Toptipp: Ein Weihnachtsmarkt der besonderen Art in der Sayner Hütte
Toptipp: Ein Weihnachtsmarkt der besonderen Art in der Sayner Hütte
Die Sayner Hütte trägt den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Die großflächige Glasfront an der Westfassade der historischen Gießhalle der Sayner Hütte mutet mit Eisenrippen im Mittelschiff und Spitzbögen in den Seitenschiffen auf den ersten Blick wie ein sakraler Bau an. Carl Ludwig Althans gelang 1830 mit diesem Gebäude eine bis in die Gegenwart bewundernswerte architektonische Glanzleistung.

Die Sayner Hütte trägt den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Sie gilt als erster Industriebau mit einer tragenden Gusseisenkonstruktion und trägt seit 2010 den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“, den die Bundesingenieurkammer an herausragende Bauwerke verleiht. Die gleiche Auszeichnung erhielten zum Beispiel das Neue Museum Berlin, die Nibelungenbrücke in Worms und das Münchener Olympiastadion.

Bei einem Rundgang durch das Denkmalareal geht es zunächst in die Maschinenfabrik der Sayner Hütte aus dem Jahr 1909. Dort befindet sich heute das Besucherzentrum mit Museumsshop und kleinem gastronomischen Angebot. Das Backsteingebäude mit Einbauten aus Glas und Stahl wird die „Krupp'sche Halle“ genannt. Die Erklärung dafür liefert eine überlebensgroße Bronzeskulptur von Alfred Krupp, der die Sayner Hütte 1865 kaufte. Die Dauerausstellung auf einer der Hallenemporen gibt einen guten Einblick in die wechselvolle Geschichte der Sayner Hütte.

Bauen ließ sie 1769 der letzte Trierer Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, dem Fortschritt und Wohlstand im Land wichtiger waren als kirchliche Belange. Die Wasserkraft des Saynbachs trieb über ein raffiniert ausgedachtes Kanalsystem die Maschinen an. Das Comptoir ist heute das einzig erhaltene Gebäude aus dieser Zeit und dient heute wie damals als Verwaltungsgebäude.

Als die Hütte 1815 in Besitz des preußischen Staates kam, erlebte sie einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und gehörte mit den Gießereien in Berlin und Gleiwitz zu den größten in Preußen. Hergestellt wurden vor allem Rohre, Schienen, Kanonen und Munition für den Ausbau der Koblenzer Festungen. Die nächste Station des Rundgangs ist die Gießhalle mit dem Hochofengebäude.

Der faszinierende Eindruck von der riesigen Produktionshalle wird von Geräuschen und Projektionen rund um die Eisenverhüttung verstärkt. Monitore ersetzen die nicht mehr vorhandenen Maschinen und Öfen. Besonders beeindruckend ist die mediale Inszenierung, bei der die Besucher den Abstich erleben, wenn der Ofen geöffnet wird und das flüssige Roheisen freigibt.

Die historische Gießhalle der Sayner Hütte
Heidrun Braun. Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Im Arkadengebäude zeigt die Kunstgussgalerie formschöne Objekte aus Eisen, die in der Sayner Hütte sowie in Gleiwitz und Berlin mit hohem handwerklichen Können in Serie produziert und hier im ehemaligen Produktmagazin präsentiert wurden. Dazu gehören langlebige Alltagsgegenstände, Büsten und Statuen, Neujahrsplaketten und Gartenstühle. Die filigranen Schmuckstücke stammen aus der Zeit, als Goldschmuck gegen das sogenannte Berliner Eisen getauscht wurde, um die Finanzierung der Kriege zu unterstützen. Berühmtestes Kunstwerk ist die „Sayner Mücke“, eine Stubenfliege in Lebensgröße.

Aus einer ganz anderen Perspektive zeigt sich die Sayner Hütte bei den Taschenlampenführungen, wenn in der abendlichen Dunkelheit der rote Schein des Hochofens durch die Fenster der Gießhalle leuchtet, die Stimmen der Arbeiter und Maschinenlärm zu hören sind und der Eisenschmuck in der Kunstgussgalerie im Schein der Taschenlampen ganz besonders funkelt. Die nächsten kostenfreien Taschenlampenführungen sind am 2. Dezember und am 6. Januar geplant. Sie beginnen jeweils um 18 Uhr und dauern 90 Minuten. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um Anmeldung bis spätestens am Vortag per E-Mail an die Adresse info@saynerhuette.org gebeten. Die Taschenlampe muss mitgebracht werden.

Am Sonntag, 3. Dezember, lädt die Sayner Hütte ab 17 Uhr zum Konzert mit dem Gentlemen's Jazztett zu Weihnachtsklassikern und Evergreens aus den USA ein. Der Eintritt ist frei.

Design und Kunst stehen im Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes der besonderen Art, der am dritten Adventswochenende in der Sayner Hütte stattfindet. In der Gießhalle und der Krupp'schen Halle bieten Designer, Künstler, Kunsthandwerker und Manufakturen aus der Region ihre Waren und Geschenkideen an. Begleitet wird der Weihnachtsmarkt von einem kulturellen Programm sowie herzhaften und süßen Leckereien. Den Hüttenzauber gibt es am Freitag, 15. Dezember, von 17 bis 21 Uhr, am Samstag, 16. Dezember, von 15 bis 21 Uhr und am Sonntag, 17. Dezember, von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt pro Person kostet 3 Euro. Der Eintritt für die Besichtigung kostet für Erwachsene 6 Euro und für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren 4 Euro. Für Kinder ist der Eintritt frei. Zusätzlich wird 1 Euro für die Sonderausstellungen berechnet. Alle Ausstellungsbereiche sind für Besucher mit eingeschränkter Mobilität komplett barrierefrei.

Nähere Informationen: Romantischer Rhein Tourismus, An der Königsbach 8, Koblenz, www.romantischer-rhein.de, www.saynerhuette.org, www.rlp-tourismus.de/romantischer-rhein

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