Bitburg/Trier
Von Eltern vernachlässigtes Baby stirbt in Klinik

Bitburg/Trier - Sie wussten nicht, was sie taten - mit diesen Worten beschreibt ein Staatsanwalt den Fall von Eltern, die ihr Baby vernachlässigten. Sie brachten es abgemagert ins Krankenhaus. Zu spät, das Kind starb.

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Bitburg/Trier – Sie wussten nicht, was sie taten – mit diesen Worten beschreibt ein Staatsanwalt den Fall von Eltern, die ihr Baby vernachlässigten. Sie brachten es abgemagert ins Krankenhaus. Zu spät, das Kind starb.

Ein von seinen Eltern vernachlässigtes, neun Wochen altes Baby ist am Donnerstag im Kinderkrankenhaus Trier gestorben. Es war am Vortag von seiner 19-jährigen Mutter stark unterernährt und fast verdurstet in das Bitburger Krankenhaus gebracht und dann in die Spezialklinik verlegt worden. Die Mutter und der 26-jährige Vater, die in einem Dorf bei Bitburg wohnen, waren nach den Ermittlungen der Polizei mit ihrer Situation völlig überfordert gewesen. Aus Böswilligkeit hätten sie ihren Jungen aber nicht vernachlässigt, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Ingo Hromada am Donnerstag in Trier. Deshalb waren gegen die Eltern am Donnerstag zunächst keine Haftbefehle beantragt worden.

Die am Mittwoch festgenommenen Eltern kamen am Donnerstag wieder auf freien Fuß. Ob sie nach dem Tod ihres Kindes nun doch in Untersuchungshaft kommen, war zunächst unklar. Staatsanwalt Hromada hatte zuvor erklärt, im Fall des Kindstodes wäre ein Antrag auf Haftbefehl denkbar. Dann müssten sie sich wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit Todesfolge vor Gericht verantworten. Dafür liegt das Strafmaß nach den Worten von Hromada bei mindestens drei Jahren.

„Sie haben offenbar nicht gewusst, was sie taten“, sagte der Oberstaatsanwalt über ihr Handeln. Es sei keine „brutale Tat von Rabeneltern“, sondern Überforderung gewesen. Mutter und Vater waren den Angaben zufolge arbeitslos und sozial isoliert. Sie wohnen in einem Dorf, in dem sie keine Bekannten haben. „Im Rahmen ihrer finanziellen und intellektuellen Möglichkeiten haben sie sich um das Kind bemüht“, sagte Hromada. Die Mutter hätte versucht, das Kind zu stillen und mit Babynahrung zu füttern. Die Nahrung, die ihr eine Hebamme gegeben hatte, sei allerdings kaum benutzt worden.

Das Amtsgericht Bitburg hatte den Eltern am Mittwoch Teile des Sorgerechts entzogen und auf das Jugendamt übertragen. Die Eltern waren dem Amt nach Angaben der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm zuvor nicht bekanntgewesen.

Es ist bereits der zweite Fall eines vernachlässigten Babys im Eifelkreis Bitburg-Prüm innerhalb weniger Wochen. Anfang September war das Kind eines amerikanischen Paares vom US-Stützpunkt Spangdahlem schwer misshandelt ins Krankenhaus gebracht worden. Das Kind liege noch immer in einer Spezialklinik nach St. Augustin bei Bonn mit stark verminderten Hirnleistungen im Koma, sagte Oberstaatsanwalt Hromada am Donnerstag.

In der Nähe von Mainz war vor wenigen Tagen ein Säugling gewaltsam ums Leben gekommen. Das sechs Wochen alte Mädchen starb nach vorläufigen Erkenntnissen an einem Schütteltrauma. Die 24 und 25 Jahre alten Eltern wurden vernommen. Sie sind weiter auf freiem Fuß. Wer das Kind getötet hat, war am Donnerstag nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch unklar.

Wolf von Dewitz

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