Koblenz – Ein entscheidender Schritt in der Erforschung von Multiple Sklerose (MS) ist der Fachhochschule Koblenz/Rhein-Ahr-Campus gemeinsam mit dem Radiologischen Institut Hohenzollernstraße und dem Neurologen Dr. Andreas Böer gelungen: Eine neu entwickelte Analysemethode versetzt Ärzte und Wissenschaftler in die Lage, den bei MS krankmachenden Myelinabbau erstmals im kompletten Gehirn äußerst präzise und im Verlauf zu messen.
Vor zwei Jahren hatten sich die Kooperationspartner zum Forschungsprojekt zusammengeschlossen. Mehr als 40 Patienten nahmen seither an der Studie teil. Im Rahmen der Routinediagnostik untersuchte man sie mit einem der weltweit modernsten 3-Tesla-Kernspintomografen im Radiologischen Institut. Die Bilder waren für die Forscher am Rhein-Ahr-Campus (Absolventen und Studierenden der angewandten Physik, Mathematik und Medizintechnik), Grundlage weitergehender Analysen. In aufwendiger Kleinstarbeit haben sie nach neuen Verfahren gesucht, um die Myelinschicht zu messen, jene fetthaltige Substanz, welche die Nerven schützt und für die Weiterleitung von Signalen sorgt. Bei MS wird diese aus bisher nicht erklärbaren Gründen abgebaut und führt so zum bekannten Krankheitsbild mit Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen bis hin zu Lähmungen und Erblindung.
„Da die Myelinschicht nur etwa ein Millionstel Millimeter dünn ist, lässt sich diese selbst mit hochauflösender Magnetresonanztomogra-fie nicht messen“, beschreibt Prof. Dr. Heiko Neeb die Schwierigkeit der Forschungsarbeit. Dennoch lieferte die neueste MRT-Technik des Koblenzer Instituts die Grundlage für den Forschungserfolg. Denn damit war es erstmals möglich, in nur einem Untersuchungsdurchgang in kurzer Zeit das komplette Gehirn abzubilden, was vorher nur in kleinen Teilschichten untersucht werden konnte.
Im zweiten Schritt geht es nun darum, das Verfahren klinisch zu testen. „Wenn sich zeigt, dass sich mit der Messung des Myelinabbaus in den verschiedenen Hirnregionen Aussagen über den Verlauf der Krankheit treffen lassen, dann bedeutet dies für die Diagnose und deren Verlaufskontrolle einen enormen Fortschritt“, erläuterte Dr. med. Jochen Schenk vom Radiologischen Institut.