180.000 Euro bei Markus Söder
So viel gibt die Landesregierung für Fotografen aus
Im vergangenen Sommer gab Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihr Amt an Alexander Schweitzer ab. Es war nicht der erste und nicht der einzige Wechsel in der rheinland-pfälzischen Regierungsmannschaft. Insgesamt sechs personelle Veränderungen gab es seit 2021 im Kabinett. "Naturgemäß werden neue Kabinettsfotos erstellt, wenn sich die Zusammensetzung des Kabinetts ändert", informiert die Regierungssprecherin.
Arne Dedert/dpa

Fotoscheu ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nicht. 180.000 Euro gab seine Staatskanzlei nach Medienberichten 2022 für freie Fotografen aus. Und Rheinland-Pfalz? Hier waren allein wegen der Kabinettsveränderungen mehrere Shootings nötig.

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Markus Söder dürfte beim eigenen Zurschaustellen unter den Ministerpräsidenten unangefochten die Nummer eins sein. Hier ein Selbstporträt mit Kaffeetasse im eigenen Büro, da ein großes Foto von sich beim Requiem des verstorbenen Papstes Franziskus auf dem Petersplatz in Rom. Und dazwischen: ganz viele Nahaufnahmen, die den CSU-Politiker beim Essen zeigen. Weswegen so mancher den Bayern als Foodblogger (Essensblogger) verspottet. So tadelt dann auch eine Nutzerin unter einem Bild: „In der Welt von Markus Söder dreht sich alles nur um Markus Söder.“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) posiert mit einer Fleischsemmel neben einem Grillmeister beim Schweine-Wettgrillen in Viechtach. So mancher verspottet Söder als Foodblogger (Essensblogger).
Felix Hörhager/dpa

Klar ist: Die vielen Aufnahmen kosten Geld – Steuergeld. Wie verschiedene Medien berichteten, hätten sich die Ausgaben der bayerischen Staatskanzlei für freie Fotografen in den vergangenen Jahren vervielfacht. Die Regierungsbehörde habe 2022 allein rund 180.000 Euro für die Honorare von freien Fotografen ausgegeben. Hinzukommt ein festangestellter Fotograf der bayerischen Staatskanzlei. 2018, in Söders erstem Amtsjahr, hätten die Kosten bereits bei rund 72.000 Euro gelegen, lauteten die Medienberichte.

Markus Söder, (CSU) Ministerpräsident von Bayern, hält bei seinem Besuch des Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding einen geschenkten Panda-Plüschbär im Arm. Söder bereiste 2024 die Volksrepublik China.
Peter Kneffel/dpa

Und wie sieht es in Rheinland-Pfalz aus? Welche Summen werden hier ausgegeben? Und was zahlte die Regierungszentrale dafür, dass nach den Kabinettsumbildungen neue Fotos der Regierungsmannschaft nötig waren (siehe www.rlp.de/regierung)? Schließlich gab es in der laufenden Wahlperiode sechs Personalwechsel im Kabinett von Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD).

Regierungssprecherin Andrea Bähner informiert auf Anfrage, dass die Staatskanzlei in dieser Legislaturperiode drei Fotoshootings für Gruppenfotos des Kabinetts extern beauftragt habe, ein weiteres sei in Planung – so die Auskunft vor einigen Tagen. Die jeweiligen Ausgaben lägen inklusive Nebenkosten bei bis zu 500 Euro – wobei das Kabinettsfoto „meist Bestandteil eines Auftrages mit weiteren Aufgaben ist“, antwortet Bähner. Eine Maske sei nicht bestellt worden.

Rechnet man die neuen Porträtfotos des Ministerpräsidenten nach dem Amtswechsel im vergangenen Sommer sowie die neuen Porträtbilder des Chefs der Staatskanzlei hinzu, kommt man auf Gesamtkosten von 5395,43 Euro, wie die Regierungssprecherin mitteilt.

Die Kombo aus zehn Einzelbildern zeigt die Ministerinnen und Minister der Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz zu Beginn der Wahlperiode im Jahr 2021: Malu Dreyer (von oben links nach rechts; Ministerpräsidentin, SPD, Anne Spiegel (Grüne), Daniela Schmitt (FDP), Roger Lewentz (SPD), Alexander Schweitzer (SPD), Herbert Mertin (von unten links; FDP), Katharina Binz (Grüne), Doris Ahnen (SPD), Clemens Hoch (SPD), Stefanie Hubig (SPD). Seitdem gab es einige personelle Veränderungen. Foto: Andreas Arnold/dpa
Andreas Arnold/dpa. dpaAndreas Arnold/dpa

Und wie viel gab beziehungsweise gibt die Staatskanzlei für Honorare von freien Fotografen jährlich aus? Die Aufwendungen der Staatskanzlei lagen im Jahr 2021 bei rund 33.000 Euro, im Jahr 2022 bei rund 52.000 Euro, wie in einer älteren Kleinen Anfrage der AfD nachzulesen ist, auf die die Regierungssprecherin verweist. 52.000 Euro – das sind umgerechnet mehr als 4.300 Euro pro Monat. Im Jahr 2023 fielen Kosten von rund 39.000 Euro an, im vergangenen Jahr nach Auskunft von Andrea Bähner rund 45.000 Euro. Bis Ende März seien in diesem Jahr rund 8.000 Euro gezahlt worden. Überschlägt man den Betrag für das gesamte Jahr, landet man bei 32.000 Euro. Das wären über 2.500 Euro pro Monat.

Bleibt noch die Frage, warum nicht eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen Regierungszentrale Fotoaufträge übernommen hat? Ist aus Sicht der Landesregierung kein Angestellter der Pressestelle dazu imstande? Schließlich waren für dieses Jahr 17 Vollzeitstellen in der Pressestelle (Personalkosten rund 1,3 Millionen Euro in diesem Jahr) veranschlagt – und Ende Januar 14,45 sogenannte Vollzeitäquivalente besetzt, wie aus einer Antwort auf eine AfD-Anfrage hervorgeht.

„Die professionellen Anforderungen an diese Bilder sind daher sehr hoch.“
Regierungssprecherin Andrea Bähner

Die Regierungssprecherin erklärt, dass die „professionellen Anforderungen“ an die Bilder „sehr hoch“ seien. Bei „niederschwelligen Anforderungen“ übernehmen Mitarbeiter der Medienkommunikation Fotoarbeiten bei Presseterminen. Da es sich bei den Beschäftigten nicht um ausgebildete Fotografen handele, beauftrage die Medienkommunikation in der Staatskanzlei „anlassbezogen Fotografen, die professionelle Anforderungen erfüllen“.

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