Koblenz
TuS-Aufsichtsrat bestätigt: Kein Stadion für Koblenz

Die Spieler der TuS Koblenz werden auch weiterhin im Stadion Oberwerth auf Torejagd gehen. Die Pläne für den Neubau eines Stadions an der A 61 haben sich zerschlagen.

Reinhard Kallenbach

Koblenz. Die Pläne zum Bau eines neuen Stadions in Koblenz haben sich zerschlagen. Entsprechende Informationen hat der Aufsichtsrat der TuS Koblenz bestätigt.

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Koblenz. Die Pläne zum Bau eines neuen Stadions in Koblenz haben sich zerschlagen. Entsprechende Informationen hat der Aufsichtsrat der TuS Koblenz bestätigt. Aus Sicht der TuS sind die Investoren vor allem wegen der langen Hängepartie um das Projekt sowie wegen überzogener Kostenforderungen der Stadt abgesprungen. Der Oberbürgermeister bestreitet dies – und betont die Unterstützung der Stadt für den Fußballverein in der Vergangenheit.

Der aktuelle Stand: Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig hatte Ende November den Aufsichtsratsvorsitzenden der TuS Koblenz GmbH, Walterpeter Twer, angeschrieben. Bis zum 21. Dezember solle Twer der Stadt eine Antwort auf die Frage geben, „ob die Investorengruppe beabsichtigt und in der Lage ist, die Sport- und Veranstaltungsarena zu errichten“. Die Frist zur Beantwortung habe der Stadtrat bereits im Mai beschlossen.

Das Problem dabei ist: Weder Twer noch TuS-Geschäftsführer Wolfgang Loos wussten von diesem Beschluss, wie sie auf Nachfrage der RZ betonen. In einer Pressemitteilung der Stadt teilte Hofmann-Göttig jetzt mit, Twer habe in seinem Antwortschreiben „von den Plänen für den Neubau eines Stadions für den Fußballdrittligisten Abstand genommen“. Für diese „Klarstellung“ bedankte sich der Oberbürgermeister. Zudem betonte er noch einmal, welchen Stellenwert die TuS und der Profifußball für die Stadt und die Menschen der Region besitze.

Was der Oberbürgermeister in seiner Pressemitteilung verschweigt: Twers Schreiben enthält mehr als die zitierte „Klarstellung“. Zentral ist Twers Aussage: „Mehr als vier Jahre hatte ich eine Investorengruppe trotz unendlicher Verhinderungsmaßnahmen zusammenhalten können.“ Als Verhinderer gemeint ist die Stadt – die die Stadion-Initiatoren und -Investoren erst hingehalten habe und schließlich mit weiteren Kosten belasten wollte.

Dem Vernehmen nach glaubte die Stadt lange daran, ein von Esprit geplantes Logistikzentrum ebenfalls im für das Stadion vorgesehenen Areal an der A 61 ansiedeln zu können. Die öffentliche Hand soll auch schon Investitionen in Millionenhöhe dafür geleistet haben. Als sich die Esprit-Hoffnung als Trugschluss erwies, hat die Stadt wegen dieser voreiligen Investitionen von den Stadion-Investoren laut Twer gefordert, zusätzliche Kosten von rund fünf Millionen Euro etwa für Feuerwehrumfahrt und VIP-Parkplätze zu übernehmen.

Dabei habe es zuvor zwischen Stadt und Investoren eine ganz klare Vereinbarung gegeben: Das Stadion sollte von den Investoren gebaut, das Umfeld von Stadt und Land übernommen werden. Die weiteren Millionen-Forderungen der Stadt reduzierten die Stadion-Rendite dermaßen, dass auch der letzte Investor absprang. Investorengruppe und TuS-Aufsichtsrat sind, so Twer, „heute der Meinung, dass Bundesligafußball offenbar nicht in das Marketingkonzept der Stadt hineinpasst“.

Im Gespräch mit der RZ zeigt sich TuS-Geschäftsführer Wolfgang Loos auch über einen anderen Teil der Pressemitteilung der Stadt mehr als erstaunt: Hofmann-Göttig listet darin die Unterstützung auf, die von der Stadt seit 2006 für die TuS erbracht worden seien. Mehr als 16 Millionen Euro seien durch die Stadt und die mit ihr verbundenen Unternehmen (Koblenz-Touristik, Sparkasse, Stadtwerke, Kevag und EVM) gezahlt worden. 9 Millionen Euro seien in das Stadion Oberwerth investiert worden, 6,5 Millionen Euro in den Stadionbetrieb gesteckt worden. Die TuS habe demgegenüber lediglich 1 Million Euro an Nutzungsgebühren zurückgezahlt.

Die Investitionen auf dem Oberwerth sind unstrittig. „Das waren die Kosten, die notwendig waren, um das Stadion überhaupt fußballtauglich zu machen“, betont Loos. Wie sich aber die genannten 6,5 Millionen Euro für den Stadionbetrieb zusammen setzen sollen, ist dem TuS-Geschäftsführer schleierhaft. Zudem habe die TuS selbst deutlich mehr als 1 Million Euro an Stadionkosten gezahlt.

Die Stadionmiete alleine mache nur einen kleinen Teil davon aus. Hinzu kommen weitere Faktoren wie Tribünenmiete, Videowand, Park&Ride-Verkehr und mehr. Für die Jahre 2006 bis 2011 addieren sich diese netto auf mehr als 4,5 Millionen Euro (siehe Grafik auf dieser Seite). Und dass in der Bilanz der Stadt auch die Unterstützung durch die mit ihr verbundenen Unternehmen auftaucht? Ganz normale Sponsoringverträge seien das, so Loos, wie mit anderen Partnern auch. Dafür gebe es den Werbewert und Ehrenkarten.

Wie es jetzt weitergeht? Die Stadt muss aus Sicht der TuS die Entscheidung treffen, ob sie weiter Wert auf Profifußball in Koblenz legt. In einem Stadion, in dem man bei Regen auf fast jedem Zuschauerplatz nass wird, so Loos, werde man den auf Dauer nicht erleben können. „Ohne ein neues Stadion ist Profifußball in Koblenz nicht möglich.“

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