Das erste Mal seit sechs Jahren ist in Deutschland wieder eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen - Das muss man wissen
Partielle Sonnenfinsternis: Heute Mittag knabbert der Mond die Sonne an
Photobookroom - stock.adobe.com

Mainz/Berlin. Zum ersten Mal seit sechs Jahren kann in Deutschland heute wieder eine Sonnenfinsternis beobachtet werden – allerdings nur in ganz kleinem Rahmen: Um die Mittagszeit findet eine Sonnenfinsternis statt, vollständig erleben kann man diese aber nur in einem Streifen zwischen Ontario in Kanada und Grönland. In Deutschland wird die Sonne um die Mittagszeit zu maximal 20 Prozent verdeckt werden.

Die Sonnenfinsternis an diesem Donnerstag ist eine partielle, und sie ist eine ringförmige: Bei dem Himmelsschauspiel schiebt sich der Mond zwischen Sonne und Erde und verdunkelt die Sonnenscheibe. Weil aber derzeit der Mond auf seiner Umlaufbahn an einem Punkt weit weg von der Erde steht, ist er schlicht nicht groß genug, um die ganze Sonne zu verdecken – übrig bleibt ein Ring aus Feuer um die schwarze Mondscheibe.

Um dieses Schauspiel in seiner vollen Pracht zu genießen, müsste man allerdings nach Kanada oder Grönland fahren. Denn die heutige Sonnenfinsternis spielt sich zum Großteil in der nördlichen Polarregion ab. Die volle Sonnenfinsternis kann deshalb nur in einem Streifen von Ontario in Kanada über die Hudson Bay bis nach Grönland beobachtet werden – oder eben am Nordpol selbst.

Auf Sylt wird es finsterer

In Deutschland ist von der Sonnenfinsternis deshalb nur ein bisschen zu sehen. Immerhin: „Am 10. Juni um 11.26 Uhr wird der Mond beginnen, die Sonnenscheibe scheinbar anzuknabbern, um 12.25 Uhr ist das Maximum erreicht, und um 13.27 Uhr endet die Finsternis“, erklärt Axel Weiß von der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz. Überhaupt sei eine Sonnenfinsternis immer nur in einem kleinen Streifen auf der Erdoberfläche zu beobachten. „Außerhalb dieses Gebiets zieht der Mond wegen seiner gegenüber der Erdbahn leicht geneigten Bahn nicht mittig über die Sonnenscheibe, sondern versetzt“, erklärt Weiß: „Damit lässt der Mond scheinbar einen Teil der Sonne frei: Die Finsternis wird nur partiell.“

In Deutschland wird der größte Grad der Verfinsterung demnach an der Nordseeküste zu sehen sein, für Sylt rechnen die Experten etwa mit einer Bedeckung von bis zu 21,3 Prozent der Sonnenoberfläche. Die geringste Verfinsterung werde im Südosten in der österreichischen Steiermark mit gerade mal 2,5 Prozent erreicht, heißt es beim Internetlexikon Wikipedia – für Frankfurt rechnet man dort mit einer Abdeckung von 11,3 Prozent.

In Mainz würden höchstens 13 Prozent Abdeckung der Sonnenfläche erreicht, sagt Weiß. Die Verfinsterung werde wohl angesichts der hohen Strahlkraft der restlichen Sonne nicht weiter auffallen. Ein sichtbarer Verdunklungseffekt sei erst ab etwa der Hälfte der Fläche erkennbar. Das erlebte die Region zuletzt im Jahr 2015, als eine partielle Sonnenfinsternis am Vormittag bis zu 80 Prozent der Sonne verdunkelte und die Umgebung in ein schummriges Licht tauchte.

In Mainz etwa fanden sich damals mehrere Hundert Schaulustige zu einer „Sofi-Party“ ein, die Astronomische Arbeitsgemeinschaft steuerte Teleskope und wissenschaftliches Know-how bei – das wird es in diesem Corona-Jahr nicht geben können. Doch Experte Weiß freut sich trotzdem: „Interessant zu beobachten ist die partielle Sonnenfinsternis mit der angeknabberten Sonne dennoch.“ Das aber solle man unbedingt nur mit gut geschützten Augen tun. Wer sie noch hat, kann eine intakte Sofi-Brille vom letzten Mal benutzen, auf gar keinen Fall aber solle man ungeschützt in die Sonne schauen, „und erst recht nicht durch ein Fernglas oder Fernrohr“, warnt Weiß – sonst können Augenschäden drohen.

Durchs Schweißglas gucken

Im Handel zu kaufen gibt es Sonnenfinsternisbrillen mit speziellen Filterfolien. Man kann auch darauf achten, ob die Brillen nach der Norm DIN EN ISO 12312-2:2015 („Filter für die direkte Beobachtung der Sonne“) zertifiziert sind. Beobachtet man dieses Schauspiel im Himmel mit Ferngläsern, Teleskopen oder fotografiert es mit der Kamera, gilt: unbedingt Filteraufsätze und Schutzfolien nutzen. Einfache Pappbrillen mit Filterfolie kosten beim Augenoptiker laut Bundesinnungsverband ZVA rund 3 bis 3,50 Euro, Filterfolien (rund acht mal zehn Zentimeter) zum Zuschneiden für optische Geräte liegen bei 2 bis 2,50 Euro.

„Klar abzuraten ist auch von Rettungsfolien oder berußten Gläsern“, sagt Weiß, sehr geeignet für eine Sonnenbeobachtung sei hingegen sogenanntes Schweißglas fürs Elektroschweißen. Das gebe es im Baumarkt oder im Handwerkerfachhandel, „aber – wichtig – benötigt wird die Schutzstufe 14 oder 15, nicht geringer“, betont Weiß. Die Paul-Baumann-Sternwarte der Mainzer Sternfreunde von der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft in Klein-Winternheim könne leider heute Corona-bedingt noch nicht wieder öffnen. Bei der nächsten Sonnenfinsternis werde das aber hoffentlich wieder anders sein.

Denn bereits am 25. Oktober 2022 steht die nächste Sonnenfinsternis ins Haus – dann sind in Mainz etwa 22 Prozent Sonnenbedeckung zu erwarten. Richtig interessant wird es dann wieder am 12. August 2026: Dann kann eine Sonnenfinsternis mit 88 Prozent Sonnenverdunkelung beobachtet werden. „Auf Mallorca gibt’s dann sogar eine totale Sonnenfinsternis“, verrät Weiß. Gisela Kirschstein/dpa

Auf YouTube bietet die Gesellschaft deutschsprachiger Planetarien gemeinsam mit der Vereinigung der Sternenfreunde und dem Planetarium Berlin einen Livestream mit Livebildern von Teleskopen an. Mehr unter ku-rz.de/sofi

Top-News aus der Region