ein überdurchschnittlich nasser Winter konnte das zunehmende Austrocknen der Böden ab Mai nicht verhindern. „Die Böden sind auch in tieferen Schichten ausgetrocknet“, erklärt Hofmann. Die Folge: Teilweise sehen schon lange etablierte Gartenpflanzen nicht mehr dekorativ aus, tragen keine Früchte oder sind vertrocknet und ganz abgestorben.

„Man merkt, dass die bisherigen Gartenbewirtschaftungsmethoden nicht mehr so funktionieren“, sagt Hofmann. Im Sommer im Garten zu arbeiten, sei zudem fast unmöglich gewesen. Wer Schatten spendende Bäume hat, konnte sich dort zwar aufhalten, „aber irgendetwas zu pflanzen, war vollkommen unmöglich, so hart und festgetrocknet, wie der Boden war“. Der Sommer werde zur Ruhephase im Garten – für die Hobbygärtner, aber auch für Pflanzen wie die Gräser, die braun werden und sich in ihre Wurzelstöcke zurückziehen, um dort zu überdauern.

Jetzt, nach den ersten Regenfällen, „zeigt sich auf ganz vielen Rasenflächen schon wieder ein grüner Flaum“, so Hofmann. Im September und Oktober falle wieder mehr Regen, die Nächte kühlten ab, „und man kann wieder anfangen, den Boden zu bearbeiten, Löcher zu graben und neue Pflanzen einzusetzen“. Es ist an der Zeit für eine Bestandsaufnahme im Garten: Was soll ersetzt werden? Und ganz wichtig: Gibt es Bäume, die Schatten spenden?

2Pflanzen, die der Trockenheit trotzen: Grundsätzlich sollten Hobbygärtner darauf achten, dass ihre Pflanzen zum Standort passen. „Man muss sich seinen Garten noch mal genau anschauen: Wie viel Sonne habe ich tagsüber – und vertragen das die Pflanzen, die dort wachsen, gut?“, nennt Eva Hofmann den Ausgangspunkt für eine Bestandsaufnahme im Garten. Auch klassische Garten- und Beetstauden wie der Phlox kämen mittlerweile an halbschattigen Standorten besser zurecht als an ganztags besonnten. „Und dann muss man den Rhododendron und die Hortensie vielleicht gegen Zistrosen und Lavendel ersetzen“, sagt Hofmann, „die mit unseren gegenwärtigen Bedingungen besser zurechtkommen.“

Gerade das mediterrane Pflanzensortiment, zu dem Zistrose und Lavendel gehören, halte Trockenheit besser aus. Als weiteres Beispiel nennt Hofmann den Mönchspfeffer. Aber auch Präriestauden und -gräser seien zu empfehlen. „Die bilden tiefe Wurzeln und überstehen damit gut längere Trockenperioden“, erklärt die Gartenexpertin. Zu den klassischen Präriestauden zählten etwa Sonnenhut, Indigolupine oder Rutenhirse. „Das sind mehrjährige krautige Pflanzen.“

Wer auf heimische Pflanzen zurückgreifen möchte, könne sich bei Wiesenblumen umsehen, die auf Trockenrasen gedeihen, wie etwa Wiesensalbei, Schafgarbe, Steinkraut, Witwenblume oder Königskerze. Auch unter den heimischen Bäumen und Sträuchern gebe es Exemplare, die mit dem Klimawandel zurechtkommen. Als Beispiele nennt Eva Hofmann Zieräpfel, Winterlinde, Feldahorn oder die Echte Mispel. „Das sind heimische Baumarten, die auch für kleinere Gärten gut geeignet sind“, sagt die Gartenexpertin.

Bäume, die gut in einem trockenen Stadtklima gedeihen, seien beispielsweise der Judasbaum aus Südeuropa, der in Japan verbreitete Dreizahn-Ahorn, der Montpellier-Ahorn oder der asiatische Bienenbaum. Oftmals hätten Gartenbesitzer die Sorge, dass aus dem Ausland stammende Pflanzen schlecht für die heimische Flora und Fauna sind. Doch die von ihr vorgeschlagenen Arten „sind nicht invasiv und bieten auch einen Mehrwert für die heimische Insektenwelt“, betont Eva Hofmann.

Die Zistrose kommt mit unseren aktuellen klimatischen Bedingungen besser zurecht als etwa der Rhododendron, erklärt Eva Hofmann von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz.
Eva Hofmann

3Darum ist der Herbst eine gute Pflanzzeit: Inzwischen konnte der Boden wieder etwas Feuchtigkeit aufnehmen – und es kommt hoffentlich noch mehr dazu. Der Boden ist lockerer und lässt sich wieder mit dem Spaten bearbeiten. „Der Boden hat zudem noch Wärme gespeichert, die die Wurzeln zum Wachsen brauchen“, erklärt Hofmann. Zwar gingen die Pflanzen zum Winter hin in eine Ruhephase, werfen Blätter ab oder ziehen sich in ihre Wurzelstöcke zurück. Doch wer jetzt einen kahlen Baum pflanze, könne damit rechnen, dass die Wurzeln über den Winter weiterwachsen – „zumindest bei Temperaturen über 4 Grad“.

Ein Baum, der im Herbst gepflanzt werde, habe einen deutlichen Vorteil gegenüber einem, der erst im März gepflanzt werde. Die im Herbst gesetzte Pflanze könne die Winterniederschläge nutzen und Wurzeln ausbilden, um im Frühjahr schon an ihrem Standort etabliert zu sein. Das im Frühjahr gepflanzte Bäumchen „muss dann gleichzeitig mit Wurzelwachstum, Blattaustrieb und Blütenbildung anfangen“, sagt die Expertin. Das sei für den im März gepflanzten Baum mehr Stress als für die Pflanze, die schon Wurzeln geschlagen hat.

