Heiß, eng, oft ohne Tageslicht (dafür von umso besseren Düften umgeben), das ist das tägliche Umfeld von Felix Berresheim – als Koch im Kult-Restaurant Sansibar auf der Insel Sylt. Vielleicht zieht es den 25-Jährigen aus Altrich (Kreis Bernkastel-Wittlich) gerade deshalb in die Weite, hinaus aufs Meer. Über eine besonders außergewöhnliche Reise hat er nun ein Buch geschrieben: „Ein Funken Freiheit – Der Fluch von La Salope“. Felix Berresheim trampt von der Eifel bis in die Karibik – mit dem Segelschiff
Das Kuriose: Sie hat ihn bis in die Karibik geführt, ohne auch nur ein einziges Ticket gekauft zu haben. Er ist getrampt, zunächst per Auto, dann mit dem Segelschiff.
Die Reise begann zu einer Zeit in seinem Leben, in der er eine Auszeit aus seinem Alltag suchte. Schon mit 15 Jahren war er von zu Hause ausgezogen und begann eine Ausbildung zum Koch in Koblenz. Einige Jahre arbeitete er dort, dann zog es ihn hinaus in die Welt. Doch das Geld war rar gesät, und so entschied er sich fürs Trampen.
„Das Ziel war mir noch nicht so klar.“
Felix Berresheim ging es erstmal darum, überhaupt zu reisen.
„Das Ziel war mir noch nicht so klar“, erzählt er. Doch die Idee, den Atlantik zu überqueren, trieb ihn schon zu diesem Zeitpunkt um. Gleich in Altrich begann seine Reise nicht, sondern einige Kilometer entfernt. „Ich hatte Angst, dass mich niemand mitnimmt und mein Vater mich am Straßenrand stehen sieht, das wäre mir zu peinlich gewesen“, gesteht er und lacht.
Ende 2018 startete er. Erstes Ziel: Gibraltar. Unglaublich viele freundliche und hilfsbereite Menschen habe er unterwegs kennengelernt, auch manch komische Situation, doch Angst habe er nie gehabt. Vom Bauern, der sein Auto mit zwei Drähten angelassen habe, bis zum Geschäftsmann im luxuriösen Sportwagen und der 85-Jährigen, mit der er 600 Kilometer durch Frankreich fuhr (ohne ihre Sprache zu sprechen), sei alles dabei gewesen. Er schlief im Zelt, nur selten in Hostels.
Von Gran Canaria nach Martinique auf einem abenteuerlichen Schiff
Pünktlich zum 31. Dezember kam er in Gibraltar an, feierte dort Silvester. Am Hafen versuchte er, auf einem Schiff anzuheuern, um seinen Traum von der Atlantik-Überquerung wahr zu machen. Er lernte zwei Schweden kennen, die ein Problem mit ihrem Schiff hatten, wegen eines Motorschadens sei es komplett verrußt gewesen. Er half beim Säubern – und durfte mitfahren. „Hand gegen Koje“, laute das Prinzip. Nächster Stop: Gran Canaria.
Als es dann weitergehen sollte nach Martinique, habe sich gezeigt, dass das Schiff mit dem Namen „La Salope“ nicht hochseetauglich gewesen sei. Unglaublich viel sei unterwegs kaputt gegangen, bei einem Sturm sei eine Planke gerissen, immer wieder hätten sie Strom sparen müssen. Also: Navigation aus, Licht aus, Kühlschrank aus. Segeln unter erschwerten Bedingungen, „wie Kolumbus“.
Hinzu kam: Gesegelt habe er zuvor noch nie, sei nur mal mit dem Schiff auf der Mosel unterwegs gewesen. Also erwischte ihn die Seekrankheit, tagelang – bis es endlich besser wurde.
Vorräte auf See wurden knapp
Weil sie deutlich länger unterwegs waren als geplant, wurden zudem unterwegs die Vorräte knapp. „Am Ende haben wir uns nur noch aus Dosen ernährt“, erinnert er sich. Und er habe seinen Durst zügeln müssen.
Sein Buch, in dem er die ganze Geschichte erzählt, endet am Ziel der Reise: auf Martinique. Das Schicksal wollte es, dass ihm unterwegs sein Handy gestohlen wurde – und mit ihm alle Fotos der Reise. Eben deshalb wollte er seine Erinnerungen schriftlich festhalten – im Buch „Ein Funken Freiheit“.
Der schönste Moment der Reise: zurück in der Eifel
Dabei habe er es nie mit dem Schreiben gehabt, und schon gar nicht mit der Rechtschreibung, erzählt er und lacht. Mit Zeichnungen illustriert er die Erzählungen, die Lektüre solle schließlich Spaß machen.
Der schönste Moment seiner Reise sei der Moment gewesen, als er wieder in der Grill-Ecke seiner Eltern in Altrich gesessen habe. Das Heimweh hatte ihn zum Schluss dann doch gepackt, eine große Sehnsucht nach dem Zuhause.
Nach der Ankunft auf Martinique sei er in der Karibik noch von Insel zu Insel gereist, ebenfalls als Tramper, mit einem Amerikaner und einer Dänin, doch mit weniger spektakulären Erlebnissen. Am Ende reiste er noch in die USA, war insgesamt zehn Monate unterwegs.
Wieder zu Hause ankommen, im Alltag, das sei eine Herausforderung gewesen. Er arbeitete wieder in seinem Lehrbetrieb, dann in einem Restaurant in Andernach und zog dann schließlich nach Sylt. Dort lebe er „am schönsten Strand Deutschlands“, wie er sagt.
Die Arbeit in der Küche, sie sei anstrengend und stundenreich. Deshalb will er mit seiner Freundin bald wieder los, nächstes Jahr, gemeinsam nach Neuseeland. „Manchmal muss man einfach Dinge machen, ohne groß drüber nachzudenken. Denn sonst macht man sie nie.“