Rheinland-Pfalz
Streckenverkauf: Nürburgring-Fans geben Hoffnung nicht auf

Der Kampf für den Nürburgring hört nicht auf. Ring-Aktivisten bezweifeln, dass die EU bereits das letzte Wort gesprochen hat. Foto: dpa

dpa

Rheinland-Pfalz - Erst war die Enttäuschung groß, dann kam der Kampfgeist zum Vorschein. Zahlreiche Aktivisten und Motorsportveranstalter am Nürburgring wollen weiter für ihre Rennstrecke kämpfen. "Jetzt erst recht", posteten gleich mehrere Fans des Eifelkurses auf der Facebook-Seite des ehrenamtlichen Vereins "Ja zum Nürburgring".

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Rheinland-Pfalz – Erst war die Enttäuschung groß, dann kam der Kampfgeist zum Vorschein. Zahlreiche Aktivisten und Motorsportveranstalter am Nürburgring wollen weiter für ihre Rennstrecke kämpfen. „Jetzt erst recht“, posteten gleich mehrere Fans des Eifelkurses auf der Facebook-Seite des ehrenamtlichen Vereins „Ja zum Nürburgring“.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

„Es wird wohl Zeit, den Schmusekurs zu verlassen“, schreibt ein Fan in der Gruppe. Ein anderer meinte: „Nach der Schockmeldung von gestern geht es heute wieder besser und mit frischen Elan weiter ans Werk.“ Die „Schockmeldung von gestern“ kam aus Brüssel. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hatte – in verquaster EU-Beamten- und Juristensprache – klargemacht, dass Nordschleife und Grand-Prix-Strecke verkauft werden müssen. Weiteres Ergebnis des Schreibens an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD): Die EU erlaubt zwar ein gesetzlich verbrieftes öffentliches Zugangsrecht für Motorsport, Breitensportveranstaltungen und Touristenfahrten, nicht aber für den Testfahrerbetrieb. Auch eine langfristige Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter am Ring sieht Brüssel skeptisch.

Otto Flimm kämpferisch

Otto Flimm, ADAC-Ehrenpräsident und Vorsitzender von „Ja zum Nürburgring“, will den Kampf nicht aufgeben. „Dass wir bei dem Urteil nicht jubeln, ist verständlich“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Er hat mit zahlreichen Mitstreitern leidenschaftlich dafür gestritten, dass der Ring nicht verkauft wird. Dazu hat sich sogar eine „Interessengemeinschaft Nürburgring“ gegründet, in der unter anderem der ADAC Mitglied ist.

Flimm hofft – wie andere am Nürburgring -, dass der Verkauf am Ende doch noch zu verhindern ist: „Ganz so eindeutig ist der Brief nicht.“ Andere sprechen von einer bloßen „Meinungsäußerung“ Almunias. Aber Flimm sagt auch: „Wenn die Entscheidung aus Brüssel nicht mehr korrigierbar ist, müssen wir das Beste daraus machen.“ Und Flimm bedauert: „Es ist einfach vermasselt worden. Man hat in Brüssel die falschen Pflöcke eingeschlagen.“ Damit meint er die Landespolitik, vor allem aber die Insolvenzverwalter, die zu Buhmännern geworden sind.

Seine größte Sorge jetzt: „Der Nürburgring darf nicht in die falschen Hände geraten.“ Um das zu verhindern, fordert die Leitfigur der Ring-Aktivisten die Insolvenzverwalter zur Kooperation auf. Flimms Forderung: Die potenziellen Investoren müssen auch mit den Veranstaltern und Aktivisten am Ring reden. „Wir brauchen einen Investor, der den Nürburgring versteht und zur Region passt. Jemand anderes wird nicht akzeptiert“, sagt Flimm. Dazu gehört nach Ansicht des ADAC-Ehrenpräsidenten, dass ein neuer Besitzer oder Betreiber keine „überzogenen Gewinnerwartungen“ hat.

Das sieht Reinhold Schüssler, Ortsbürgermeister von Nürburg, ähnlich: „Am besten wäre, die Rennstrecken kämen nicht in private Hände.“ Und wenn es doch passiert? „Dann muss jemand wirklich Ahnung vom Ring haben.“ Schüssler misstraut einem öffentlichen Zugangsrecht: „Ein solches Gesetz kann einen neuen Besitzer nicht daran hindern, dass er am Ende macht, was er will.“ Am Ring geht die Angst vor einem Finanzhai um, dem es nur um Rendite und nicht um die Region geht.

Manfred Sattler, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Nürburgrings“, sieht die Lage nicht so skeptisch. Er glaubt weder an den Finanzhai noch an den Oligarchen, der die Rennstrecken zum Privatvergnügen macht. Sattler, Präsident der IHK Koblenz, meint nüchtern: „Wir müssen in Ruhe eine motorsportaffine Lösung entwickeln, die eine langfristige Perspektive bietet. Dann kann das eine tolle Sache für die Region werden.“ Er nimmt dabei auch die rot-grüne Landesregierung in die Pflicht.

Wird bald eine Stiftung gegründet?

Hinter den Kulissen soll es Interesse aus dem Bereich der Automobil- und Freizeitindustrie geben, sich am Nürburgring zu engagieren. Angeblich haben sich bereits potenzielle Käufer zusammengeschlossen. Auch der ADAC soll seine Fühler ausstrecken. Interessant wird sein, ob demnächst prophylaktisch eine (kaum oder gar nicht profitorientierte) Stiftung gegründet wird. Erwirbt diese den Ring, dürften viele Sympathien auf ihrer Seite sein. Spannend ist zudem, ob die Autoindustrie ihre Anstrengungen zum Kauf des Rings jetzt verdoppelt. Schließlich weiß sie, dass Testfahrten zu gemäßigten Preisen in Zukunft kein Selbstläufer mehr sind.

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