Stauden und empfindliche Gehölze könnten bis Ende Oktober gepflanzt werden, winterharte Gehölze den ganzen Winter hindurch, solang es frostfrei ist. Durch den Klimawandel tritt der Herbst gegenüber dem Frühjahr noch mehr als Pflanzzeit hervor. Denn werden Pflanzen im Frühjahr kurz vor einer Hitzeperiode eingesetzt, „wachsen sie nicht so gut an, wenn es direkt warm wird“, erklärt Eva Hofmann und malt ein mögliches Szenario aus: „Wenn im April schon Hitze herrscht und ab Mai kein Regen mehr kommt, gießt man wie verrückt mit Wasser, das man gerade eigentlich nicht hat – und die Pflanzen schaffen es dennoch nur schwer.“

4Das kann man noch tun, um den Garten trocken- und hitzeresistenter zu machen: „Am besten plant man Schattenbäume, Fassaden- und Dachbegrünung ein, wo immer es geht“, sagt Eva Hofmann. Zudem könne man überlegen, den Zaun mit einer Kletterpflanze zu beranken oder ihn durch eine Hecke zu ersetzen. Denn: „Alles Grün, das wir um uns haben, wirkt wie eine natürliche Klimaanlage“, erklärt die Gartenexpertin. Durch das Verdunsten von Wasser schaffen Pflanzen einen Kühlungseffekt. Alles, was Schatten und Verdunstungskälte bringe, wirke sich positiv aufs Kleinklima aus „und macht uns das Leben im Garten angenehmer“, sagt Hofmann – das gelte für Menschen und Pflanzen gleichermaßen.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei es, Flächen zu entsiegeln. Man könne schauen, ob es Wege ums Haus gibt, die man von Pflastersteinen oder Asphalt befreien kann, „um es dem Boden zu ermöglichen, möglichst viel Wasser aufzunehmen und zu speichern“, lautet Eva Hofmanns Tipp. Um den Boden vor dem Austrocknen zu schützen, sei es zudem wichtig, ihn zu mulchen. Also: „Den Boden nicht nackt daliegen lassen, sondern ihn mit organischem Material bedecken“, rät Hofmann. Zum Einsatz kommen kann hier Grünschnitt aus dem eigenen Garten wie gemähtes Gras.

Ein mediterraner Garten mit trockenheitsverträglichen Sträuchern braucht im Sommer gar nicht gewässert zu werden. Die Pflanzen sind an sommerliche Trockenphasen angepasst.
Eva Hofmann

5Darum hat der Rasen ausgedient: Soll der Rasen im Sommer schön grün bleiben, bedarf es jeder Menge Wasser. Das kann problematisch werden, wenn in Dürresommern das Wasser knapp wird. Zudem werden durch das Mähen, Düngen und Vertikutieren Energie und Ressourcen verbraucht. Eva Hofmanns Fazit: „Der Aufwand lohnt sich nicht wirklich.“ Sie rät dazu, den Rasen mit Bäumen zu beschatten – und mehr auf Kräutermischungen zu setzen. „Es gibt Saatgutmischungen, die neben Gräsern auch noch verschiedene Blumen und Kräuter enthalten“, sagt Hofmann. Diese böten nicht nur Nahrung für Insekten, sondern seien durch ihre tieferen Wurzeln auch trockenheitsverträglicher.

6Das sollte man beim Anpflanzen beachten: Das Pflanzloch sollte mindestens eineinhalb- bis zweimal so groß sein, wie der Topf, in dem man die Pflanze gekauft hat. Doch die Pflanze darf nicht zu tief eingesetzt werden: „Also auf keinen Fall tiefer einbuddeln, als sie vorher im Topf gesessen hat“, sagt Hofmann. Zudem müsse ein frisch gepflanztes Pflänzchen gut angegossen werden. „Auch wenn man denkt: ,Es hat ja erst geregnet‘“, sagt die Expertin.

Als Faustregel gelte: Lieber seltener, dafür tiefgründiger wässern. Durch diese Gießstrategie könne man die Pflanzen dazu erziehen, in tieferen Bodenschichten zu wurzeln. „Dann kann man nach drei, vier Jahren bei Bäumen und den meisten Stauden und Gräsern mit dem Gießen aufhören“, sagt Hofmann. „Sie versorgen sich dann selbst mit Wasser aus der Tiefe.“

Und gerade mediterrane, trockenheitsliebende Pflanzen kämen im Sommer auch ohne Bewässerung aus. Lavendelfelder in der Provence würden im Sommer schließlich auch nicht gegossen. Ist viel im eigenen Garten durch die Trockenheit kaputtgegangen, sollte das aus Hofmanns Sicht ein Ansporn sein, nun umso mehr neu zu pflanzen. „Je unterschiedlicher und vielfältiger wir pflanzen, desto besser schaffen wir es vielleicht über die nächsten Jahre, eine widerstandsfähige Begrünung aufzubauen.“

Die Gartenakademie ist die Beratungsstelle des Landes Rheinland-Pfalz für Gartenbesitzer und Kommunen. Kontaktdaten und weitere Gartentipps gibt es unter www.gartenakademie.rlp.de. Alle Texte der Serie „So machen Sie den Garten klimafreundlich“ finden Sie unter www.ku-rz.de/klimagarten

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