Auch das Grün im Wohnzimmer geht nun in die Ruhephase über - Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz erklärt, worauf zu achten ist
Viel Licht, weniger Wärme: Zimmerpflanzen gut durch den Winter bringen
In der dunklen Jahreszeit sollten die Blätter von Zimmerpflanzen besser nicht einstauben. Denn durch den Staub können die Pflanzen das Tageslicht weniger gut ausnutzen. Mit einem feuchten Tuch können die Blätter vom Staub befreit werden.
sablinstanislav - stock.adobe.co

Die Tage werden kürzer, die Nächte kühler – die Pflanzen begeben sich draußen wie drinnen in ihre Ruhephase. Pflanzen aus tropischen und subtropischen Gebieten, die den Sommer auf Balkon oder Terrasse verbracht haben, sind ins Haus umgezogen. Doch wie bringt man sie und die anderen Zimmerpflanzen, die das ganze Jahr über im Wohnzimmer verbringen, gut durch den Winter?

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In der dunklen Jahreszeit sollten die Blätter von Zimmerpflanzen besser nicht einstauben. Denn durch den Staub können die Pflanzen das Tageslicht weniger gut ausnutzen. Mit einem feuchten Tuch können die Blätter vom Staub befreit werden.
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Eva Hofmann von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz gibt Hobbygärtner wichtige Tipps für die dunkle Jahreszeit:

1Geben Sie Ihren Pflanzen viel Licht: Suchen Sie Ihren Zimmerpflanzen einen Standort, an dem es hell ist. Denn: „Man muss sich klarmachen, dass man im Zimmer sehr reduzierte Lichtverhältnisse im Vergleich zu draußen hat“, betont Eva Hofmann. Selbst direkt am Fenster bekämen die Pflanzen nur noch etwa die Hälfte des Lichts gegenüber einem Aufenthalt im Freien ab. Die höchste Lichtausbeute bietet ein Wintergarten. „Das ist für die meisten Grün- und Blütenpflanzen super, vor allem für die, die über den Sommer draußen gestanden haben“, erklärt Hofmann.

Wichtig sei es zudem immer, sich über die Wachstumsbedingungen der einzelnen Pflanzen zu informieren. Der Lichtbedarf kann ganz unterschiedlich sein: „Es gibt welche, die mit weniger Licht auskommen wie die Zamie oder die Efeutute“, sagt Hofmann. Der Kaffeebaum oder Kakteen bräuchten dagegen sehr viel Licht. Einen mittleren Lichtbedarf hätten beispielsweise die Birkenfeige (Ficus benjamina) oder der Drachenbaum.

Wer viele Pflanzen hat, aber eine dunkle Wohnung, kann auch zur Pflanzenlampe greifen, um deren Lichtbedarf zu decken, schlägt die Gartenexpertin vor. „Die Pflanzen sehen am Fenster auch nicht immer am besten aus“, sagt Hofmann, „manchmal will man sie auch dekorativ am Sofa stehen haben.“ Pflanzenlampen gebe es unter anderem als hängende Modelle, aber auch als LED-Leuchtmittel, die in eigene Lampen eingeschraubt werden können. „Man kann diese Birnen in die Lampe, die man hat, reinschrauben und sie über die Pflanze stellen oder hängen“, erklärt Hofmann.

Ein weiterer Tipp für die dunkle Jahreszeit: Die Blätter der Zimmerpflanzen nicht einstauben lassen. Denn das schränke die Fotosynthese ein, da die Pflanzen durch den Staub auf den Blättern das Licht noch weniger ausnutzen könnten. Die Blätter können mit einem feuchten Tuch vom Staub befreit werden.

Pflanzen mögen feuchte Wäsche im Raum

2Eher kühlere, weniger beheizte Räume: Wer keinen Wintergarten zur Verfügung hat, sollte seine Zimmerpflanzen über den Winter in eher kühlen Räumen unterbringen, in denen nicht so stark geheizt wird. „Wenn die Pflanzen aus der Wachstumsphase gehen, benötigen sie auch weniger Wasser und, wenn es geht, auch weniger Wärme“, erklärt Eva Hofmann.

Wer die Pflanzen in einem normal geheizten Wohnraum überwintert, müsse darauf achten, die Luftfeuchtigkeit etwas zu erhöhen. Dafür eigneten sich beispielsweise elektrische Luftbefeuchter oder Wasserverdunster, die an der Heizung aufgehängt werden können. Aber auch Schalen mit Wasser neben den Pflanzen können helfen. „Was die Pflanzen außerdem gern mögen, ist, wenn man mal die Wäsche im Zimmer aufhängt“, sagt Hofmann. Für Farne oder Orchideen ist das Badezimmer ein guter Ort mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Man sollte jedenfalls nicht versuchen, trockene Heizungsluft durch vermehrtes Gießen auszugleichen, warnt die Expertin. „Die Pflanzen haben in ihrer Ruhephase weniger Bedarf an Gießwasser, weil sie weniger Fotosynthese machen und weniger wachsen“, erläutert Eva Hofmann. Wer zu viel gießt, riskiert Staunässe und faulige Wurzeln.

