Grünen-Parteitag
Spitzentrio der Grünen für Landtagswahl steht
Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne, M), freut sich nach der Wahl beim Landesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen Rheinland-Pfalz auf Platz eins der Landesliste für die Landtagswahl 2026 mit ihren Parteikolleginnen Katharina Binz (l, Listenplatz drei) und Pia Schellhammer (Listenplatz zwei). (zu dpa: «Starker Rückenwind für Spitzen-Trio der Grünen»)
Harald Tittel. Harald Tittel/dpa

Eder, Schellhammer, Binz: Mit diesen drei Frauen an der Spitze gehen die rheinland-pfälzischen Grünen ins Rennen um die nahende Landtagswahl. Dabei geht eine Idee aus dem inneren Zirkel komplett auf.

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Draußen vor der Messehalle in Idar-Oberstein zeigt sich am Samstagmorgen ein brutales Bild. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz hatte zehn aufgebrochene, tote Rehe an eine Holzstange gehängt. Darüber ein Banner platziert mit dem Satz „Wir sind nicht Ihre Auftragskiller“. Adressiert war der Protest an Klimaschutzministerin Katrin Eder. Seit Monaten liegen die Jäger mit der Grünen-Politikerin im Clinch über das geplante, neue Landesjagdgesetz.

Ungewöhnlich hohe Zustimmung für Spitzenkandidatin

Auch im Innern der Halle sollte es ein paar Stunden später um Eder gehen. Dort sollte sie allerdings deutlich wohlwollender empfangen werden. Die Mainzerin war als vom Parteivorstand nominierte Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in knapp einem Jahr angereist. Und die Mitglieder auf dem Parteitag folgten der Idee mit einer für die Grünen beeindruckenden Zustimmung von 94,6 Prozent der Stimmen. Die 48-Jährige kann die Landespartei nun mit ordentlich Rückenwind in den Wahlkampf führen.

Eder bedient das grüne Herz der Partei

Bei politischen Gegnern polarisiert Eder mit Themen wie dem neuen Klimaschutzgesetz oder eben den neuen Regeln für die Jäger. In der Partei aber bedient sie am Samstag das grüne Herz. Die Ministerin spricht vom Bewahren der Lebensgrundlage, von der Umwelt, vom Artenschutz, vom Klima. Das gute Leben, das könne nur in einer intakten Natur gelingen. Und das gehe eben nur mit den Grünen. Dazu spricht sie ein bisschen über Feminismus, über ein AfD-Verbot und soziale Gerechtigkeit in der Bildung. Die Grünen schenkten ihr dafür Standing Ovations.

Der große Gegner auf dem Parteitag war die neue Bundesregierung in Berlin, deren Teil die Grünen nun nicht mehr sind. Eder zeigte sich angriffslustig, kritisierte Union und SPD scharf dafür, dass im Koalitionsvertrag dem Thema Umwelt nicht mal ein eigenes Kapitel gewidmet werde. „Im Verständnis von CDU und SPD ist Umweltschutz nicht für die Gesundheit der Menschen da, sondern lediglich ein lästiger Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Eder.

Grüne wollen zum dritten Mal in die Landesregierung

Die Mainzerin ist seit 2021 Klimaschutzministerin in der rheinland-pfälzischen Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP. Das Ziel der Grünen ist klar: Sie wollen 2026 erneut Teil der Landesregierung werden. Es wäre das vierte Mal in Folge.

Der Parteitag in Idar-Oberstein folgte einer weiteren Idee aus dem inneren Zirkel. Erstmals hatte der Parteivorstand zwei weitere Kandidatinnen für die Plätze zwei und drei auf der Liste vorgeschlagen. Das war nicht ohne Risiko, zumal die Bewerberinnen dieselbe Herkunft teilen. Eder führt nämlich ein Spitzen-Team aus drei Frauen mit Mainz-Bezug in den Wahlkampf. Gegenkandidaten: Fehlanzeige.

 Auf Platz zwei hat der Parteitag Pia Schellhammer aus Rheinhessen – allerdings mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als Eder von 81,5 Prozent – gewählt. Auf Platz drei tritt die derzeitige Integrationsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Katharina Binz aus Mainz für die Landtagswahl an. Die 41-Jährige erhielt 89,6 Prozent der Stimmen.

Keine Kampfkandidatur: Landesvorsitzende steht zurück

Nur für die Kandidatin aus Trier ging der Plan am Samstag nicht so recht auf. Natalie Cramme-Hill, die auch Landesvorsitzende der Partei ist, wollte sich ursprünglich den aussichtsreichen fünften Platz sichern. Doch in Idar-Oberstein ging sie Kampfkandidaturen überraschend aus dem Weg und bewarb sich lediglich um Platz neun. „Wir haben uns vorab geeinigt“, sagte sie nur auf Nachfrage. So lautete das offizielle Wording auch bei anderen Grünen.

Hinter vorgehaltener Hand hieß es aber, es sei aussichtslos gewesen, gegen zwei grüne Frauen zu kandidieren, die bereits im Landtag säßen und großen Rückhalt in der Partei genössen. Tatsächlich schafften besagte Frauen – Lea Heidbreder und Lisett Stuppy aus der Pfalz – ein überragendes Ergebnis. Cramme-Hill hingegen erhielt von der Partei auch ohne Gegenkandidatin nur 78,7 Prozent auf Platz neun. Bei ihrer erneuten Wahl zur Landesvorsitzenden vor wenigen Monaten waren es noch zehn Prozentpunkte mehr.

Die rheinland-pfälzische Grünen-Landesvorsitzende Natalie Cramme-Hill aus Trier (links) im Gespräch mit dem Grünen-Bundesvorsitzenden Felix Banaszak und der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) beim Landesparteitag in Idar-Oberstein.
Harald Tittel. Harald Tittel/dpa

In ihrer Rede zeichnete sie ein Gegenbild von sich zu den meisten „Spitzen“-Politikern an diesem Tag. Cramme-Hill trat als Kandidatin für die Region Trier an. Sie komme vom Dorf, habe nicht studiert, brauche kein Politikersprech. Stattdessen könne sie Zündkerzen am Auto wechseln, sei nahbar vor Ort, verstehe die Probleme der Menschen jenseits des politischen Elfenbeinturms. Doch dafür hatten die Grünen an diesem Tag offenbar weniger Herz.

Eine Chance, bei der Wahl im März in den Landtag zu kommen, hat die Triererin trotzdem. Sollte die Partei mit knapp zehn Prozent ein ähnliches Ergebnis wie bei der vergangenen Wahl 2021 erzielen, würde es für zehn Sitze im Landtag reichen.

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