Rheinland-Pfalz
Lotto-Chef angeklagt: Millionen verschwiegen?

Rheinland-Pfalz - Heftige Vorwürfe gegen den Chef von Lotto Rheinland-Pfalz: Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Schössler (66) soll vorgetäuscht haben, dass zwei Lottospieler ihren Gewinn von insgesamt 1,5 Millionen Euro abgeholt haben - obwohl sie dies nicht taten.

Von unserem Redakteur Hartmut Wagner

Jetzt hat ihn die Staatsanwaltschaft wegen Betrug angeklagt. Das Amtsgericht Koblenz hat bisher nicht entschieden, ob es die Anklage zulässt. Dies wird in den nächsten Wochen geschehen.

Hans-Peter Schössler.

dpa

Der Vorwurf eines Millionenbetrugs gegen Lotto-Hauptgeschäftsführer Schössler wiegt schwer. Denn die Lotto Rheinland-Pfalz GmbH mit Sitz in Koblenz hantiert täglich mit großen Geldbeträgen – 2013 machte sie nach eigenen Angaben gut 370 Millionen Euro Umsatz. Schössler bestätigte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er Anfang der Woche über die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft informiert wurde. Er werde dem Gericht eine Stellungnahme zuschicken. Derzeit will er sich zu den Vorwürfen nicht öffentlich äußern.

Schössler zeigte sich selbst an

Im Herbst 2013 war bekannt geworden, dass es bei Lotto Rheinland-Pfalz zu Unregelmäßigkeiten bei Gewinnauszahlungen gekommen sein soll. Daraufhin zeigte sich Schössler bei der Staatsanwaltschaft selbst an – und setzte das Verfahren in Gang. Offenbar wollte er prüfen lassen, ob er sich strafbar gemacht haben könnte. Sein Geschäftsführerkollege Herbert Laubach verlor infolge der Affäre sein Amt. Die Ermittlungen gegen ihn wurden ergebnislos eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft hat bereits am 10. Februar Anklage gegen den Lotto-Chef erhoben. Eine offizielle Mitteilung gibt es dazu bisher nicht. Die Anklage wirft Schössler nicht vor, sich persönlich bereichert zu haben. Sie listet zwei Betrugstaten auf – zum Vorteil von Lotto Rheinland-Pfalz, zum Nachteil anderer Lottounternehmen.

Mehrere Punkte werden angeklagt

Anklagevorwurf 1: Ein Unbekannter nahm 2008 über Lotto Rheinland-Pfalz beim „Spiel 77“ teil, gewann 470 000 Euro – holte den Gewinn aber nicht ab. Die Lotto Rheinland-Pfalz GmbH ist Mitglied im Deutschen Lotto- und Totoblock, ebenso wie die Lottogesellschaften der 15 anderen Bundesländer. Darum hätte Lotto Rheinland-Pfalz die 470 000 Euro für den Gewinner 26 Wochen vorhalten müssen. Dann hätte sie, da er den Gewinn nicht einforderte, die Summe an die nordrhein-westfälische Lottogesellschaft überweisen – und dem Fonds „Nicht zustellbare Gewinne“ zuführen müssen. Aber Schössler veranlasste laut Anklage, dass die Nichtabholung des Gewinns geheim gehalten wurde – und die 470 000 Euro bei der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH blieben.

Anklagevorwurf 2: Ein Unbekannter nahm 2009 über Lotto Rheinland-Pfalz bei einer Block-Sonderauslosung teil, gewann 1 Million Euro – und holte den Gewinn nicht ab. Darum hätte die Million eigentlich beim Lotto- und Totoblock verbleiben müssen. Aber laut Anklage veranlasste Schössler, dass Lotto Rheinland-Pfalz diesem fälschlicherweise mitteilte, der Gewinner sei ermittelt und die Million ausbezahlt worden. Dies hatte zur Folge, dass die deutschen Lottogesellschaften 1 Million Euro in einen Fonds des Lotto- und Totoblocks einbezahlen mussten.

Lotto Rheinland-Pfalz hat bereits faktisch eingeräumt, dass hier etwas falsch lief. Denn sie zahlte die 1,5 Millionen Euro inzwischen an den Lotto- und Totoblock zurück. Und nicht nur das: Sie überwies laut Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) insgesamt sogar 2,6 Millionen Euro, da 2003 ein weiterer nicht abgeholter Gewinn von 1,1 Millionen Euro vertragswidrig bei Lotto Rheinland-Pfalz verblieben war. Dieser Fall wird Schössler aber nicht zur Last gelegt.

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten