Ihre Stimme ist an den Stationen für jeden zu hören, der sich die Lauschtour-App aufs Smartphone geladen hat. An einer Wegkreuzung ist schon das Logo eines Lauschpunktes zu erkennen sowie eine hinter den Bäumen versteckte Felskante.
„Das ist die Ostkante des Ferschweiler Plateaus. Unten im Prümtal liegt der Ort Irrel. Der Höhenunterschied beträgt 180 Meter“, erklärt Elke Wagner und gibt damit schon einen Hinweis darauf, dass die Tour etwas mehr als nur ein Spaziergang ist und etwas Kondition verlangt. Doch erst einmal geht es über rund 300 Meter eben auf dem Plateau voran, und von Felsen ist auf dem gemütlichen Waldweg noch nichts zu sehen. Ein Trampelpfad bringt die Wanderer direkt zu der schmalen Treppe in einer engen Felsspalte, die wahres Teufelswerk sein muss.
Das dachte sich auch ein Bürgermeister in den 1930er-Jahren und gab der Schlucht aus bizarren und mystisch wirkenden Gesteinsformationen den Namen „Teufelsschlucht“. In die Hölle führt der Weg nach unten jedenfalls nicht, denn dann würde es ja mit jedem Schritt wärmer werden. Aber das Gegenteil ist der Fall: Je näher man der Schlucht kommt, desto kälter wird es. Zwischen den hohen und nah beieinanderstehenden Felswänden staut sich die kalte, feuchte Luft. 146 Stufen braucht es, um im Refugium des Teufels anzukommen. Und es sieht wirklich wild aus. Große Felsbrocken liegen herum, als hätte sie ein Riese oder eben der Teufel wahllos durch die Luft geschleudert.
Sicher ist, dass an der Entstehung der Teufelsschlucht mächtige Urgewalten mitwirkten. Das ist sehr lange her. Vor 190 Millionen Jahren war hier das Ufer des sogenannten Lias-Meeres. Der Sand auf dem Meeresboden ist längst versteinert. Dafür sorgte ein über Millionen von Jahren währender Prozess, in dem der Kalk in den Gehäusen von Muscheln und anderen Meerestieren die Sandkörner wie eine Art Zement miteinander verband. Sie glitzern noch heute auf den Steinen und sind mit den Händen auch zu fühlen.
Der Sandstein liegt heute rund 30 Meter unter dem Boden und ragt für alle sichtbar in bis zu 30 Meter hohen Felswänden in die Höhe. Jetzt, wo die Bäume nicht mehr dicht belaubt sind, kann man gut übers Tal auf die andere Seite des Tals schauen und eine weitere Hochebene entdecken, den Wolfsfelder Heiderücken. Er ist genauso hoch wie das Ferschweiler Plateau, und beide bildeten als zusammenhängende Fläche den Meeresboden, bis sich im Laufe der Erdgeschichte Flüsse, wie hier die Prüm, tief in das Tal gruben.
Bergauf, bergab geht es auf dem Pfad unterhalb der Felskante weiter und nach ein paar Hundert Metern eine Treppe hinunter zu einer Holzbank im Fels. Dort widmet sich die nächste Hörstation den Untoten. Ganz schön gruselig. Gemeint ist aber zum Glück nur das Totholz, das hier überall auf dem Boden herumliegt und verrottet. An der Holzbank beginnt der Weg über Treppenstufen zurück nach oben und verlangt ein bisschen Kraftanstrengung und Puste. Belohnung ist der weite Blick über die Höhen der Südeifel vom Aussichtsfelsen. Zur Audiotour dazu gehört auch der Besuch der Ausstellung im Naturparkmuseum, die über Entstehung, Geschichte und Besonderheiten der Teufelsschlucht informiert.
Die Felsenlandschaft, die schon bei Tageslicht mystisch und voller Geheimnisse ist, können Besucher vom 10. Dezember bis zum 25. Februar 2023 auch in der Dunkelheit im Fackelschein erleben. Licht und Schatten schaffen die richtige Atmosphäre für Märchen und Geschichten, die ein Ranger erzählt. Nach der Tour gibt es Glühwein oder Kinderpunsch am wärmenden Lagerfeuer. Eine Fackel pro Gast (ab neun Jahre) ist im Preis von 12,90 enthalten. Informationen zur Buchung gibt es im Internet unter www.naturpark-suedeifel.de.
Heidrun Braun
Nähere Informationen: Eifel Tourismus, Kalvarienbergstraße 1, Prüm, Telefon 06551/965 60, www.eifel.info, www.rlp-tourismus.de/eifel