Ja, die Zeiten sind alles andere als einfach. Der politische und ökonomische Schlafwagen der Nachwendezeit ist auf den Schlachtfeldern der Ukraine zertrümmert worden. Die Preise schießen in den Himmel, die Wirtschaft muss sich an vielen Stellen neu erfinden, das Klima steht unter Maximalstress. Und wir sind zu wenige, zumindest in Deutschland. Zu wenige Junge für immer mehr Alte.
Das sind definitiv Entwicklungen, die auch standfeste Gemüter ins Schleudern bringen können.Der Mensch kann als Individuum gut mit einer Krise umgehen. Aber wenn die Krise zum gefühlten Dauerzustand wird, dann geht er in die Knie. An exakt diesem Punkt standen wir 2022 oft und werden es auch 2023 tun.
Es gibt nach wie vor so viele Menschen, die mehr tun, als sie müssten
Aber es ist ebenso exakt dieser Punkt, an dem wir alle, als Gesellschaft, die Hoffnung nicht verlieren dürfen – und auch nicht müssen. Den Grund dafür findet man, wenn man selbst gerade nicht mehr kann, in anderen. Es gibt nach wie vor so viele Menschen, die mehr tun, als sie müssten. Die sich aufopfernd um andere kümmern, ob im Beruf, privat oder im Ehrenamt. Menschen, deren Erfinder- oder Unternehmergeist uns Wege aufzeigt, von denen wir bis gestern nichts wussten. Menschen, die Menschen mit Menschen zusammenbringen und so neue Sichtweisen ermöglichen. Und Menschen, die sich niemals und unter keinen Umständen von den Werten entfernen, die uns erst zu Menschen machen: Freiheit, Gleichheit, Brüder- und Schwesterlichkeit.
Wer dafür den Blick nicht verliert, hat Zukunft. In Deutschland müssen wir allerdings, wenn uns dies besser als bislang gelingen soll, eine ganz spezifische Unart ablegen: das permanente Beschwören des Weltuntergangs, auch wenn der am Ende gar nicht stattfindet. Wegschauen, Verweigern und immer neue (Denk-)Verbote verbauen nicht nur die Auswege aus dem Labyrinth der Gegenwart. Sie führen politisch so gut wie immer in den unfreien, zukunftslosen Totalitarismus, völlig egal, ob er am Ende rot, grün oder braun lackiert ist.
Es gibt Zukunft, allerdings nicht gratis
Es gibt Zukunft, allerdings nicht gratis. Auch das bedeutet Zeitenwende. Wir werden nicht dadurch gewinnen, indem wir auf jedes Problem der Gegenwart Steuermilliarden der Zukunft werfen, für die noch unsere Urenkel werden bezahlen müssen. Dieser Lösungsansatz ist keiner, weil er ebenso egoistisch wie endlich ist. Es braucht Veränderungswille, und es ist eben nicht der Weltuntergang, wenn wir uns dort, wo wir es wirklich können, auch tatsächlich ändern. Auch wenn das nicht einfach ist.
Aber lassen wir uns davon und von den vielen professionellen Schlechtrednern, Denkverbietern und Besitzstandswahrern, die sehr oft nur ihr eigenes kleines Geschäft betreiben, nicht den Blick dafür verstellen, was uns wirklich weiter bringt. Man muss natürlich immer alles erwarten – aber immer und ausdrücklich auch das Gute. Was kommt, kommt. Und wenn es kommt, gehen wir damit um. Wir können das.
Frohe Weihnachten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser!
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