Die Studie wurde Ende des vergangenen Jahres vom baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gemeinsam mit dem VDV angestoßen sowie von den Bundesländern beauftragt und bezahlt, darunter auch Rheinland-Pfalz. Erstmals wurde dabei die Infektionsgefahr von Fahrgästen nicht unter Laborbedingungen oder auf Grundlage statistischer Berechnungen abgeschätzt, sondern real bei der täglichen Fahrt zur Arbeit, Ausbildung oder Schule untersucht.
„Ein solcher Ansatz ist im Rahmen von Corona-Untersuchungen im Mobilitätssektor bislang einzigartig“, heißt es beim VDV. Die Durchführung übernahm die renommierte Charité Research Organisation (RSO), eine Tochter der Berliner Charité. Ausgewählt wurden dafür 736 freiwillige Probanden zwischen 16 und 65 Jahren, die zunächst auf eine durchgemachte oder akute Corona-Infektion untersucht wurden – übrig blieben danach 681 Teilnehmer.
Die eine Hälfte – 337 Teilnehmer – pendelte nun vier Wochen lang jeden Tag mit Bus oder Bahn zur Arbeit oder zur Schule, und zwar mindestens 15 Minuten und bis zu 30 Minuten in eine Richtung. Die zweite Gruppe, 328 Teilnehmer, fuhren entweder mit dem Auto, dem Motorrad oder Fahrrad, und zwar ebenfalls zwischen 15 und 30 Minuten pro Strecke. Während des Studienzeitraumes führten die Teilnehmer zudem ein digitales Tagebuch über ihr Mobilitätsverhalten, in dem auch Kontakte, Erkältungssymptome und die Einhaltung der Hygieneregeln im ÖPNV festgehalten wurden.
Die Studie fand im Rhein-Main-Gebiet statt, die Pendler waren mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) unterwegs, und zwar sowohl mit Bussen als auch mit S-Bahn, Straßenbahn oder Regionalbahn. Die Teilnehmer wurden zu Beginn und zum Ende der Studie medizinisch mit PCR-Tests oder Antikörpertests untersucht, eine weitere Kontrolluntersuchung fand nach fünf Wochen statt.
Das Ergebnis: Binnen diesen vier Wochen infizierten sich zwölf Personen aus der ÖPNV-Gruppe mit dem Coronavirus, aber 14 aus der Gruppe des Individualverkehrs. Die Schlussfolgerung der RSO: Die regelmäßige Nutzung von Bussen und Bahnen führt nicht zu einer höheren Ansteckungsgefahr. Allerdings galten zu dem Zeitpunkt bereits strenge Maskenpflicht sowie umfangreiche Hygienemaßnahmen im RMV. Einen Unterschied zwischen Bus oder Bahnen gab es nicht – wo sie sich angesteckt hatten, konnten die Probanden übrigens meist nicht sagen.
„Die Nutzung von Bus und Bahn ist so sicher wie die Fahrt mit dem eigenen Auto, das belegen die Ergebnisse der Charité-Studie eindeutig“, betonte RMV-Chef Knut Ringat. Für die Nahverkehrsverbünde sei das ein wichtiger Baustein zur Rückgewinnung der Fahrgäste – seit Beginn der Pandemie ist die Nutzung des ÖPNV stark eingebrochen. Auch im RMV waren zum Zeitpunkt der Studie nur 47 Prozent der Fahrgäste unterwegs.