Wieder Havarie an Schleuse
Politik erneuert Forderung nach Ausbau an der Mosel
Das Tor der Schleuse Sankt Aldegund an der Mosel ist beschädigt, nachdem ein Fahrgastschiff bei der Einfahrt dagegen geprallt ist, wie die Polizei mitteilte.
-. -/Polizei Rheinland-Pfalz/dpa

An der Mosel hat ein Kreuzfahrtschiff die Schleuse in St. Aldegund beschädigt, die Schifffahrt ist ausgebremst – wieder einmal. Aus der Landespolitik werden Stimmen laut, die einen Ausbau der Moselschleusen fordern. 

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2360 Tonnen Fracht hatte das Schiff geladen, das am 11. November 2023 gegen das geschlossene rechte Obertor der Rheinschleuse Iffezheim (Baden-Württemberg) rauschte – die Wucht war immens, die Zerstörungen heftig. Nichts ging mehr. Ähnliches passierte am 8. Dezember 2024 gegen Mittag an der Moselschleuse Müden – und jetzt am Nachmittag des vergangenen Mittwochs ein paar Flusskilometer moselaufwärts in St. Aldegund (beides Kreis Cochem-Zell). Der entscheidende Unterschied zwischen Iffezheim und Müden/St. Aldegund: Am Rhein gibt es zwei Schleusenkammern, an den beiden havarierten Moselschleusen nur jeweils eine. Das bedeutet: Totalstillstand, zunächst jedenfalls. Das darf so nicht bleiben, erneuerte die Landespolitik ihre Forderungen nach zügigem Ausbau der Moselschleusen.

Praktischerweise war der geeignete Ansprechpartner sehr schnell greifbar: Noch am Donnerstag wollte sich Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ein Bild vom Schaden machen – der Eifeler Bundespolitiker hatte eh Termine in der Nähe, hieß es aus seinem Ministerium. Zu dem Unfall war es am Mittwoch gegen 16 Uhr gekommen, als ein Passagierkabinenschiff beim Einfahren in die Schleuse gegen das Untertor prallte. Das Tor wurde beschädigt, die Schleuse sofort gesperrt, rund 50 Schiffe saßen fest, wie das Bundesverkehrsministerium informierte. Demnach wurden drei Passagiere des Kreuzfahrtschiffes verletzt. Einer musste mit Schnittwunden im Krankenhaus behandelt werden.

Am Donnerstagvormittag begann dann die Begutachtung des Schadens, Taucher waren im Einsatz. In der Mittagszeit konnte Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, vorsichtig Entwarnung geben – ganz so arg wie in Müden ist die Lage in St. Aldegund nicht: „Weder der Beton noch der Antrieb wurden beschädigt.“ Geprüft werde, ob mit Bordmitteln eine Wiederaufnahme der Schleusungen für die wartenden Schiffe möglich ist. Oehlmann versprach: „Trotz der Havarie gilt: Die Schifffahrt auf der Mosel wird nicht komplett zum Erliegen kommen.“

Und Schnieder meinte: „Ich werde alles daran setzen, dass die Schleuse so schnell wie möglich wieder ihren Betrieb aufnehmen kann.“ Nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Mosel-Saar-Lahn sollen spätestens in der kommenden Woche wieder Frachtschiffe durch die Schleuse fahren, möglicherweise könnten sogar schon am Wochenende erste Schiffe geschleust werden, hieß es am Nachmittag.

Von einem „erneuten Tiefpunkt für die Schifffahrt und den Frachttransport per Wasserstraße“ sprach Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) – und davon, dass alle Stellen vom Land bis zum Bund mit höchstem Druck an Lösungen arbeiten. Ein Mosaikstein, der auch schon in Müden zum Tragen kam: Schmitt hob das Sonntagsfahrverbot für Lkw, deren Lieferungen im Zusammenhang mit der Schleusensperrung stehen, auf. „Damit schaffen wir Transportkapazitäten via Straße.“ Lockerungen soll es auch beim Blick auf Fahrverbote in den am Freitag beginnenden Sommerferien geben, hieß es.

Auf Sicht aber führe an einem Ausbau der Moselschleusen kein Weg vorbei, so Schmitt im Einklang mit Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD). „Der erneute Unfall an der Mosel zeigt: Die Schleusen sind ein Engpass in unserer Wasserstraßeninfrastruktur“, erklärten die beiden Landespolitiker. Es sei nun an Schnieder, den Ausbau der Schleusen an der Bundeswasserstraße mit höchster Priorität zu verfolgen: „Alle zehn Schleusen an der Mosel müssen grundsätzlich über zwei Schleusenkammern verfügen. Unsere Logistik und unsere Wirtschaft brauchen Wasserstraßen, die mit dem Verkehrsaufkommen standhalten können“, forderten Schweitzer und Schmitt.

Übrigens war es am Mittwoch flussabwärts in Treis-Karden zu einem weiteren Schiffsunfall gekommen: Dort rammte ein Schiff die Brücke. Daniela Schmitt konnte aber nach Rücksprache mit dem Landesbetrieb Mobilität Entwarnung geben, an der Brücke war kein größerer Schaden entstanden, der Verkehr konnte weiterrollen.

Die Schleusen an der Mosel

28 Schleusen gibt es insgesamt an der Mosel – 15 in Frankreich, eine zwischen Luxemburg und Frankreich, zwei zwischen Luxemburg und Deutschland sowie zehn in Deutschland (Trier, Detzem, Wintrich, Zeltingen, Enkirch, St. Aldegund, Fankel, Müden, Lehmen und Koblenz). An vier dieser deutschen Schleusen sind bereits jeweils zwei Schleusenkammern in Betrieb (Koblenz, Fankel, Zeltingen, Trier). Aktuell wird in Lehmen im Kreis Mayen-Koblenz an der zweiten Kammer gebaut, dann soll Wintrich (Kreis Bernkastel-Wittlich) folgen. Zudem sollen voraussichtlich bis 2027 alle Schleusen auf Fernbedienung umgestellt werden. tim

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