Rheinland-Pfalz
Spurensuche: Osterhasen sind selten, Ostereier gefragt

Im Geflügelhof Hollmann in Güls-Bisholder gehen bunte Eier derzeit weg wie warme Semmeln. Wer nicht selbst färben mag, kann sich dort noch mit Eiern eindecken: Auch am Ostersamstag lockt dort noch das traditionelle Hoffest.

Annette Hoppen

Rheinland-Pfalz/Koblenz - Wie sollte ein gutes Osterei aussehen? Warum schweigen nach Gründonnerstag die Kirchenglocken? Gibt es eigentlich noch Osterhasen und Osterlämmer in unserer Region? Die RZ hat sich umgesehen und umgehört, wie es um die Osterbräuche und die österliche Mythologie bei uns bestellt ist.

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Rheinland-Pfalz/Koblenz – Wie sollte ein gutes Osterei aussehen? Warum schweigen nach Gründonnerstag die Kirchenglocken? Gibt es eigentlich noch Osterhasen und Osterlämmer in unserer Region? Die RZ hat sich umgesehen und umgehört, wie es um die Osterbräuche und die österliche Mythologie bei uns bestellt ist.

Die Ostereier: Zu Ostern isst man Eier. Das bekommt auch der Gülser Geflügelhof Hollmann alljährlich zu spüren, der mit seinen 13 000 Legehennen rund 10 000 Eier täglich produziert. „Vor den Osterfeiertagen steigt die Nachfrage rapide an“, erklärt Chefin Veronika Hollmann. Ein wenig verhält es sich im Hofladen der Hollmanns dann wie zu Weihnachten in der Kirche: Die Zahl der Neukunden übersteigt die der Stammei(n)käufer um ein Vielfaches. Und wie sollte ein gutes Osterei beschaffen sein? Die Expertin erklärt: „Der Dotter sollte sattgelb sein, das Ei gut riechen und einfach gut schmecken.“ Was die Eierschalenfarbe anbelangt, gehen die Geschmäcke derweil auseinander: „Wir verkaufen etwa 50 Prozent braune Eier und 50 Prozent weiße“, sagt Hollmann.

Der Osterhase: Meister Lampe bringt zu Ostern die Eier und süße Leckereien – seit dem 17. Jahrhundert hat das Langohr in der christlichen Mythologie auf diese Art und Weise Einzug gehalten. Wahrscheinlich haben sich die Christen dabei bei heidnischen Bräuchen bedient. So galt der Hase früher als Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Eostre.

Ostara, das Fest der Eostre, wurde im Frühling gefeiert. Im Zuge der Christianisierung wurde aus Ostara dann Ostern – und die Osterhasen-Symbolik wurde gleich mit übernommen. Wer den Osterhasen heutzutage auf frischer Tat ertappen möchte, hat aber schlechte Karten. „Die Population der Feldhasen hat sich in den vergangenen Jahren bundesweit nicht so positiv entwickelt“, sagt Marcel Thomae vom Koblenzer Forstamt. Nicht umsonst steht der Lepus europaeus, so der lateinische Fachbegriff für den Feldhasen, auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. „Da das Feld immer intensiver bewirtschaftet wird, gibt es kaum noch Lebensräume für Hasen“, ergänzt Forstanwärterin Thea Bernstein. Mit etwas Glück kann man einen Feldhasen aber im Wald entdecken, wohin sich immer mehr Tiere zurückziehen. Laien sind dann oft erstaunt über deren Größe: Ein ausgewachsener Hase kann ein Stockmaß von gut 30 Zentimetern erlangen.

Das Osterlamm: In Koblenz ist das Lamm fast ebenso selten geworden wie der Hase. Nur noch ein hauptamtlicher Schäfer zieht mit seiner Herde über die Felder und Wiesen der Höhenstadtteile der rechten Rheinseite. „Im Kreis Mayen-Koblenz gibt es noch drei weitere Schäfer im Haupterwerb“, erklärt Rainer Wulff, bei der Koblenzer Dependance der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer Fachmann und Ansprechpartner für Schaf- und Ziegenhaltung. Dazu kommen aber etliche kleinere Züchter, die die Tiere im Nebenerwerb halten. Wer zu Ostern Lamm servieren möchte, dem empfiehlt Wulff auf jeden Fall, auf deutsches, wenn möglich auf regionales Lammfleisch zurückzugreifen: „Das ist einfach viel frischer, und die Tiere waren nicht dem Stress eines Transports ausgesetzt.“ Und: Sie hatten zwar ein kurzes, aber glückliches Leben.

Etwas anders sieht das möglicherweise mit tiefgefrorenem Lammfleisch aus dem Ausland aus. „Im Ausland herrschen ganz andere Hygiene- und Schlachtvorschriften“, warnt Rainer Wulff. Durch die Schockfrostung verliere das Fleisch zudem an Geschmack. Und: Tiere aus dem Ausland sind bei der Schlachtung oft älter als deutsche Lämmer – und das Fleisch ist dadurch zäher.

Die Osterglocken: Von der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag bis zur Osternacht schweigen in der katholischen Liturgie Orgel und Glocken, wie der Koblenzer Dechant Thomas Hüsch erklärt. „Dies ist als Zeichen der Erinnerung und der Betroffenheit über Leiden und Tod Jesu zu verstehen.“ Zu Beginn der Osternacht weicht dann dieses Schweigen mit dem Entzünden der Osterkerze am Osterfeuer dem Jubel der Auferstehung Jesu.

Die Osterfeuer: Zu jeder Osternachtfeier gehört zudem das Osterfeuer dazu, das meist vor der Kirche entzündet wird. Osterfeuer gibt es auch vor etlichen protestantischen Kirchen, wie Rolf Stahl, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises, weiß. Außerdem erklärt Stahl, warum die Lammsymbolik eine zentrale Rolle zu Ostern spielt: „Johannes der Täufer bezeichnet Jesus als Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Die Offenbarung greift das Bild vom Lamm für Christus auf.“

Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

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