Mittelrhein
Welterbe Oberes Mittelrheintal: Neues Tal total radelt auf alten Pfaden
Das schöne Wetter spielte den Veranstaltern von Tal total in die Karten.
Annette Hoppen

Mittelrhein – Die Ketten sind geschmiert, die Reifen aufgepumpt – der Raderlebnistag Tal total kann am kommenden Sonntag im Welterbe Oberes Mittelrheintal auf autofreien Straßen starten. Wäre es nach dem Veranstalter, der Romantischer Rhein Tourismus GmbH, gegangen, so hätte man die Bundesstraßen 9 und 42 nicht für motorisierte Fahrzeuge gesperrt. 

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Von unseren Redakteuren Volker Boch und Michael Stoll

Tal total in der Hauptsache auf vorhandenen Radwegen, dafür aber erweitert bis nach Unkel und Remagen, das war die Idee – die prompt auf massive Kritik stieß. Am Ende setzte sich „Volkes Stimme“ durch, den Erlebnistag 2014 wie die 22 Jahre zuvor ohne große Änderungen ins Rennen um die Publikumsgunst zu schicken.

Gleichwohl hatten Befürworter der Traditionsveranstaltung Ende vergangenen Jahres gefordert, das Potenzial von Tal total auszubauen und attraktivere Events am Rande der 120 Kilometer langen Strecke anzubieten, um wieder mehr Radler auf die Pisten zwischen Koblenz und Bingen sowie Lahnstein und Rüdesheim zu bringen. Außerdem sollten sich Kommunen, Vereine und Sportorganisationen stärker an der Finanzierung beteiligen, Sponsoren und Partner gesucht werden, auch um überregional werben zu können. Die Argumente: Geschätzt traten in 22 Jahren rund zwei Millionen Menschen bei Tal total in die Pedale, hier ist eine Marke eingeführt, die man nicht ohne Not ändern sollte.

So viel vorweg: Am Programm hat sich wenig bis nichts verändert. Feste, Konzerte, Infostände, eine Rallye des Auto Clubs Europa (ACE) bestimmen das Geschehen. In Bingen gibt's am Kulturufer ein Jazzfestival, in Braubach ein Jugendfahrradturnier des ADAC Mittelrhein und in Lorch ein Motorbootrennen. Der Kreis derjenigen, die sich engagieren, hat sich offenbar kaum vergrößert. Den Eindruck bestätigt Claudia Schwarz, Geschäftsführerin der Romantischer Rhein Tourismus GmbH: „Es gibt in diesem Jahr keine zusätzlichen Events, um Tal total attraktiver zu machen. In den Vorbereitungsrunden war man der Meinung, dass die einzigartige Landschaft sowie der Einklang von Natur und sportlicher Betätigung das Erlebnis ausmachen und die Leute anlocken. Wir müssen schauen, was nun daraus wird.“

Ebenso ernüchternd sieht es in Sachen Finanzen aus: „Vereine und Verbände beteiligen sich nur ideell“, sagt Claudia Schwarz. „Einige Kommunen haben sich bereit erklärt, etwas zu zahlen, andere haben dies abgelehnt. Und es gibt sogar Kommunen, die von uns verlangen, ihre Kosten für Straßensperrungen zu übernehmen.“ Das Land gibt laut Schwarz 2000 Euro Zuschuss, 1500 Euro der Rhein-Lahn-Kreis, 1000 Euro die Stadt Koblenz. Einnahmen aus Sponsoring sind nicht zu verzeichnen. Die Touristikgemeinschaft Tal der Loreley ist mit 8000 Euro eingesprungen – in diesem Jahr. „Wir müssen nach dem Erlebnistag mit den Kommunen sprechen, wie es weitergeht, damit wir Planungssicherheit haben“, sagt Schwarz. Ein Vorschlag zielt darauf ab, dass alle Städte und Gemeinden jeweils 250 Euro beisteuern. Aber auch darüber wird schon wieder heftig diskutiert ...

Was hat sich nun im Nachklang zur großen Aufregung tatsächlich bei Tal total verändert? Zunächst mal ist man der Hotellerie entgegengekommen und hat den Veranstaltungszeitraum „eingekocht“, damit Gäste besser an- und abreisen können.

Die Straßen sind nicht mehr von 9 bis 19 Uhr, sondern nur noch von 10 bis 18 Uhr gesperrt. Was Lothar Weinand, Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga und Gastronom am Rhein, so kommentiert: „Wir sind damit etwas zufriedener.“ Und: Die Mittelrheinbahn setzt nicht nur rechtsrheinisch, sondern auch linksrheinisch zusätzliche Züge ein. Wie viele Skater und Radler am Sonntag kommen werden, da will sich Claudia Schwarz nicht festlegen: „Ich bin selbst gespannt.“ Einer wird auf jeden Fall dabei sein, denn er hat's auf einer Veranstaltung unserer Zeitung versprochen: Rudolf Scharping, Ex-Ministerpräsident und heute Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, steigt zum Auftakt in St. Goarshausen zu.

Mit vielen Gästen rechnet die Stadt Boppard, deren Bürgermeister Walter Bersch sich vehement für den Erhalt der Veranstaltung ausgesprochen hatte. „Ich bin froh, dass Tal total wieder stattfindet“, sagt er, „Boppard ist bestens gerüstet, unsere Gastronomie ist gut vorbereitet.“ Ein neues Konzept aufzulegen, sei für seine Stadt nicht nötig gewesen, denn die Veranstaltungsschwerpunkte am Marktplatz und am Rheinufer rund um den Fähranleger hätten sich in den vergangenen Jahren als Publikumsmagnete herauskristallisiert.

Weitere Informationen zur Großveranstaltung am 29. Juni unter www.tal-total.de

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