Die Überwachung und Kontrolle der Binnenschifffahrt auf der zentralen Nord-Süd-Wasserverbindung gehören zu den Hauptaufgaben der Wasserschutzpolizei St. Goar im Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
„Das ist vergleichbar mit der Schwerlastkontrolle auf der Autobahn“, sagt Knopp, stellvertretender Dienststellenleiter. Knopp sagt, dass er schon als Kind zur Wasserschutzpolizei nach St. Goar wollte. Er arbeitet inzwischen seit 29 Jahren in dem historischen Hafengebäude nahe der Loreley. Damit ist er für einen der schwierigsten und unfallträchtigsten, aber auch idyllischsten Abschnitte der Rhein-Schifffahrt zuständig. Trotzdem: Es ist ein Traumberuf für Knopp. „Ich habe es keinen Tag bereut.“
Analog zum Land
„Wir machen alles, was die Schutzpolizei auf dem Land auch macht“, erläutert Knopp. Dazu gehören neben der stark befahrenen europäischen Wasserstraße Rhein auch die Ufer, Häfen und zahlreichen Feste auf dem gut 30 Kilometer langen Abschnitt. Mehr als 190 Wasserschutzpolizisten gibt es im Land. Genügend Nachwuchs zu finden, sei aber bei der Wasserschutzpolizei – wie in vielen anderen Berufen auch – schwierig geworden, sagt Knopp.
Frachtpapiere, Sicherung der Ladung, Schiffseigentümer, Besatzung, Arbeitszeiten, Fahrzeiten – all das überprüfen Knopp und seine Kollegen bei ihren Kontrollen auf den Güter- und Containerschiffen. „Das dauert alles viel länger als auf der Straße“, sagt Klaus Schniering von der Führungsgruppe der Wasserschutzpolizei aus Mainz. Bei Tank- und Gefahrgutschiffen kommt auch noch allerlei Technik dazu, bei Fahrgast- und Kabinenschiffen schauen die Polizisten beispielsweise auch nach Ersthelfern, Feuerlöschern und dem Einbau von Bordkläranlagen. „Die Umweltschutz- und Abfallkontrollen werden immer mehr“, sagt Knopp.
„Bei ungefähr jedem zweiten Schiff finden wir Mängel“, berichtet Knopp. Das könnten Kleinigkeiten sein, aber auch gravierende, bei denen die Schiffe erst mal nicht weiter fahren dürften. Nach Havarien etwa müsse zunächst die Technik genau überprüft werden. Immer wieder fehle aber auch Personal auf einem Schiff, oder Besatzungsmitglieder seien schlechter qualifiziert als vorgeschrieben.
Dann dürfe das Schiff nur noch bis zur nächsten Anlegestelle fahren, etwa in der Nähe eines Bahnhofs, damit ein fehlender Schiffsführer oder Matrose an Bord kommen könnte. Wenn Fahrzeiten überschritten oder Ruhepausen nicht eingehalten werden, müssten die Schiffe auch einen Zwangsstopp einlegen. Die festgestellten Mängel werden im Computer erfasst und gerade solche Schiffe auch wieder kontrolliert.
Der Transport von Gütern auf Wasserstraßen – in Rheinland-Pfalz insgesamt mehr als 605 Kilometer – wird nach Einschätzung von Innenminister Roger Lewentz (SPD) immer wichtiger. Das neue, rund 1,1 Millionen Euro teure Streckenboot soll die Wasserschutzpolizei bei ihren Einsätzen noch besser unterstützen. Die WSP 1 verfügt über modernste Steuertechnik mit Autopilot, Wärmebildkamera, Suchscheinwerfern und neuester Radartechnik. Sie ist bis zu 55 Kilometer pro Stunde schnell und wendig. Ein leistungsfähiger Explosionsschutz ermöglicht es der Besatzung, ohne eigene Gefährdung auch an Schiffe mit gefährlicher Ladung heranzufahren, erläutert Lewentz. Um auch bei hohen Containerschiffen sicher an Bord kommen zu können, wurde auf dem Dach des neuen Streckenboots eine Art Übersteigeinrichtung angebracht. Eine Bergeplattform und Leuchten am Heck ermöglichen auch das Arbeiten in Dunkelheit.
Verstärkung gefragt
Wenn Knopp und seine Kollegen bei ihren Kontrollen auf einen mit Haftbefehl gesuchten Schiffsführer oder Matrosen stoßen, meist wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe, lassen sie die Handschellen aber nicht gleich zuschnappen. „Ich kann keinen vom Boot rüber holen, der sich wehrt“, beschreibt Knopp die Gefahr. Dies sei auch gar nicht notwendig. Die Wasserschutzpolizisten, die in der Regel zu dritt oder viert sind, können Verstärkung über Land anfordern und ein Schiff mit dem Polizeiboot bis zur nächsten Anlegestelle begleiten. Nach der allgemeinen Polizeiausbildung könnten sich Beamte direkt bewerben, erklärt Schniering. Dann folgten zwei weitere Jahre Ausbildung – davon auch einige Monate bei der bundesweit zentralen Wasserschutzpolizei-Schule in Hamburg.
Bedroht oder angegriffen worden sei er in 29 Jahren noch nie, sagt Knopp. Der Umgang sei in der Regel freundlich und professionell. „Die wollen hier ja auch wieder vorbei fahren, und wir sind immer hier.“
„Bei ungefähr jedem zweiten Schiff finden wir Mängel.“
Peter Knopp, stellvertretender Dienststellenleiter
Die zehn Wasserschutzpolizei-Standorte im Land sind mit 15 schweren Polizeibooten und fünf schnellen, leichten Außenborderbooten ausgestattet. Rund um die Uhr sind von den zehn Stationen außer St. Goar noch Ludwigshafen, Mainz und Koblenz besetzt.
Je nach Rheinabschnitt sind auch die Schwerpunkte der Wasserpolizei unterschiedlich: Bandenmäßiger Diebstahl von Außenbordmotoren an Sportbooten etwa sei in St. Goar kein Thema, berichten die Beamten. Auch Badeunfälle seien andernorts häufiger. Das Baden im Rhein sei zwar mit Ausnahmen einiger Stellen grundsätzlich erlaubt. Knopp und Schniering raten aber wegen der Gefahren dringend davon ab – insbesondere Kindern. Aber auch Erwachsene unterschätzten Strömungen und die Wellen der großen Schiffe immer wieder – „vor allem nach Alkoholkonsum in der Sonne“, sagt Knopp.