Boppard-Buchholz
Lokal für die Familie: Ex-Sterneköche Henke und Eckhardt eröffnen Restaurant im Hunsrück
Sarah Henke und Christian Eckhardt im Lemabri-Rohbau
Noch ist das "Lemabri" in Boppard-Buchholz ein Rohbau. Doch ab Herbst wollen die früheren Sterneköche Sarah Henke und Christian Eckhardt in dem neuen Restaurant hinter dem Herd stehen.
Cordula Sailer

Sarah Henke und Christian Eckhardt kochen bald im Industriegebiet Hellerwald in Boppard-Buchholz. Im Lemabri wollen sie weg von der Sterneküche, hin zu einer Küche, die für Familien geeignet ist. Schließlich sind sie selbst stolze Eltern.

Lesezeit 4 Minuten

Sarah Henke und Christian Eckhardt im Lemabri-Rohbau
Noch ist das "Lemabri" in Boppard-Buchholz ein Rohbau. Doch ab Herbst wollen die früheren Sterneköche Sarah Henke und Christian Eckhardt in dem neuen Restaurant hinter dem Herd stehen.
Cordula Sailer

Wer durch das Industriegebiet Hellerwald in Boppard-Buchholz fährt, vermutet zwischen den Firmengebäuden und riesigen Hallen keinen Ort, an dem Familien ihre Freizeit verbringen, sich mit Freunden treffen – und gutes Essen genießen. Und doch soll genau dort ein solcher Ort geschaffen werden: gegenüber der Firmenzentrale der Erhardt Partner Group (EPG).

In einem gerade entstehenden Neubau eröffnet im Herbst das Restaurant „Lemabri“. Am Herd werden keine Geringeren stehen als Sarah Henke und Christian Eckhardt – zuvor Küchenchefs zweier Sternerestaurants in Andernach. Mit unserer Zeitung haben Sie über ihre Neuorientierung gesprochen – und darüber, welche Rolle ihr 19 Monate alter Sohn Sam spielt.

Der Rohbau für das Restaurantprojekt steht bereits in der Alten Römerstraße. Bauherr ist die Erhardt Partner Group. Das Unternehmen bietet Softwarelösungen an, die helfen sollen, Abläufe in Lieferketten zu optimieren. Im ersten Stock des Neubaus wird die betriebseigene Kita untergebracht. Im Erdgeschoss entstehen die Räumlichkeiten des Lemabri. Das Restaurant wird die Kita mit frischem Essen versorgen, gleichzeitig aber auch einen Mittagstisch und eine Abendkarte anbieten.

Beide werden in der Küche stehen

Für den Restaurantbetrieb ist die „Lemabri Betriebsgesellschaft mbH“ gegründet worden, deren Teilhaber Christian Eckhardt ist. „Meine Frau Sarah wird als Küchenchefin angestellt, ich als Geschäftsführer“, erklärt Eckhardt – und fügt mit einem Schmunzeln schnell hinzu, dass er natürlich auch in der Küche stehen wird.

Sarah Henke ist vielen durch ihre TV-Auftritte, wie etwa in der ZDF-Küchenschlacht, bekannt. Zuletzt war sie Küchenchefin im Yoso in Andernach, wo sie sich einen Michelin-Stern erkochte. Ihr Mann Christian Eckhardt erhielt als Küchenchef im Purs in Andernach sogar zwei Michelin-Sterne.

Warum verschlägt es die beiden nun nach Boppard? „Die Familie ist für uns jetzt das Wichtigste“, betont Christian Eckhardt. 2021 kam Sohn Sam zur Welt. „Und so ein kleiner Mann ordnet das Leben noch mal neu.“ Die Arbeit im Lemabri ermögliche ihnen eine flexible und familienfreundliche Arbeitsweise, “bei der wir uns auch um unseren Sohn kümmern können, ohne die Qualität unserer Arbeit zu beeinträchtigen", erklärt Sarah Henke.

Die Familie ist für uns jetzt das Wichtigste.

