Das Credo: Leerstände können eine Chance zur positiven Veränderung in der örtlichen Entwicklung sein, wenn es gelingt, die Leerstandsspirale zu unterbrechen. Denn zunächst steht ein Laden leer, dann rasch mehrere, und am Ende eine ganze Straße.
Auswirkungen in Kaub begutachtet
Rund 40 Teilnehmer waren in das Städtchen Kaub gekommen, wo die Auswirkungen von Leerständen zum Beispiel in der historischen Metzgergasse gut zu erkennen sind. Eingeladen waren Vertreter der Eigentümerseite, der Baukultur, des Tourismus sowie Kreative und Künstler. Neben der Präsentation beispielhafter Initiativen gegen Leerstände ging es darum, Perspektiven und neue Ideen für das Obere Mittelrheintal anzudiskutieren sowie die wichtigsten Voraussetzungen für eine bessere Vermarktung von leer stehenden Immobilien und konkreten Projekten in den Blick zu nehmen.
Moderiert von Claudia Jörg gab zunächst Prof. Bernhard Köppen von der Universität Koblenz einen Einblick in das Thema Leerstand, während Prof. Peter Thomé von der Hochschule Koblenz die Problematik in der Region analysierte. In zwei Workshops arbeiteten sich die Teilnehmer dann intensiver in die Frage ein, wie man der Situation am Mittelrhein offensiv begegnen kann – Motto: den Leerstand neu denken.
Im Ergebnis ergaben die Diskussionen, dass sich zunächst einmal grundsätzliche Strukturen ausbilden müssen. Neben einer ausreichenden finanziellen Ausstattung etwa für Leuchtturmprojekte, die in die Region hinein wirken, bedarf es zum Beispiel eines Netzwerks von Eigentümern, Vertretern der Baukultur und des Tourismus zur Verbesserung der Kommunikation konkreter Konzeptideen und Lösungsansätzen, die auch visualisiert werden, damit sie für politische Entscheidungsträger und natürlich die Bevölkerung nachvollziehbar sind. Die Entwicklung eines Leerstandsmanagements mit „Kümmerern“ sei ebenso wichtig wie erleichterte Möglichkeiten für die Begrünung von Brachflächen, den Abriss von Leerstandsruinen und in Härtefällen sogar Enteignungen, wenn das notwendig wird.
Auch Ideen für Projekte wurden in Kaub besprochen. So könnten zum Beispiel kleinere leer stehende Ladenlokale zu Ferienwohnungen umgestaltet werden, historische Bauten wie etwa ein Kloster wären vielleicht gut geeignet, um eine Außenstelle für eine Kunsthochschule oder einer Musikakademie zu beherbergen.
Voraussetzung für Leerstandsinitiativen jeglicher Art, so die Runde, sei ein Problembewusstsein bei Eigentümern, in den Orten selbst, auf politischer Ebene und in der touristischen Wirtschaft. Es sei ein gemeinschaftliches Problem und damit eine Aufgabe für alle. Um betroffene Gebäude und Straßenzeilen wieder in Wert zu setzen, müssten einheitliche Ziele definiert und ein nachhaltiges Qualitätsbewusstsein entwickelt werden.
Antworten auf Zukunftsfragen
Hieran knüpfte auch Buga-Geschäftsführer Sven Stimac im Schlusswort an. Die Bundesgartenschau 2029 motiviere dazu, Probleme in puncto Leerstand anzupacken, denn Ziel der Buga ist es auch, das Mittelrheintal zu vitalisieren und Antworten auf Zukunftsfragen zu geben. Stimac fordert einen Masterplan für das Tal, dazu müssten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren.