Ein Auto ist am Samstagabend in Trier durch die Fußgängerzone gefahren. Das alarmierte die Polizei, die das Fahrzeug stoppen konnte. Verletzt wurde niemand. Erinnerungen an die Amokfahrt vom 1. Dezember 2020 werden wach.
Gegen 19.38 Uhr am Samstagabend haben sich mehrere Zeugen bei der Polizei gemeldet. Sie gaben an, einen weißen VW Passat mit polnischem Kennzeichen, der mit deutlich mehr als Schrittgeschwindigkeit (nach Angaben von Zeugen geschätzt 30 bis 40 km/h) durch die Fußgängerzone gesteuert wurde, gesehen zu haben. Das Auto soll über den Hauptmarkt in Richtung Sternstraße gefahren sein und dort gewendet haben, um wieder zurück über den Hauptmarkt in Richtung Fleischstraße zu fahren.
Die Polizei alarmierte sofort alle verfügbaren Streifen in der näheren Umgebung. Auch die Bundespolizei wurde informiert. Drei Minuten, nachdem die ersten Anrufe bei der Polizei eingegangen sind, konnte das Auto um 19.41 Uhr in der Straße Weberbach gestoppt werden. Die Beamten kontrollierten die vier Insassen.

Dabei stellten sie fest, dass alle stark betrunken waren. Ein Test ergab Atemalkoholkonzentrationen zwischen 1,43 und 2,18 Promille. Da zunächst nicht ermittelt werden konnte, wer das Fahrzeug zum Tatzeitpunkt gefahren hat, wurde laut Polizei bei allen vier Personen eine Blutprobe entnommen und eine erkennungsdienstliche Behandlung durchgeführt. Das Auto wurde sichergestellt. Was der Grund für die Fahrt durch die Fußgängerzone war, konnte die Polizei auf Anfrage am Sonntag nicht mitteilen. Ebenso wenig wie Angaben zu den vier Insassen.
Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Amokfahrt am 1. Dezember 2020. Ein Mann aus Trier raste mit seinem Geländewagen durch die Fußgängerzone und steuerte dabei bewusst Passanten an. Sechs Menschen starben, zahlreiche wurden schwer verletzt. Sie und auch Augenzeugen wurden durch die Tat traumatisiert. Sie leiden noch heute. Der Täter war alkoholisiert und litt unter einer psychischen Erkrankung. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Erinnerung an Trierer Amok-Opfer: Warum die Gedenkstätte noch nicht fertig ist
„Im Frühjahr 2024“ sollte das Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Trierer Amokfahrt von 2020 endlich fertig sein. Doch nur hinter den Kulissen tut sich etwas. Die Gründe.
Nach der Amokfahrt wurde über ein Sicherheitskonzept für die Trierer Fußgängerzone diskutiert. Rund um den Dom wurden Poller installiert, die verhindern sollen, dass Autos ohne Befugnis über den Domfreihof fahren. Der Rest der Fußgängerzone ist noch immer – fast fünf Jahre nach der Amokfahrt – pollerlos. Das Sicherheitskonzept sah eigentlich den Bau von 20 Pollerlinien vor, um die komplette City abzusichern. Eine Mehrheit von CDU, Grüne und FDP im Trierer Stadtrat will nur noch eine punktuelle Sicherung der Innenstadt. Statt 20 Pollerlinien sollen nur neun gebaut werden.
Kürzlich scheiterten Anwohner und Geschäftsleute mit einem Eilantrag gegen den Bau von Pollern in der Dietrichstraße. Das Trierer Verwaltungsgericht wies die Anträge ab. Die Stadt hat angekündigt, an diesem Montag mit dem Bau der Poller in der Dietrichstraße zu beginnen. Mit dem Vorfall von Samstag dürfte die Diskussion über das Sicherheitskonzept in der Trierer Innenstadt zusätzlich an Fahrt aufnehmen.