Vor vier Wochen startete die Stadt Mainz eine Testkampagne bei Kitakindern, nachdem zuvor durch die britische Virusmutante das Infektionsgeschehen in den Kitas sprunghaft angestiegen war. Seit März sei es hier zu einem „erheblichen Infektionsgeschehen“ gekommen, heißt es beim Gesundheitsamt Mainz-Bingen, allein zwischen Januar und Mitte April waren in der Stadt Mainz Stadt und im Landkreis Mainz-Bingen 62 Kitas von Corona-Infektionen betroffen, darunter auch einige größere Ausbrüche.
Die Stadt Mainz startete daraufhin eine Testoffensive, inzwischen würden bis auf drei Kitas in allen rund 60 Einrichtungen der Stadt regelmäßig Corona-Schnelltests bei den Kindern durchgeführt, sagte nun der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD). Viele Kitas arbeiteten mit Apotheken in ihren Stadtteilen zusammen, in 26 Kitas werden die Tests von den Maltesern durchgeführt. „Seit dem 21. April sind wir jeden Tag mit drei Teams in den Mainzer Kitas unterwegs“, berichtet Behrouz Asadi von den Mainzer Maltesern.
Eingesetzt werden dabei Corona-Antigentests, die sogenannten Schnelltests zeigen binnen 15 Minuten ein Ergebnis an. „Die Kinder scheinen das als wenig problematisch zu erleben“, berichtet Lensch: „Es bringt den Einrichtungen die Sicherheit, dass niemand Infektiöses hineinkommt, und trägt dazu sei, dass die Inzidenzen nicht noch höher sind.“ Positive Tests seien bisher selten gewesen, insgesamt hätten die Malteser schon 1065 Kinder und 485 Erwachsene getestet, das seien zwischen 60 und 70 Kitas am Tag, berichtet Asadi. „Mit Kindern braucht man Zeit, und man braucht Geduld.“
Die Corona-Tests würden „super angenommen“, berichtet Anne Werner, das liege auch daran, dass eine professionelle Organisation sie durchführe. „Man hat dann einfach ein besseres Gefühl“, sagt Werner. Eine Testpflicht für die Kinder gebe es nicht, im Fall der Kita in Mainz-Weisenau beträgt die Teilnahmequote gerade einmal 60 Prozent. Von 50 Kindern, die derzeit in der Betreuung seien, machten 30 beim Test mit. „Für uns wäre es total wichtig, dass die Lolli-Tests bleiben“, betont die Kitaleiterin zudem, doch leider gebe es derzeit „eine Debatte, dass das Land die wieder streichen will“, sagt sie. Würde es nur Tests mit Nasenabstrich geben, sagt Werner: „Dann würden wieder weniger Eltern mitmachen, denn die Nasentests tun den Kindern schon weh.“
CDU-Fraktionschef Christian Baldauf fordert bereits seit Anfang Mai die flächendeckende Einführung dieser Lolli-Schnelltests an Schulen und Kitas, spätestens nach den Pfingstferien müssten die Lutschtests zum Einsatz kommen: Die Tests seien „altersadäquat und kindgerecht“, sagte Baldauf: „Überfällig ist ein Konzept des Landes, diese Art von Tests für unsere Kinder im Land anzubieten.“
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW) fordert, regelmäßige Schnelltests in den Kitas für Beschäftigte und Kinder müssten ein Teil von verbindlichen neuen Leitlinien für einen Alltag mit Corona in den Kitas werden. Es sei nun „dringend der Zeitpunkt gekommen, über Strategien nachzudenken, wie man über den Frühsommer hinaus zu einer weitgehenden und sicheren Öffnung sämtlicher Bildungseinrichtungen gelangen kann“, fordert die GEW. Spätestens zum 1. August müssten hierfür Strategien vorliegen, dazu gehörten Test- und Impfstrategien, mehr Personal und die Ausrüstung sämtlicher Gebäude mit geeigneten Lüftungsanlagen.