Mit dem Bezirksdienst der Zukunft will die Polizei Rheinland-Pfalz mehr Nähe der Polizei zur Bevölkerung erreichen. In einem Pilotprojekt, das noch bis Ende Juni läuft, wird erprobt, wie sich das federführend vom Trierer Polizeidirektor Christian Hamm erstellte Konzept in der Praxis bewährt. Bei einer ersten Zwischenbilanz in Simmern (Rhein-Hunsrück-Kreis) gab es durchweg positive Rückmeldungen an den obersten Dienstherrn der rheinland-pfälzischen Polizei, Innenminister Michael Ebling (SPD).
Für Polizeiinspekteur Friedel Durben ist der Bezirksdienst sogar eine Herzensangelegenheit, wie er bekannte, denn bevor er seine Aufgabe in Mainz antrat, war er bis 2021 sieben Jahre lang Leiter der Hochschule der Polizei auf dem Flughafen Hahn. Daher kennt er die Hunsrück-Region sehr gut.
Nähe müssen sich Polizeikräfte von erarbeiten
Die Hochschule bietet auch Fortbildungsangebote für Bezirksdienstbeamte an, um die eingesetzten Frauen und Männer speziell auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Diese verfolge vor allem das Ziel, für die Menschen ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen, so Ebling. „Wir wollen die vom Anlass unabhängige Präsenz der Polizei steigern", sagt der Minister. Die Bezirkspolizisten, die jeweils für bestimmte Kommunen zuständig sind, sollen Nähe und Vertrauen schaffen. „Nähe zählt, Nähe wirkt in der polizeilichen Arbeit", bekräftigt der Minister.
Die Nähe zur Bevölkerung müssen sich die Frauen und Männer - im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Simmern sind es drei Frauen und vier Männer – erst noch erarbeiten. Sie sind seit dem 24. März unterwegs in Städten und Gemeinden, laufen Streife, zeigen Präsenz bei Märkten und Volksfesten. „Auf diese Weise entwickeln die Beamten ein Gespür für die Bedürfnisse der Bürger, weil man sich vor Ort kennt", ergänzt Friedel Durben.

Die Erste Beigeordnete des Rhein-Hunsrück-Kreises, Katharina Monteith, begrüßt den neuen Weg: Um ihre Aufgaben zu erfüllen, brauche die Polizei das Vertrauen der Bevölkerung. „Ich freue mich, dass die Polizei mit der Neuausrichtung des Bezirksdienstes eine echte Schnittstelle zur Bevölkerung bieten kann.“ Dies werde die Akzeptanz der Polizei bei der Bevölkerung verbessern, ist Monteith überzeugt. Die Simmerner Dienststellenleiterin Katinka Schneider erläutert: „Unsere Beamten sind da, wo gesellschaftliches Leben stattfindet und zeigen Präsenz. Unsere ersten Erkenntnisse sind positiv, wir sind mehr draußen."
Der Bezirksdienst der Zukunft stützt sich auf drei Säulen, eine ermittelnde, eine aufsuchende und eine erkennende Komponente. Anne Münker, eine der sieben Bezirkskräfte der PI Simmern, beginnt ihren Dienst in der Inspektion (ermitteln), macht sich ein Bild von der aktuellen Lage, bearbeitet anstehende Fälle. Anschließend ist sie in ihrem Bereich unterwegs (aufsuchen). So klärt sie Anliegen vermehrt im direkten Kontakt mit den Menschen. „Ich komme sehr gut und leicht ins Gespräch mit den Bürgern", berichtet sie. Anschließend erfolgt die Auswertung der Fälle in der Inspektion. Durch Präsenz am Ort werden die Bezirksbeamten auch schneller aufmerksam auf mögliche Konflikte (erkennen).
Dreimonatige Pilotphase
Neben der PI Simmern sind Inspektionen in Worms, Schifferstadt, Bitburg und Zweibrücken an der Erprobungsphase beteiligt. Nach Ablauf der dreimonatigen Pilotphase werden die Ergebnisse ausgewertet, um das Konzept optimal für die landesweite Umsetzung weiterzuentwickeln. Das setze aber eine angemessene Personaldecke voraus, mahnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Eine veränderte Aufgabenverteilung sowie Personalverschiebungen bzw. -abbau könnten zusätzliche Arbeitsbelastung bei der Ermittlungsarbeit hervorrufen, erklärt Sven Hummel, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Rheinland-Pfalz in einer Pressemitteilung.
Gleichwohl betont Hummel: „Die Zielrichtung einer bürgernahen Polizeiarbeit verdient volle Unterstützung." Die GdP wolle das Reformvorhaben konstruktiv begleiten, "mit dem Ziel, die anlassunabhängige Polizeipräsenz im Land nachhaltig zu stärken".