Rheinland-Pfalz
Reaktivierung alter Bahnstrecken: Schon die Auswahl dauert länger als geplant
Reaktivierung alter Bahnstrecken in Niedersachsen
In Rheinland-Pfalz gibt es etliche stillgelegte Bahnstrecken - wie stehen die Chancen, zumindest einzelne zu reaktivieren? Das soll untersucht werden (Symbolfoto).
Julian Stratenschulte. picture alliance/dpa/Julian Stra

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium will möglichst viele alte Bahnstrecken wiederbeleben. Doch bereits bei der Auswahl kommt es zu Verzögerungen – das Ministerium reißt den Zeitplan. Demnach fehlen Planungskapazitäten.

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Die Reaktivierung alter Zugstrecken in Rheinland-Pfalz dauert länger als geplant. Im Januar hatte das Umweltministerium angekündigt, bis etwa Mitte dieses Jahres ein Ranking zu erstellen, in welcher Reihenfolge die Strecken wiederhergestellt werden sollen. Insgesamt zwölf Gleisabschnitte sind im Gespräch – darunter etwa die Aartalbahn zwischen Diez und Wiesbaden die Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim, Simmern undBüchenbeuren​ sowie die Strecke zwischen Koblenz-Lützel und Bassenheim​. Doch diesen Zeitplan kann man in Mainz nicht halten, wie aus einer Antwort des Umweltministeriums auf Anfrage unserer Zeitung hervorgeht. Damit dürfte sich nicht nur die Planung verschieben, sondern auch die tatsächliche Reaktivierung weiterer Bahnstrecken im Land.​

Externe Fachbüros „stark nachgefragt“​

Für die Auswahl möglicher Reaktivierungskandidaten habe das Ministerium „erstmals eine transparente Vorgehensweise“ mit einheitlichen Kriterien eingeführt, sagte ein Sprecher. Das Land ist bei der teuren Reaktivierung auf Fördergelder des Bundes angewiesen. Und dafür braucht es eine sogenannte Nutzen-Kosten-Untersuchung. Die externen Fachbüros, die eine solche erstellen könnten, seien allerdings „stark nachgefragt“, erklärt das Ministerium.​

Reaktivierung von Schienenstrecken
In Rheinland-Pfalz gibt es etliche stillgelegte Bahnstrecken - wie stehen die Chancen, zumindest einzelne zu reaktivieren? Das soll untersucht werden (Symbolfoto).
Sebastian Gollnow. picture alliance/dpa/Sebastian G

Dem von Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) im Januar angekündigten Zeitplan zufolge hätte bereits Ende des Jahres der rheinland-pfälzische Landtag über die Reihenfolge der Projekte abstimmen sollen. Wann es zu einer solchen Abstimmung kommt, vermag das Ministerium nun aber nicht mehr zu beurteilen. Man rechne damit, dass die Untersuchungen „noch in diesem Jahr vorliegen werden“. Und: Der weitere Zeitplan hänge von den „bundesweit knappen Kapazitäten“ der Fachbüros ab.​

Ziel: Menschen von der Straße auf die Schiene bringen​

Das grüne Umweltministerium will in den kommenden Jahren wieder deutlich mehr Bahnstrecken wiederbeleben, um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen. Derzeit würde das mitnichten klappen, sagte Eder im Januar. Damit Personen und Güter von der Straße auf die Schiene kämen, brauche es weitere Angebote. Vorbild für die Reaktivierung alter Bahnstrecken ist die Trierer Weststrecke zwischen Ehrang und Igel. Dort sollen ab Ende 2024 erstmals wieder Personenzüge rollen. Seit 1983 fahren nur noch Güterzüge auf der Strecke.​

„Wir sprechen hier über wirklich große Summen“​

Doch die Trierer Weststrecke zeigt nicht nur, wie alte Verbindungen wieder nutzbar gemacht werden können, sondern auch, wie lange die Verfahren bis zum endgültigen Bau der Strecke dauern können. Und aufgrund gestiegener Sicherheitsbedingungen sind die Reaktivierungen laut Umweltministerin mittlerweile nicht viel günstiger als Neubauten. „Wir sprechen hier über wirklich große Summen“, sagte sie im Januar.​

Reaktivierung von Schienenstrecken
In Rheinland-Pfalz gibt es etliche stillgelegte Bahnstrecken - wie stehen die Chancen, zumindest einzelne zu reaktivieren? Das soll untersucht werden (Symbolfoto).
Sebastian Gollnow. picture alliance/dpa/Sebastian G

Welche Chancen haben Strecken in der Region?​

Für die Eifelquerbahn, die auf der zwölf Projekte umfassenden Liste genannt wird, steht etwa die Zahl von 170 Millionen im Raum. Ob diese Strecke in der ländlich geprägten Eifel zwischen Kaisersesch und Gerolstein überhaupt gute Chancen hat, ist aber noch offen. Eder würde am liebsten alle Projekte angehen, kündigte aber bereits an: „Wenn wir dann vor der nächsten Landtagswahl bei einigen Projekten einen Stein ins Wasser werfen, dann haben wir viel erreicht“.

Projekte wie die Eifelquerbahn konkurrieren zusätzlich noch mit anderen Bahnprojekten. Nach der Flutkatastrophe 2021 musste die Hauptstrecke in der Eifel zwischen Trier und Gerolstein wieder aufgebaut werden. Derzeit wird sie zusätzlich elektrifiziert und in einem zweiten Schritt könnte sie teils ein zweites Gleis erhalten. Die Bahnstrecke Trier-Köln würde dadurch konkurrenzfähiger zum Auto werden – und für Unternehmen attraktiver beim Gütertransport.​

Die ebenfalls auf der Liste stehende Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim, Simmern und Büchenbeuren hat womöglich bessere Chancen als die Eifelquerbahn. Immerhin musste die Bahn dort nach einer Klage die Strecke für den Güterverkehr herrichten. Kürzlich geriet die Sanierung allerdings ins Stocken. Welche Projekte am Ende zuerst den Zuschlag erhalten, wird der Landtag auf Vorschlag des Ministeriums entscheiden. Zeitplan: ungewiss.​

Rollen hier wieder Züge?

Das sind die Reaktivierungskandidaten (Reihenfolge noch ohne Bedeutung)​. Eine grafische Aufbereitung finden Sie im PDF, das diesem Artikel unten anhängt.

  • Aartalbahn zwischen Diez und Wiesbaden​
  • Brexbachtalbahn zwischen Engers und Siershahn​
  • Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Gerolstein​
  • Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim, Simmern undBüchenbeuren​
  • Kasbachtalbahn zwischen Linz und Kalenborn​
  • Strecke zwischen Koblenz-Lützel und Bassenheim​
  • Glantalbahn zwischen Staudernheim und Altenglan​
  • Zellertalbahn zwischen Langmeil und Monsheim​
  • Eistalbahn zwischen Eiswoog und Enkenbach​
  • Strecke zwischen Landau und Germersheim​
  • Strecke zwischen Landau und Herxheim​
  • Wieslauterbahn zwischen Hinterweidenthal undBudenthal-Rumbach​

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