Zinsen steigen seit Jahren
So viel kostet ein Einfamilienhaus in unserer Region
Steigende Zinsen sorgen vielerorts dafür, dass sich Käufer ihre Traumimmobilie nicht mehr leisten können. Nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs kletterten sie auf bis zu 4 Prozent.
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500.000 Euro oder mehr: So viel kann ein Eigenheim mittlerweile kosten, auch in unserer Region. Aktuelle Zahlen zeigen große Unterschiede zwischen den Landkreisen. Woran das liegt und wie die Preise sinken können, verrät ein Immobilienexperte.

Familie, Arbeit und Eigenheim: Dieser Dreiklang ist für viele Menschen nach wie vor ein erstrebenswertes Ziel. Doch die Preise für Immobilien steigen schon seit Jahren an. Das zeigen Zahlen, die das niedersächsische Pestel Institut ermittelt hat. J e nach Lage und Größe zeigen sich drastische Preisunterschiede bei den Einfamilienhäusern. In unserer Region müssen Käufer in Koblenz am tiefsten in die Tasche greifen.

Deutschlandweit ist das Haus in Bayern am teuersten. In München und im Umland liegt der durchschnittliche Preis bei über 600.000 Euro. Je weiter südlich man schaut, desto kostspieliger wird es. Damit ist München aber nicht alleine, auch in anderen Städten sind die Immobilienpreise sehr hoch. In Berlin oder Hamburg sind sie zum Beispiel vergleichbar mit München.

Aber auch Rheinland-Pfalz hat einige teure Gegenden zu bieten. In der Landeshauptstadt Mainz etwa liegen die Preise im Schnitt zwischen 500.000 und 600.000 Euro. Generell befinden sich die Preise im Land ungefähr im Mittelmaß der Bundesrepublik. Während Einfamilienhäuser in Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen etwas teurer sind als in Rheinland-Pfalz, sind die Durchschnittspreise in den neuen Bundesländern beispielsweise deutlich niedriger.

In unserer Region ist der Preis für ein Einfamilienhaus in Koblenz am höchsten. Dort kostet die Immobilie im Schnitt 400.000 bis 500.000 Euro. Aber auch in den umliegenden Landkreisen Neuwied und Mayen-Koblenz bewegen sich die Preise auf einem ähnlichen Niveau. Darauf folgen der Westerwaldkreis und der Rhein-Lahn-Kreis. Zwischen 350.000 und 400.000 Euro muss man dort für das Eigenheim auf den Tisch legen. Dasselbe gilt für den Landkreis Ahrweiler. Am wenigsten kostet das durchschnittliche Einfamilienhaus in den Landkreisen Cochem-Zell und Altenkirchen. Dort liegen die Preise oft sogar unter 250.000 Euro.

Lage, Lage, Lage

Woher kommen die Unterschiede? Franz Josef Loch, Vertriebsleiter der Landesbausparkasse (LBS) Süd, führt sie in großen Teilen auf die Lage zurück. Tendenziell gilt: Je näher zur Stadt, desto teurer die Häuser. Dort gibt es in den meisten Fällen eine bessere Verkehrsanbindung – etwa an eine Autobahn oder die Bahn –, sowie mehr Arbeitsplätze, Supermärkte und Schulen. Das sei für viele Menschen kaufentscheidend – und treibt dementsprechend den Preis nach oben.

Loch verweist darauf, dass sich die Zahlen des Pestel Instituts auf die Angebotspreise beziehen. Der tatsächliche Kaufpreis, den die LBS in ihrem Preisspiegel festhält, kann je nach Region deutlich niedriger ausfallen. Auf Immobilienplattformen im Internet erhalten Verkäufer einen Preisvorschlag mit großer Varianz, oft würden sie sich dann für den höheren Preis entscheiden. Aber ob sie ihre Immobilie dann tatsächlich für diesen Preis verkaufen konnten, ist dort nicht zu erkennen, merkt der Experte an.

Hat das Haus eine Wärmepumpe? Über den energetischen Zustand der Immobilie müssen sich Käufer ebenfalls Gedanken machen.
Felix Hörhager. picture alliance/dpa

Für die Stadt Neuwied gibt der LBS-Preisspiegel beispielsweise eine Preisspanne von 195.000 bis 495.000 Euro an. Der aktuell am häufigsten anzutreffende Wert ist 295.000 Euro – also deutlich weniger als die durchschnittlich 400.000 bis 500.000 Euro, die das Pestel Institut für den Landkreis angibt. Und das, obwohl dort mit einem Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern gerechnet wird, also 20 Quadratmetern mehr, und die Stadt ja tendenziell teurer als das Land ist.

Neben der Lage zählt aber vor allem eines, betont Loch: „Der Käufer muss das Haus immer noch bezahlen können.“ Vor Ausbruch des Ukrainekriegs lagen die Zinsen jahrelang bei etwa 1 Prozent, mittlerweile liegen sie teilweise bei 4 Prozent. Und die Entwicklung ist dynamisch. Der Experte gibt ein Beispiel: Eine Familie, die sich von ihrer Bank zu einem Hauskauf beraten lässt, bekommt oft nur wenige Monate später einen anderen Preis genannt – einfach, weil der Zins so schnell gestiegen ist.

Der energetische Zustand einer Immobilie spielt ebenfalls eine immer größere Rolle. Wie wird geheizt? Wie alt ist die Heizung? Muss sie bald ausgetauscht werden? Das sind Fragen, die sich Käufer zunehmend stellen müssen, sagt der Vertriebsleiter. Sollten die Kosten dafür zu hoch sein, kann es so manchen geben, der sich plötzlich die anvisierte Immobilie nicht mehr leisten kann.

Um die Preise nicht ins Unermessliche laufen zu lassen, fordert Franz Josef Loch Neubauten – aber nicht nur. Wichtig sei der Abbau von Bürokratie, schnellere und flexiblere Baugenehmigungen sowie finanzielle Anreize für Käufer und Bauträger, etwa steuerlicher Art. Neue Immobilien sind aber nur ein Teil der Lösung, sagt Loch. Bestehende Häuser könnten aufgestockt oder mit einem Anbau ausgerüstet werden, zudem kann eine Neuverdichtung helfen. Leerstehende Gebäude sollten ebenfalls bewohnt werden, schlägt der Experte vor.

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