Vergangenen Sonntag verkündete die Landesregierung, dass die Kitas in Rheinland-Pfalz nicht – wie eigentlich vom Bund angekündigt – geschlossen würden. Die Kitas sollten geöffnet bleiben, aber nur in dringenden Fällen für die Betreuung genutzt werden, die Kinder zur Reduzierung der Kontakt „sofern möglich zu Hause betreut werden“, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
Das führte zu heftiger Kritik. Die Erzieherinnen verstünden nicht, „warum in Rheinland-Pfalz der Regelbetrieb mit der Brechstange aufrechterhalten wird“, kritisierte etwa die Gewerkschaft Verdi. Eine Petition im Internet gegen den Regelbetrieb und für eine Schließung mit Notbetrieb fand bereits knapp 12.000 Unterschriften. Die Gewerkschaft GEW fordert zudem, der Gesundheitsschutz müsse auch für die Beschäftigten in den Kitas gelten. Den Eltern müsse dann auch klar kommuniziert werden, dass es in Kitas in der Konsequenz zu Einschränkungen des Betreuungsangebots kommen werde.
Doch die Probleme betreffen nicht nur die Kitas, auch die Tagesmütter müssten im Regelbetrieb weiterarbeiten, berichtet Celine Hahn. Die 19-Jährige betreut fünf Kleinkinder unter drei Jahren, ihre Mutter leitet eine weitere Gruppe. „Wir können uns ja gar nicht schützen. Abstand, Maske, das geht bei uns alles nicht“, berichtet Hahn. „Wir bekommen teilweise erkältete Kinder gebracht, die uns anniesen und anhusten.“
Der Lockdown sei deshalb bei den Tagesmüttern sehr begrüßt worden, doch dass die Einrichtungen eben nicht geschlossen würden, stoße auf viel Wut und Ärger, berichtet Hahn: „Dass es eine Notbetreuung geben muss, das ist ja völlig klar, aber es gibt eben Eltern, die sehr verständnislos sind“, sagt sie. Sie habe Glück, von ihrer Gruppe seien seit Mittwoch nur noch zwei Kinder da – woanders sehe das aber ganz anders aus: „Da wurden die Kinder gebracht, obwohl man weiß, dass die Eltern nicht arbeiten müssen und sie nicht einmal im Homeoffice sind“, berichtet die Tagesmutter.
70 Tagesmütter aus ihrer Region sind in einem Netzwerk zusammengeschlossen, „ich weiß von ganz vielen, die Probleme haben“, berichtet Hahn. Ministerin Hubig hatte hingegen betont, sie gehe davon aus, „dass die Eltern sehr verantwortungsvoll von diesem Angebot Gebrauch machen“. Kitas und Kinderbetreuungseinrichtungen sollten offen bleiben, damit es nicht wieder zu Auseinandersetzungen komme, welche Berufe systemrelevant seien.
„Man soll an die Eltern appellieren, aber bei manchen ist das, als würde man mit der Wand sprechen“, sagt Hahn. Die Tagesmütter hätten sich „klare Regeln gewünscht, wer kommen darf und wer nicht“. Und schließlich sei ja „jetzt bald Weihnachten, und meine Oma ist 80, aber ich habe nicht die Möglichkeit, vorher meine Kontakte zu reduzieren“.