In ländlichen Regionen, von denen es in Rheinland-Pfalz reichlich gibt, wird auch in Zukunft das private Auto eine wichtige Rolle in der Mobilität spielen. Entscheidend für das Gelingen einer ökologischen Verkehrswende wird es sein, wie gut dieser Individualverkehr mit dem öffentlichen Verkehr vernetzt ist, erklärte der Koblenzer Verkehrsexperten Dirk Fischer kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung und nannte multimodale Mobilitätshubs als Knotenpunkte der Zukunft. Genau ein solches Hub entsteht nun im Land: in Merzkirchen an der Landesgrenze zu Luxemburg.
Das Ganze wird mit EU-Geld sowie Mitteln des Landes gefördert, wie das Verkehrsministerium mitteilt. Demnach hat Staatssekretär Andy Becht (FDP) jetzt einen Leader-Förderbescheid über rund 1,2 Millionen Euro an Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell, übergeben. Dabei nannte Becht die Planung für Merzkirchen ein Vorreiter-Projekt – und eine „einzigartige Chance, die grenzüberschreitende Mobilität zwischen Rheinland-Pfalz und Luxemburg zu optimieren.“
Was ist ein Mobilitätshub?
Ein Mobilitätshub – auch bekannt unter den Begriffen Mobilitätsstation oder Mobilstation – ist eine zentrale Infrastruktur beziehungsweise ein Verknüpfungs- und Umsteigepunkt, der verschiedene Verkehrsträger miteinander verbindet und eine möglichst nahtlose sowie effiziente Mobilität gewährleisten soll, beschreibt es das Ministerium. Die Stationen verknüpfen demnach die Nutzung von Verkehrsmitteln an einem Standort wie Rad, Bus oder Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Park & Ride an Bahnhöfen, Bikesharing an ÖPNV-Haltestellen. Auch neue Mobilitätsformen und Dienstleistungen können und sollen angeflanscht werden.
Wenn die Mobilitätswende in Rheinland-Pfalz gelingen soll, müssen mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen. Doch wie kann der laufend bestreikte ÖPNV gerade für Pendler attraktiver werden - insbesondere in ländlichen Regionen?Verspätungen, Ausfälle und immer wieder Streiks: Wie kann der ÖPNV attraktiver werden?
Der Standort in Merzkirchen eignet sich laut Verkehrsministerium durch die direkte Lage an der Verkehrsachse Richtung Luxemburg besonders gut für die Errichtung eines solchen Hubs. “Durch die Lage an zwei Landesstraßen können Pendler aus den umliegenden Orten sowie von Saarburg in das Angebot einbezogen werden. Durch die neu geplanten Radwege werden die Vernetzung und die Radinfrastruktur der umliegenden Ortsteile verstärkt„, heißt es in der Mitteilung aus Mainz.
Hubs sollen das Umsteigen auf Bus und Bahn attraktiv machen
“Das Umsteigen von einem Verkehrsmittel zum anderen muss einfacher werden„, hatte Verkehrsexperte Dirk Fischer von der Hochschule Koblenz gesagt – genau dies können solche Drehkreuze leisten. Dazu brauche es günstige oder kostenfreie Parkplätze. “Es müssen Anreize für den Umstieg vom Pkw auf den öffentlichen Verkehr gegeben werden“, sagte Fischer. Wichtig ist ihm, dass die Mobilitätshubs nicht als Insellösung, sondern für eine Region aus einem Guss vernetzt und smart entwickelt werden.
„Der multimodale Mobilitätshub ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und effizienten Verkehrspolitik“, wird Becht zitiert. „Durch die intelligente Integration verschiedener Verkehrsmittel schaffen wir effiziente Wege für alle Verkehrsteilnehmer, besonders für Berufspendler in der deutsch-luxemburgischen Grenzregion. Es wird klar: Nicht alle Bahnhöfe brauchen Schienen.“
Auch aus Mitfahrerparkplätzen soll Hubs werden – aber wann?
Solche Knotenpunkte sollen derweil auch auf den rund 140 Mitfahrerparkplätzen in Rheinland-Pfalz entstehen, die dazu unter anderem mit Fotovoltaik und Ladesäulen für E-Autos ausgestattet werden sollen. Dafür wird aktuell eine Studie erarbeitet, in der die Parkplätze untersucht und priorisiert werden sollen teilt das Verkehrsministerium auf Anfrage unserer Zeitung mit. “Nach Abschluss der Studie ,Analyse und Beratung für Ladeinfrastruktur und Fotovoltaik auf Mitfahrparkplätzen' werden die weiteren Schritte festgelegt„, heißt es aus Mainz
Konkret passiert ist also noch nichts, obwohl sowohl für das vergangene als auch für das laufende Jahr Haushaltsmittel in jeweils sechsstelliger Höhe für das Projekt bereitstehen, wie unsere Zeitung erstmals vor einem Jahr berichtete. Das Hub in Merzkirchen, das sich derzeit in der Ausführungsplanung befindet und für das zeitgleich ein Bebauungsplan aufgestellt wird, hat mit diesen Überlegungen übrigens nichts direkt zu tun, es wird aus ganz anderen Töpfen finanziert. “Es fügt sich aber in die Pläne zum Ausbau multimodaler Hubs ein", betont das Ministerium. Bis Mitte 2025 soll es gebaut sein. tim