Spitzenkoch Christian Eckhardt

Das Leben mit Kindern – es soll im Konzept des Lemabri eine große Rolle spielen. „Wir haben bewusst gesagt: Wir gehen weg von der Sterneküche und möchten eine Küche machen, die für die Familie geeignet ist“, sagt Sarah Henke. So soll es im Lemabri eine eigene Kinderkarte mit frischen Speisen geben, einen extra Spielraum sowie einen Spielplatz im Außenbereich.

Auch beim Essen für die Kita wollen die Spitzenköche auf eine frische, ausgewogene Küche achten: „Vom Grundsatz her soll es einmal in der Woche Fisch, einmal Fleisch und an den restlichen Tagen vegetarische Gerichte geben“, erläutert Henke. Gern würden sie und ihr Mann auch mit regionalen Erzeugern zusammenarbeiten und Zutaten etwa frisch vom Bauernhof holen. „Das Schöne für uns ist, dass wir die Kinder spielerisch an das Thema Essen heranführen können“, sagt Christian Eckhardt. Er denkt daran, mit den Kita-Kindern zum Beispiel Plätzchen zu backen, einen Obstsalat zuzubereiten oder eine Pizza zu belegen.

Jetzt bleibt noch die Frage, auf welches kulinarische Angebot das erwachsene Klientel im Lemabri hoffen darf: ein „Best of“ aus den Küchenstilen Henke und Eckhardt? Christian Eckhardt nickt zustimmend. „Ich glaube, wir können auch gar nicht anders kochen“, sagt der 40-Jährige und lacht. Er selbst stehe für eine leichte, weltoffene Küche mit frankophilen Grundsätzen. „Und meine Küche ist die asiatische Aromenküche“, ergänzt die 41-jährige Sarah Henke.

Zwei Küchenstile in einem Restaurant

Das sei das Einzigartige am Lemabri: zwei Küchenchefs, die aus zwei Sternerestaurants mit zwei ganz unterschiedlichen Küchenstilen zusammenkommen. Den beiden ist es wichtig, dass weiterhin jeder seine Gerichte kreiert. „Für den Gast ist es vielleicht das Schönste, dass er sich ein Menü zusammenstellen kann, für das er aus beiden Bereichen wählen kann“, meint Eckhardt. Vielleicht komme auch noch ein neuer Stil dazu, indem sie beide gemeinsam Teller kreieren.

Die Gestaltung der Speisekarte, sagt Sarah Henke, könne im Lemabri viel freier angegangen werden. Es sollen Gerichte auf die Karte kommen, auf die die beiden Spitzenköche Lust haben, die man selbst gern im Restaurant bestellen würde – unabhängig davon, ob das Potenzial für Auszeichnungen in ihnen schlummert. „Wir müssen uns beide in dieser Hinsicht nichts mehr beweisen“, sagt Eckhardt. Das Wichtigste seien glückliche Gäste.

Öffnet das Lemabri im Herbst seine Pforten, sollen darin 120 Gäste Platz finden. „Das hört sich erst mal nach viel an, aber der Raum wird in sechs verschiedene, kleine Sitzbereiche eingeteilt“, erklärt Sarah Henke. Die Nischen böten die Möglichkeit, etwa Familien mit Kindern zusammenzusetzen, sodass die Kinder zusammen spielen können. Es soll eine Atmosphäre herrschen, in der sich niemand unwohl fühlt, wenn mal ein Kleinkind anfängt, zu weinen.

„Wenn Gäste es etwas ruhiger mögen, bieten die verschiedenen Bereiche im Lokal auch dafür die Möglichkeit“, sagt Christian Eckhardt. 80 Sitzplätze auf der Terrasse sollen den Gästen schöne Stunden im Sommer bescheren. Und in einem nächsten Schritt denken Henke und Eckhardt an ein Stück Lemabri für zu Hause: Über einen Online-Shop wollen sie Selbstgemachtes wie Soßen oder Pasten vertreiben.

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