Rheinland-Pfalz
RZ-KOMMENTAR: Fall Billen - Wird die Tochter
 am Ende für den Vater büßen?

Michael Billen hat durchaus seine Anhänger in der rheinland-pfälzischen CDU, auch wenn das derzeit so offen kaum jemand sagen möchte, der bei den Christdemokraten Verantwortung trägt.

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Michael Billen hat durchaus seine Anhänger in der rheinland-pfälzischen CDU, auch wenn das derzeit so offen kaum jemand sagen möchte, der bei den Christdemokraten Verantwortung trägt.

Der Eifler Landwirt verkörpert etwas von dem, nachdem die CDU dringend sucht: Tradition, Beständigkeit, Bodenhaftung – alles urkonservative Tugenden. Wer dem Mann aus Kaschenbach einmal die Hand gedrückt hat, weiß, dass jemand wie Billen nicht leicht zu überwinden ist.

Nicht wenige bei den Christdemokraten würden bedauern, wenn so jemand wie er von der politischen Bühne verschwindet. Die CDU braucht Originale. Sie dürfen ruhig kantig und unbequem sein.

Nun hat der Fall Billens – im doppelten Sinne – gleich mehrere Dimensionen. Hier hat ein Polit-Profi seine Karriere leichtfertig aufs Spiel gesetzt, indem er nach internen Polizeidaten griff, obwohl die gleichen Informationen für ihn an anderer Stelle nahezu frei verfügbar waren. Zudem, und das ist der CDU-interne Aspekt, wollte der Platzhirsch Billen dem damaligen CDU-Partei- und Fraktionschef Christian Baldauf einmal zeigen, wie man eine SPD-Landesregierung so richtig in die Zange nimmt. Die gegenseitige Abneigung der beiden ist Legende. Und dass Michael Billen lange den Eindruck erweckte, als würde er sich für die bessere, vor allem wirkungsvollere Führungsfigur halten, gilt als offenes Geheimnis. Die rheinland-pfälzische SPD hatte lange Monate ihre Freude an dieser Konstellation. Keine teuer bezahlte Kampagne hätte die politische Konkurrenz derart vorführen können.

Doch lassen wir die parteipolitischen Kämpfe vor und während des Wahlkampfs einmal kurz beiseite. Denn die Causa Billen hat auch eine sehr menschliche Seite. Selbst wenn die Staatsanwälte Beschwerde einlegen, stehen die Chancen gut, dass der CDU-Politiker straffrei davon kommt. Das gilt nicht für seine Tochter, eine Polizeibeamtin. Sie hat sich vermutlich illegal polizeiliche Daten besorgt. Doch wer will ernstlich bezweifeln, dass der Auftrag dazu von ihrem Vater kam?

Und genau das stößt auch vielen Christdemokraten bitter auf. Der deprimierendste Punkt an der Polit-Affäre Billen ist, dass hier die Tochter am Ende für den Vater büßen könnte. Man kann davon ausgehen, dass all das schon ausgiebig Thema am Küchentisch von Kaschenbach war. Vielleicht sind Tochter und Vater inzwischen wieder im Reinen miteinander. Doch auf das Verhältnis Billen/CDU wird dieser Umstand noch lange einen tiefen Schatten werfen.

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