Diskussionsrunde erörtert Möglichkeiten der Entwicklung zur Gartenschau 2029 - Buga-Geschäftsführer Sven Stimac: Das Tal soll vitaler werden
Leerstände am Mittelrhein auch als Chance begreifen: Möglichkeiten zur Entwicklung der Gartenschau 2029
Leerstände sind ein weit verbreitetes Problem am Mittelrhein.
Michael Stoll

Leerstände sind in vielen Orten am Oberen Mittelrhein nicht zu übersehen – trübe Schaufenster ehemaliger Geschäfte, verlassene Gaststätten und Hotels, runtergekommene Häuser und Wohnungen. Dass dies kein rein optisches Problem ist, darauf machte die Buga 2029 gGmbH zusammen mit der Hochschule Koblenz bei einer Dialog-Veranstaltung in der Stadthalle Kaub aufmerksam.

Lesezeit 3 Minuten

Leerstände sind ein weit verbreitetes Problem am Mittelrhein.
Michael Stoll

Das Credo: Leerstände können eine Chance zur positiven Veränderung in der örtlichen Entwicklung sein, wenn es gelingt, die Leerstandsspirale zu unterbrechen. Denn zunächst steht ein Laden leer, dann rasch mehrere, und am Ende eine ganze Straße.

Auswirkungen in Kaub begutachtet

Rund 40 Teilnehmer waren in das Städtchen Kaub gekommen, wo die Auswirkungen von Leerständen zum Beispiel in der historischen Metzgergasse gut zu erkennen sind. Eingeladen waren Vertreter der Eigentümerseite, der Baukultur, des Tourismus sowie Kreative und Künstler. Neben der Präsentation beispielhafter Initiativen gegen Leerstände ging es darum, Perspektiven und neue Ideen für das Obere Mittelrheintal anzudiskutieren sowie die wichtigsten Voraussetzungen für eine bessere Vermarktung von leer stehenden Immobilien und konkreten Projekten in den Blick zu nehmen.

Die Fotos zeigen Leerstände in der historischen Metzgergasse in Kaub.
Michael Stoll

Moderiert von Claudia Jörg gab zunächst Prof. Bernhard Köppen von der Universität Koblenz einen Einblick in das Thema Leerstand, während Prof. Peter Thomé von der Hochschule Koblenz die Problematik in der Region analysierte. In zwei Workshops arbeiteten sich die Teilnehmer dann intensiver in die Frage ein, wie man der Situation am Mittelrhein offensiv begegnen kann – Motto: den Leerstand neu denken.

Im Ergebnis ergaben die Diskussionen, dass sich zunächst einmal grundsätzliche Strukturen ausbilden müssen. Neben einer ausreichenden finanziellen Ausstattung etwa für Leuchtturmprojekte, die in die Region hinein wirken, bedarf es zum Beispiel eines Netzwerks von Eigentümern, Vertretern der Baukultur und des Tourismus zur Verbesserung der Kommunikation konkreter Konzeptideen und Lösungsansätzen, die auch visualisiert werden, damit sie für politische Entscheidungsträger und natürlich die Bevölkerung nachvollziehbar sind. Die Entwicklung eines Leerstandsmanagements mit „Kümmerern“ sei ebenso wichtig wie erleichterte Möglichkeiten für die Begrünung von Brachflächen, den Abriss von Leerstandsruinen und in Härtefällen sogar Enteignungen, wenn das notwendig wird.

Auch Ideen für Projekte wurden in Kaub besprochen. So könnten zum Beispiel kleinere leer stehende Ladenlokale zu Ferienwohnungen umgestaltet werden, historische Bauten wie etwa ein Kloster wären vielleicht gut geeignet, um eine Außenstelle für eine Kunsthochschule oder einer Musikakademie zu beherbergen.

Bei einer Veranstaltung in dem Rheinstädtchen diskutierten Fachleute auf Einladung der Buga 2029 gGmbH und der Hochschule Koblenz darüber, wie man solchen Entwicklungen begegnen kann.
Michael Stoll

Voraussetzung für Leerstandsinitiativen jeglicher Art, so die Runde, sei ein Problembewusstsein bei Eigentümern, in den Orten selbst, auf politischer Ebene und in der touristischen Wirtschaft. Es sei ein gemeinschaftliches Problem und damit eine Aufgabe für alle. Um betroffene Gebäude und Straßenzeilen wieder in Wert zu setzen, müssten einheitliche Ziele definiert und ein nachhaltiges Qualitätsbewusstsein entwickelt werden.

Antworten auf Zukunftsfragen

Hieran knüpfte auch Buga-Geschäftsführer Sven Stimac im Schlusswort an. Die Bundesgartenschau 2029 motiviere dazu, Probleme in puncto Leerstand anzupacken, denn Ziel der Buga ist es auch, das Mittelrheintal zu vitalisieren und Antworten auf Zukunftsfragen zu geben. Stimac fordert einen Masterplan für das Tal, dazu müssten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren.

Das Credo: Leerstände können eine Chance zur positiven Veränderung in der örtlichen Entwicklung sein.
Michael Stoll

Gleichzeitig sei es wichtig, Investoren zu finden und schnell zu handeln. Für die Stadt Kaub, so Stimac, gebe es zwei interessierte Investoren, die sich als Vorhaben ein dezentrales Hotel, also Zimmer an mehreren Standorten, vorstellen können. Dafür sollen nun zehn Objekte gesucht werden.

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten