RZ-Reporterin stirbt mit 72
Mensch und Maßstab: Wir trauern um Ursula Samary
Ursula Samary ist tot: Die langjährige, weithin geachtete Redakteurin unserer Zeitung starb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren.
Thomas Frey

Die Rhein-Zeitung trauert um eine ihrer größten Journalistinnen: Ursula Samary ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Die langjährige Chefreporterin hinterlässt viele Spuren – in der Redaktion, im Verlag, aber auch in der Landespolitik.

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Wir leben in Zeiten, in denen schnell – oft zu schnell – mit großen Worten hantiert wird. Aber gleichwohl gibt es sie, Gelegenheiten und Anlässe, bei denen man zu diesen großen Worten greifen darf. Und manchmal leider auch muss. Auch bei einer Kollegin, die um sich selbst nie große Worte gemacht hat: Ursula Samary, langjährige Redakteurin und Landeskorrespondentin der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben, ist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben.

Ursula Samary war für ganze Generationen von Redakteurinnen und Redakteuren unserer Zeitung Vorbild und Lehrmeisterin. Auf ihre ganz eigene Art: Nie war ihr Tun von Standesdünkel geprägt. Vielmehr war sie es, die Wissen teilte und immer wieder auch den Rat der Jüngeren suchte. Und noch auf eine andere Weise wurde sie zum „role model“, wie man heute sagen würde: Sie war die erste Frau, die in die Phalanx der Männerwelt einbrach, die Redaktionen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals noch waren.

Volontärin mit 18

„Sie war eine hervorragende Redakteurin und absolut loyal gegenüber dem Verlag. Genau wie ihr Vater, der stellvertretender Anzeigenleiter war“, würdigte Verleger und Gesellschafter Walterpeter Twer die Laufbahn Ursula Samarys. Auch Olaf Theisen, Gesellschafter des Mittelrhein-Verlages, in dem die Rhein-Zeitung erscheint, zeigte sich tief betroffen: „Das ist eine wirklich traurige Nachricht. Welch eine großartige Kollegin hat uns verlassen.“

„US“ – so lautete das Namenskürzel der Kollegin – war in der Tat beides: Mensch und Maßstab. Geboren 1952 in Vallendar, fing sie noch im Alter von 18 Jahren als Volontärin in der Redaktion an. Danach waren ihre ersten Stationen die damaligen Lokalredaktionen Andernach und Bad Ems, bevor sie 1978 in die zentrale Nachrichtenredaktion ging. 1990 erfolgte dann der Wechsel in die landespolitische Berichterstattung, wo sie später Chefreporterin wurde und dies bis zum Ruhestand 2018 blieb.

„Sie wusste um die Bedeutung des faktenbasierten Qualitätsjournalismus als Säule unserer Demokratie.“
Ministerpräsident Alexander Schweitzer über Ursula Samary

In dieser Rolle wurde sie zum Aushängeschild der Rhein-Zeitung. Für ihre Berichterstattung um den Justizstandort Koblenz erhielt sie den Wächterpreis der Tagespresse. Auch die Skandale am Nürburgring deckte sie ebenso nachhaltig wie unerbittlich auf. „Sie hakte nach, ja, bohrte nach, ohne dabei auf ihr Gegenüber aufdringlich oder gar penetrant zu wirken. Sie verfügte über ein Netzwerk, das seinesgleichen suchte, hatte für jede Recherche den passenden Kontakt abgespeichert“, erinnert sich Markus Kratzer, langjähriger Weggefährte und Nachrichtenchef.

Aber auch auf die um Jahrzehnte Jüngeren hat Ursula Samary bleibende Wirkung hinterlassen. „Frau Samary war und bleibt für mich ein großes Vorbild. Sie stand wie keine Zweite für fundierten und immer kritischen Journalismus. Fast bis zum Schluss gab sie 110 Prozent für unsere Zeitung, sie war immer da, wenn es politisch zur Sache ging. Ich werde unsere Grande Dame vermissen“, sagt Bastian Hauck, heutiger Landeskorrespondent der Rhein-Zeitung.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sieht es ähnlich: „Mit großer Betroffenheit habe ich vom Tod Ursula Samarys erfahren. Sie wusste um die Bedeutung des faktenbasierten Qualitätsjournalismus als Säule unserer Demokratie. Mein Mitgefühl gilt ihrer Familie und allen, die ihr verbunden waren.“

Und für viele andere Stimmen, für die ein Text auch ohne zu viele große Worte viel zu kurz ist, bringt es Rainer Stauber, langjähriger Schlussdienstredakteur, auf den Punkt: „Für mich war Ursula Samary ein absolutes Vorbild, auch wenn sie mich im Schlussdienst gefühlt 100.000 graue Haare gekostet hat. Jedes einzelne war es wert.“

Auch das war Ursula Samary: Nie war sie fertig. Die Themen gingen ihr nie aus. Weil sie ein begnadetes Gespür dafür hatte, was Menschen wirklich interessiert. Sie wird uns fehlen, wir werden sie vermissen. Und in ihrem Geist und in ihrem Andenken weiter das beherzigen, was sie im Gespräch mit dem Autor dieser Zeilen einmal so formuliert hat: „Wir dürfen alles. Nur nicht vergessen, woher wir kommen und für wen wir schreiben.“

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