Von unserem Reporter Franz-Josef Dosio
Kruft – Der Mord in Kruft, bei dem den polizeilichen Ermittlungen nach ein 51-Jähriger seine 47-jährige Exfrau erschoss, deren Freund lebensgefährlich verletzte, dann sich selbst tötete (die RZ berichtete), hatte bereits eine Vorgeschichte, die geprägt war von körperlicher Gewalt und Drohungen. Das berichteten Freundinnen und Bekannte der ermordeten Frau. Sie äußerten sich gegenüber der RZ zu den dramatischen Ereignissen.
„Das Drama in Kruft war für uns eigentlich vorhersehbar“, sagen die Freundinnen. Denn der mutmaßliche Täter hatte bereits im Vorfeld der Tat mehrfach seine Frau körperlich misshandelt und auch bedroht, sogar darüber gesprochen, sie umzubringen. Wegen verschiedener Blessuren, die ihr Exmann ihr zugefügt habe, sei die jetzt ermordete Frau bei der Polizei und auch in ärztlicher Behandlung gewesen. Weil die Frau ihren Mann wegen der Gewalt ihr gegenüber anzeigte, nahm die Polizei Ermittlungen auf. Wie vonseiten der Polizei bestätigt wurde, kam es aufgrund dieser Ermittlungen letztendlich sogar vor wenigen Monaten zu einer Gerichtsverhandlung, bei der aber der Mann wegen „gegenteiliger, für das Gericht nicht mehr nachvollziehbarer Aussagen“ freigesprochen wurde (die RZ berichtete am 11. Oktober).
„Der Mann hatte zwei Gesichter“, sagen die Freundinnen. „Auf der einen Seite konnte er höflich sein und entgegenkommend, auf der anderen Seite aber auch furchtbar brutal.“ Nach der Scheidung hatte die jetzt getötete Frau ihren Freundinnen öfter erzählt, dass sie von ihrem Exmann Morddrohungen erhalten habe, auch geschlagen und gewürgt wurde sie von ihm. Dies wurde von ihr auch gegenüber der Polizei und vor Gericht ausgesagt. Der Mann äußerte sich gegenüber einer der Freundinnen seiner Frau derart, dass er „fertig sei, und wenn er gehe, würde er seine Frau und auch das Kind mitnehmen“.
Bereits vor der Scheidung, die am 1. Juli dieses Jahres ausgesprochen wurde, hätte es schon mal eine Trennung zwischen den beiden gegeben. Damals lebte die Familie allerdings noch im Euskirchener Raum. Auch damals sei die Polizei eingeschaltet worden, weil es zu Schlägen vonseiten des Mannes und zu Drohungen gekommen war. Später fanden die beiden jedoch wieder zusammen. Man wollte neu starten und es noch mal miteinander versuchen, so erzählten sie ihren Freunden. Gemeinsam kauften sie in Saffig ein Haus, das sie renovierten. Später veräußerten sie das Haus jedoch wieder, um das eben erst in Kruft erworbene Anwesen zu finanzieren.
Der Mann sei in psychiatrischer Behandlung gewesen. Über die Therapeuten hätte er sich jedoch mehrfach gegenüber den Freundinnen abwertend geäußert. „Die sind doof. Die kann man an der Nase herumführen“, so hätte er ihnen wörtlich gesagt. Nach Meinung der Freundinnen sei er mit seiner Schauspielermasche auch vor Gericht durchgekommen. Zur Gerichtsverhandlung kam es, weil seine Frau ihn wegen körperlicher Gewalt angezeigt hatte, die er ihr am Rosenmontag 2010 zufügte. „Niemand glaubt mir“, hätte die Frau nach dem richterlichen Freispruch vor Verzweiflung weinend gegenüber ihren Freundinnen bemerkt.
Streit vor Gericht ausgetragen
Nach dem Gewaltausbruch ihres Mannes habe sich die Frau dann in Saffig eine eigene Wohnung gemietet. Der Mann habe in dem in Kruft erworbenen Haus gewohnt, wenn er denn hier in der Gegend gewesen sei, vermuten die Freundinnen. Auch im Zusammenhang mit dem Hausverkauf in Saffig hätte es gerichtliche Auseinandersetzungen gegeben. Dabei ging es um das Sorgerecht für das Kind, um Mobiliar und Geld. Nach der Scheidung am 1. Juli hätte es sogar eine richterliche Verfügung gegeben, die beiden verbot, sich einander zu nähern. Daran aber habe sich wohl niemand gehalten – wegen des Kindes und auch der Hunde, vermuten die Freundinnen.
So wie die Sachlage aussieht, hat der 51-Jährige letztendlich seine Drohungen wahr gemacht. Dem Wissen der Freundinnen nach hat er seine Exfrau gemeinsam mit ihrem neuen Freund nach Kruft gelockt. Sie sollte die Hunde versorgen. Vermutlich hat sie das schon den Öfteren getan, wenn er nicht zu Hause war. Da die Frau an den Tieren hing, folgte sie der Aufforderung, was ihr Schicksal besiegelte. „Wären noch andere Personen dabei gewesen, hätte er auch die erschossen“, darüber sind sich die Freundinnen einig.