Rheinland-Pfalz. Der Lehrerberuf wird zunehmend zu einem Knochenjob. Immer mehr Pädagogen in Rheinland-Pfalz klagen über Stress, kommen mit dem Druck, der an den Schulen herrscht, nicht mehr klar.
„Fast 60 Prozent der Lehrer haben ernsthafte gesundheitliche Probleme“, beklagt Hjalmar Brandt, Landesgeschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). „Die Belastungsfaktoren nehmen zu.“
Konkret heißt das laut VBE: Lehrer leiden, weil mehr und mehr Schüler ein „problematisches Sozialverhalten“ zeigen. Mit anderen Worten: Ihnen fehlt es an Disziplin, Respekt und Motivation. Zudem muss die Schule zu oft Erziehungsarbeit übernehmen, die eigentlich ins Elternhaus gehören. Weitere Stressfaktoren: zu große Klassen, zu wenig Kommunikation mit Kollegen und das sinkende Image des Lehrerberufs.
„Die Ansprüche an Lehrer und Schulen sind unheimlich gestiegen, auch die der Eltern“, sagt Klaus-Peter Hammer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Besonders leicht kommen seiner Ansicht nach Lehrkräfte in Förder-, Haupt- und Brennpunktschulen unter die Räder. „Viele Lehrer gehen dort bis an die Leistungsgrenze und haben dennoch das Gefühl, es reicht nicht. Das macht sie fix und fertig.“ Der Schulpsychologe Helmut Heyse spricht in einer aktuellen Analyse gar von einer „schulischen Stressgemeinschaft, in der sich Lehrende und Lernende permanent überfordern“.
Stephan Letzel, Mainzer Arbeitsmediziner, macht bei Lehrern vor allem Belastungen im „psychisch-mentalen Bereich“ aus. „Diese Menschen sind ausgebrannt“, sagt er. Insgesamt lässt sich bundesweit beobachten: „Die Zahl der Frühpensionierungen ist in den vergangen fünf bis zehn Jahren stark angestiegen“, so Letzel. Dieser Trend lässt sich auch in Rheinland-Pfalz nachvollziehen. Dabei geht die Zahl der Lehrer, die explizit wegen Dienstunfähigkeit ausscheiden, eher zurück. Im Jahr 2000 waren es 756 Lehrer, 2009 nur 123. Gewerkschaften und Verbände führen diese günstige Teil-Entwicklung auch auf attraktive Altersteilzeit-Regelungen zurück. Viele erschöpfte Lehrer können sich so frühzeitig entlasten und ihren Ausstieg einleiten.
Um die Situation der Pädagogen zu verbessern, gründet Rheinland-Pfalz nun ein „Institut für Lehrergesundheit“ in Mainz. Das soll am 1. Januar nächsten Jahres starten. Für dieses Projekt gibt die Landesregierung 2011 eine Million Euro aus. Ein Jahr später sind bereits 1,5 Millionen Euro veranschlagt.
Von unserem Redakteur Dietmar Brück