Eva Hofmann
Hofmann

3Keine Düngung im Herbst und Winter: Dadurch, dass die Pflanzen im Herbst und Winter weniger Licht bekommen, haben sie einen reduzierten Nähstoffbedarf. „Deshalb ist beim Einwintern auch keine Düngung nötig – im Gegenteil“, sagt Eva Hofmann. Die Pflanzen jetzt noch einmal zum Wachstum anzuregen, wirke sich eher nachteilig aus, da neue Triebe bei den geringen Lichtverhältnissen lang und weich würden – und damit anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Wer Pflanzen von der Terrasse hereingeholt hat, und diese verlieren jetzt Blätter, brauche sich erst einmal keine Sorgen zu machen. „Es kann sein, dass sie auf die plötzliche Wärme und Dunkelheit mit Laubfall reagieren, aber das ist nicht so schlimm“, sagt die Gartenexpertin.

4Achtung vor Schädlingsbefall: Zu den Winterkrankheiten von Zimmerpflanzen gehören zum Beispiel Spinnmilben oder Schild- und Wollläuse. „Das sind typische Schädlinge, die im Winterquartier auftreten und die eben gern trockene Luft mögen“, erklärt Hofmann. Warme Räume mit trockener Heizungsluft bieten also gute Bedingungen für die Schädlinge.

Eva Hofmann rät, die Zimmerpflanzen regelmäßig auf einen Befall zu kontrollieren. Wer sofort reagiere, bekomme die Schädlinge gut in den Griff und könne eine weitere Ausbreitung verhindern. Entdeckt man Spinnmilben oder Läuse, „kann man die Pflanze im Anfangsstadium erst einmal in die Badewanne stellen und die Tierchen abduschen“, sagt die Gartenexpertin. Ansonsten seien zur Behandlung ölhaltige Präparate im Fachhandel erhältlich.

Wasser sollte nicht im Übertopf stehen

5Übergießen ist eine größere Gefahr als Vertrocknen: Eine an die Pflanze angepasste Bewässerung ist wichtig. „Immer mit dem Finger noch mal fühlen, ob die Erde nass ist oder abgetrocknet“, rät Eva Hofmann. Wer Regenwasser zum Gießen zur Verfügung hat, das er von draußen hereinholt, sollte darauf achten, dass das Wasser Zimmertemperatur hat. „Wenn man eiskaltes Wasser an die Wurzeln gießt, kann das Schäden und Wachstumsstockungen geben“, erklärt die Fachfrau.

Auf keinen Fall sollte Wasser im Übertopf oder Untersetzer stehen. Sonst beginnen die Wurzeln irgendwann zu faulen. „Das sieht dann aus wie eine Welke“, sagt Hofmann. Die Gefahr: Man denkt, die Pflanze verwelkt und gießt noch mehr. Das Übergießen sei oft noch eine größere Gefahr als das Vertrocknen. Denn lasse eine Pflanze aus Feuchtigkeitsmangel die Blätter hängen, lasse sich das leichter wieder ausgleichen als der Überschuss an Wasser, der bereits die Wurzeln angegriffen hat.

Und wenn es doch passiert? „Dann muss man die Pflanze auf jeden Fall aus dem Topf herausholen und abtrocknen lassen“, betont Hofmann. Sollten schon Wurzeln verfault sein, müssen diese abgeschnitten werden, und die Pflanze sollte in frische Erde gesetzt werden – auch wenn der Herbst sonst keine Zeit zum Umtopfen ist.

6Das tun Sie fürs Klima, wenn Sie sich gut um Ihre Zimmerpflanzen kümmern: „Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es besser, wenn man seine Zimmerpflanzen möglichst lang hat und weitervermehrt“, sagt Eva Hofmann. Wer keine eingegangenen Zimmerpflanzen ersetzen muss, spart Transportwege für neue Pflanzen ein, die gegebenenfalls von weither importiert werden. Wenn man nicht nur ans globale Klima, sondern auch ans eigene Raumklima denkt, können Zimmerpflanzen hier schon im Kleinen etwas bewirken: „Sie filtern die Luft, befeuchten sie und erzeugen Sauerstoff“, nennt Hofmann ein paar Vorzüge der grünen Mitbewohner.

Die Gartenakademie ist die Beratungsstelle des Landes Rheinland-Pfalz für Gartenbesitzer und Kommunen. Kontaktdaten und weitere Gartentipps finden Sie hier: www.gartenakademie.rlp.de.

Von Cordula Sailer

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