Neuwied. War das jetzt ein Häufchen Elend oder einer, der vorgibt ein Häufchen Elend zu sein, um das Gericht milde zu stimmen? Vor dem Koblenzer Landgericht hat gestern der Prozess gegen einen 58-jährigen Neuwieder begonnen. Ihm wird erpresserischer Menschenraub zur Last gelegt.
Der Mann soll am 9. April dieses Jahres die Prokuristin der Gemeindlichen Siedlungsgesellschaft (GSG) in ihrem Fahrzeug entführt haben, um diese zu zwingen, Gelder der Gesellschaft auf ein von ihm benanntes Konto zu überweisen.
Hierzu sei er an einer Baustelle in den Wagen des Opfers gestiegen, habe der Geschädigten eine täuschend echt aussehende Plastikpistole in die Seite gedrückt und diese zur Weiterfahrt gezwungen. Bei einem Halt habe er sie gefesselt und ihr eine dunkle Mütze über den Kopf gezogen. Anschließend habe er in seiner Garage das Fahrzeug gewechselt und sie zu seiner stillgelegten Gaststätte gefahren.
Dort ist er von der Polizei, die aufgrund einer Information durch den Ehemann des Opfers bereits Fahndungsmaßnahmen ergriffen hatte, vorläufig festgenommen worden. Das war übrigens möglich, weil der 58-Jährige die Prokuristin bereits wochenlang beobachtet hatte und auch die Prokuristin ihn deshalb schon angezeigt hatte.
Aufgrund der Beweislage konnte es dem Angeklagten also nicht mehr um das Leugnen des schweren Verbrechens gehen. Er bestätigte den Tatvorwurf unter Tränen, versuchte das Ganze aber als ungeplant darzustellen. Als Grund für seine Tat gab er an, der GSG einmal das Gefühl vermitteln zu wollen, „wie es ist, wenn man einem das Geld wegnimmt.“