Rheinland-Pfalz
Werden Berufsschulen vernachlässigt?
Werden Berufsschulen vernachlässigt?

Der Weg in das Berufsleben kann für viele Schüler steinig werden, zumal, wenn sie nicht gerade die besten Noten haben. Bildungspolitiker fordern daher mehr sozialpädagogische Angebote, um auch die Schwachen stark zu machen.

dpa

Rheinland-Pfalz - Führen die Berufsschulen in Rheinland-Pfalz ein Schattendasein? FDP und CDU beklagen Ausstattungsmängel und Unterrichtsausfall.

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Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Rheinland-Pfalz – Führen die Berufsschulen in Rheinland-Pfalz ein Schattendasein? FDP und CDU beklagen Ausstattungsmängel und Unterrichtsausfall. Die Landesregierung hält die Vorwürfe für übertrieben.

Die FDP- und CDU-Opposition im Land sowie der Fachverband VLBS sind sich einig: Der Unterrichtsausfall an rheinland-pfälzischen Berufsschulen ist deutlich zu hoch. Zudem leiden viele Schulen an Ausstattungsmängeln.

FDP-Fraktionschef Herbert Mertin attackiert die Landesregierung scharf: „Sie darf die berufsbildenden Schulen nicht länger als Stiefkind der Bildungspolitik behandeln.“ Bildungspolitikerin Bettina Dickes (CDU) warnt: „Dieses Schuljahr fehlen 300, nächstes 400 Stellen. Die SPD-Regierung rast bildungspolitisch auf den Abgrund zu.“

Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) hält dagegen: „Die Angebote der Berufsschulen werden ständig ausgeweitet und verbessert. Von einem Stiefkind in der Bildungspolitik kann daher keine Rede sein.“ Doch was ist an der massiven Kritik dran? Hier eine kleine Übersicht:

Das Problem Unterrichtsausfall: Unstrittig sind die Zahlen. Im Schuljahr 2009/10 lag er an berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz bei 6,2 Prozent, im Schuljahr 2008/09 bei 6,9 Prozent. Die Konsequenz: Religions- und Sportstunden fallen flach. Besonders in den Bereichen Metall und Elektro kommt es zu Engpässen. „Ein Unterrichtsausfall in dieser Höhe ist nicht hinnehmbar“, sagt Ulrich Brenken, Vorsitzender des Verbandes der Lehrer an Berufsbildenden Schulen (VLBS) in Rheinland-Pfalz. Brenken weiter: „Wenn man ausrechnet, wie viele Schüler notwendig sind, bis ein Bundesland einen Lehrer einstellt, liegt Rheinland-Pfalz im Vergleich nur auf Platz 13.“

CDU-Politikerin Dickes glaubt, dass Unterrichtsausfall auch die regionale Wirtschaft schwächt: „Auszubildende müssen zum Teil viel zu weite Wege in Kauf nehmen. Das kann dazu führen, dass im ländlichen Raum bestimmte Ausbildungsberufe irgendwann ganz wegfallen.“

Das Mainzer Bildungsministerium versucht, möglichst viele Quer- und Seiteneinsteiger zu finden, heißt es. Zudem wird kräftig bei Studienanfängern geworben, um den Unterrichtsausfall einzudämmen. Aktuell entwickelt das Ministerium ein Konzept, um Fachlehrer so zu qualifizieren, dass sie mehrere Fächer geben können. Nach Ansicht von Kennern der Branche liegt ein großes Problem ohnehin ganz woanders: „Die guten Absolventen werden von der freien Wirtschaft abgeworben. Dort verdienen sie ein Vielfaches.“

Das Problem Ausstattungsmängel: „Das ist ein Dauerbrenner“, sagt ein Berufsschullehrer, der anonym bleiben will, „unsere Sachausstattung ist im Vergleich zu den Gymnasien erheblich schlechter.“ Wie gut Labore und Ausbildungswerkstätten ausgerüstet sind, kann im Einzelfall allerdings sehr abweichen. VLBS-Vorsitzender Brenken: „Das Land bemüht sich, aber an einigen Schulen ist die Technik veraltet.“ Ein Beispiel: „Wir brauchen im Kfz-Bereich einfach die neuesten Einspritzanlagen.“ Warum manche Berufsschulen hingegen erstklassig ausgerüstet sind, erklärt ein Berufsschullehrer so: „Wer einen guten Sponsor in der Industrie findet, dem geht's gut.“

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