Rodder-Maar-Prozess in Koblenz
Polizist fand Blutlache in Haus in Bad Breisig
Polizisten suchen die Umgebung ab: In Niederdürenbach in der Eifel (Kreis Ahrweiler) waren am Sonntagmorgen, 20. Oktober 2024, in unmittelbarer Nähe des Rodder Maars zwei Leichen gefunden worden.
Thomas Frey/dpa

Der Polizei bot sich bei der Durchsuchung des mutmaßlichen Tatorthauses zu den Rodder-Maar-Leichen im vergangenen Oktober ein grausiges Bild in Bad Breisig: Die Beamten fanden dort eine große Blutlache.

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An Prozesstag zwei um die Leichen vom Rodder Maar haben am Koblenzer Landgericht Angehörige der Opfer als Zeugen ausgesagt. Der Sohn und die Frau des 61-jährigen Getöteten schilderten, dass sie die zwei Angeklagten sowie einen weiteren Mann in der Wohnung des 61-Jährigen in der Pfalz erwischt hätten. Das Trio habe Rucksäcke dabeigehabt und die Räumlichkeit durchsucht. Zu diesem Zeitpunkt soll der 61-Jährige bereits tot gewesen sein, die Angehörigen wussten dies aber noch nicht.

Von dem überraschenden Aufeinandertreffen hatten die Angehörigen Bilder und Videos angefertigt: Ihnen war die Sache umgehend merkwürdig vorgekommen. Der Sohn des Opfers schilderte, dass er damals verzweifelt versucht habe, seinen Vater auf dem Handy zu erreichen. Als er und seine Mutter dem angetroffenen Trio mit dem Rufen der Polizei gedroht hätten, sei die Gruppe umgehend geflüchtet, hieß es. Nach Aussagen der Angehörigen sei es ihnen aber noch gelungen, die 51-jährige Angeklagte dazu zu bringen, ihnen ihren Namen sowie ihre Adresse zu geben.

Von einem vermeintlichen Vermögen

Der Sohn des 61-Jährigen gab an, dass sein Vater an Schizophrenie erkrankt sei und in der Folge den Kontakt zur Familie größtenteils abgebrochen habe. „Mit der Erkrankung hat er sich als alles Mögliche ausgegeben.“ Etwa als Adeliger, der mit Prinz Charles verwandt sei.

Laut Anklage soll der 61-Jährige davon überzeugt gewesen sein, aufgrund seiner vermeintlichen adeligen Abstammung vermögend zu sein. Ebendiese falsche Annahme soll ihm laut Staatsanwaltschaft das Leben gekostet haben. Denn der 61-Jährige soll der 51-jährigen Angeklagten von Geld berichtet – und sie ihm diese Geschichten geglaubt haben. In der Folge soll die Frau gemeinsam mit dem 41-jährigen Mitangeklagten Pläne geschmiedet haben, wie man an das Geld kommen könnte. Am 16. Oktober 2024 sollen sie den 61-Jährigen schließlich in Bad Breisig im Haus der 51-Jährigen mit einem Vorschlaghammer erschlagen haben.

Gemeinschaftlicher Mord in zwei Fällen?

Den Angeklagten wird von der Staatsanwaltschaft gemeinschaftlicher Mord in zwei Fällen und gemeinschaftlicher Raub mit Todesfolge vorgeworfen. Die Taten sollen aus Habgier, heimtückisch und zur Ermöglichung einer anderen Straftat begangen worden sein. Die 51-Jährige und der 41-Jährige sollen damals ein Paar gewesen sein.

Nur drei Tage nach der Tötung des 61-Jährigen sollen sie laut Staatsanwaltschaft ein weiteres Mal gemordet haben. Dem zweiten Opfer, ein 28-Jähriger aus dem Kreis Altenkirchen, soll ein Deal mit der 51-Jährigen zu Sanierungsarbeiten in ihrem Haus zum Verhängnis geworden sein. Der 28-Jährige sollte demnach die Erdgeschosswohnung sanieren und diese im Gegenzug später übertragen bekommen. Die Angeklagten wollten laut Staatsanwaltschaft jedoch verhindern, dass es so kommt. Ferner sollen sie es auf das Auto des 28-Jährigen abgesehen haben. Weshalb sie den jungen Mann am 19. Oktober 2024 nach Bad Breisig gelockt und ihn mit einem Fäustel erschlagen haben sollen.

Die Schwester des 28-jährigen Opfers sagte unter Tränen, dass durch die Taten mehrere Existenzen gänzlich zerstört worden seien. Die Lebensgefährtin des 28-Jährigen berichtete, dass sie aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung in psychologischer Behandlung sei. Ihr sei der wichtigste Mensch im Leben genommen worden. „Ich hatte keine Möglichkeit, mich von ihm zu verabschieden“, sagte sie weinend.

Der 41-jährige Angeklagte behauptet in Koblenz, dass er allein die Männer getötet habe. Der 61-jährige Mann aus der Pfalz habe ihn einen „kriminellen Säufer“ genannt, der 28-jährige Westerwälder während der Sanierungsarbeiten gepfuscht, weshalb ihm der Kragen geplatzt sei. Die 51-jährige Angeklagte behauptet, dass sie an den Tötungen nicht beteiligt gewesen sei. Wie ein Polizist berichtete, habe er im Haus der 51-jährigen Angeklagten in Bad Breisig eine Blutlache vorgefunden. Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten die Leichen zum Rodder Maar gefahren und angezündet haben. Am Morgen des 20. Oktober fand eine Spaziergängerin menschliche Überreste in der Asche.

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