Rheinland-Pfalz
Süßes oder Saures? Was die Menschen an Halloween in Rheinland-Pfalz erwartet
Halloween in Göttingen
Kostümierte Kinder mit Taschen für Süßigkeiten ("Süßes oder Saures") ziehen am Halloween-Abend durch die Stadt.
Swen Pförtner. picture alliance/dpa

Mittlerweile ist es auch bei uns in der Region gang und gäbe: Am 31. Oktober beginnt es mit Anbruch der Dunkelheit zu geistern und zu spuken. Verkleidete Kinder laufen von Tür zu Tür und rufen: "Süßes oder Saures." Welche Bedeutung hat Halloween eigentlich neben der Tatsache, dass Kinder jede MEnge Süßigkeiten bekommen? Welche Rolle spielt es in der Gesellschaft?

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Für die einen ist es ein unnötiger Trend, der aus Amerika zu uns nach Deutschland herübergeschwappt ist. Für die anderen ist es längst Kult und sogar schon ein „kleiner Feiertag“. Fakt ist, dass Halloween außer der Terminnähe kaum mehr etwas mit dem katholischen Allerheiligen, geschweige denn dem protestantischen Reformationstag zu tun hat. Unsere Zeitung hat sich im Norden von Rheinland-Pfalz umgehört und nach der Bedeutung des Gruselfestes gefragt.

Für den Süßwarenhersteller Haribo mit Sitz in Grafschaft zählt Halloween inzwischen zu den wichtigsten saisonalen Anlässen im Jahr. Nicht nur weil viele Kinder verkleidet von Tür zu Tür gehen und um Süßigkeiten bitten, sondern auch aufgrund eigens für Halloween kreierter Produkte. So wirbt das Unternehmen bereits seit Ende September für Gummibärchen in Geister- oder Vampirgestalt. Mehr noch: „In den Haribo-Shops in Montabaur, Mülheim-Kärlich und Grafschaft gibt es ab sofort magische Halloweenplakate. Aus diesen flattern Vampire heraus, die es mit dem eigenen Smartphone einzufangen gilt“, sagt ein Unternehmenssprecher über das interaktive Angebot, das vor allem Kinder ansprechen soll.

US-Filme haben großen Einfluss auf die Kostümwahl

Auch die Kostüm- und Dekoindustrie schaut mittlerweile mit großen Erwartungen auf die Zeit vor Halloween. Nicht nur umherstreunende Kinder, sondern auch Erwachsene wollen beim Treffen mit Freunden oder der Halloween-Party mit furchteinflößender Verkleidung auftauchen. Brigitte Schlaudt von der Festartikel Schlaudt GmbH in Koblenz kennt die aktuellen Trends: „In diesem Jahr haben Serien und Filme aus den USA sehr großen Einfluss. Daher wollen sich viele als Harley Quinn oder Joker verkleiden. Daneben erfahren aber auch die Klassiker eine hohe Nachfrage. Bei Männern sind das Geister und Zombies, bei Frauen Vampire.“ Immer häufiger werde von Kunden auch nach großen Dekofiguren gefragt, die Stimmen von sich geben und sich bewegen können. Gerade den Außenbereich ihrer Häuser wollen viele Menschen in einen besonders schaurigen Ort verwandeln.

Bei der Firma Deiters, die zwar nicht mehr in Koblenz, dafür aber im Mülheim-Kärlicher Gewerbepark ein Kostümgeschäft betreibt, setzt man zu Halloween auf Glitzer and Glamour: „2024 wird das Jahr, in dem sich Horror mit High Fashion vereint. Wer bei seiner Halloween-Party nicht nur Angst, sondern auch Bewunderung erregen möchte, setzt auf Strasssteine, Pailletten und funkelnde Metallic-Elemente“, teilt das Kölner Unternehmen vollmundig mit. Daneben seien auch die Klassiker wie Werwölfe, Hexen und Piraten weiterhin in Mode.

Polizei erwartet ruhiges Einsatzgeschehen

Aus polizeilicher Sicht werden manche Verkleidungen durchaus kritisch gesehen. „Kostümierungen können bei der Identifizierung von Straftätern eine Problematik darstellen“, sagt Jessica Minnig von der Pressestelle des Koblenzer Polizeipräsidiums. Mit außergewöhnlich vielen Einsätzen rechne man indes nicht, da in den letzten Jahren durch intensive Kontrollmaßnahmen und präventive Deeskalation größeren Vorfällen vorgebeugt werden konnte. Im Vorjahr sei es lediglich in der Koblenzer Großsiedlung Neuendorf zu einigen kleineren Einsätzen gekommen.

Das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz bittet Eltern darum, mit ihren Kindern im Vorfeld von Halloween über die Konsequenzen möglicher Streiche zu sprechen. Wenn jemand den umherziehenden Kindern an der Haustür keine Süßigkeiten geben will oder kann, dann wartet auf ihn laut US-Brauch eine „saure“ Reaktion. Doch Julia Emmerling von der LKA-Pressestelle warnt: „Aus einem nicht böse gemeinten Streich kann leicht eine ungewollte Sachbeschädigung werden. Wer Glibber-Schleim in den Briefkasten gießt oder Rasierschaum auf Türklinken und an Hauwände sprüht, der ist sich meist den möglichen Folgen nicht bewusst.“ Im schlimmsten Fall drohe sogar eine Anzeige. Auch „Mitläufer“, die bei der abendlichen Tour durch die Halloween-Nacht dabei sind, ohne persönlich etwas zu beschädigen, könnten unter Umständen haftbar gemacht werden.

Auch die Partyszene hat Halloween für sich entdeckt

Wer aus dem Alter raus ist, an Haustüren um Süßigkeiten zu betteln, findet vielleicht in einem Escape Room den gewünschten Nervenkitzel. Der Neuwieder Anbieter „66 Minuten“ lädt zu einer Halloween-Party mit 80er-Jahre-Flair ein. Zugang zur Bar, in der ein Geister-DJ auflegt, erhalten nur diejenigen, die zuvor im Team knifflige Rätsel gelöst haben. Im kleinen Westerwalddorf Mudenbach wird es ein Horror-Labyrinth geben, wo Laiendarsteller den Besuchern Angst und Schrecken einjagen werden.

Feierlustige können sich bei Halloween-Partys im Kurfürstlichen Schloss in Koblenz, im Hangar Zero in Mendig oder im Birkenfelder Carneby Club vergnügen. In Daaden (Landkreis Altenkirchen) gibt es auf dem Hof Silberberg vom 31. Oktober bis zum 2. November ein Halloween-Programm für Kinder. Neben dem Schnitzen von Kürbissen werden am Lagerfeuer kindergerechte Gruselgeschichten erzählt.

Halloween und Christentum – Passt das zusammen?

In Sinzig am Rhein gibt es eine Alternative: Dort findet in der Kirche St. Peter an diesem Sonntag, 27. Oktober, um 18 Uhr ein Familiengottesdienst statt. Dabei wird es nicht nur darum gehen, gemäß dem katholischen Feiertag Allerheiligen der Verstorbenen zu gedenken. Auch Halloween wird thematisiert werden. Dazu wird die Kirche mit geschnitzten Kürbissen beleuchtet sein. Nach dem Gottesdienst gibt es für die Kinder Süßes und Saures. Eine kleine Brücke zwischen Halloween und dem christlichen Allerheiligen gibt es eben doch – jedenfalls in der zwischen Koblenz und Bonn gelegenen Kleinstadt.

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