Koblenz/Region
Landrat, OB und Arbeitsagentur stehen hinter Koblenzer Amazon
Amazon-Logistikzentrum

Bei Amazon in Koblenz soll es weniger befristete Verträge geben.

DPA

Koblenz/Region. Die Euphorie war groß, wann immer es um das Amazon-Logistikzentrum am Koblenzer Kreuz ging. Und nun – verderben die schlechten Nachrichten die gute Laune?

Koblenz/Region. Die Euphorie war groß, wann immer es um das Amazon-Logistikzentrum am Koblenzer Kreuz ging. Und nun – verderben die schlechten Nachrichten die gute Laune?

Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig und Landrat Alexander Saftig äußerten sich stets begeistert über die Ansiedlung des Internetriesen im Gewerbegebiet des Zweckverbandes Industriepark A 61, an dem auch Kobern-Gondorf und Bassenheim beteiligt sind. Die Arbeitsagentur lobte Amazon als Jobmotor.

„Ich sehe das sehr ambivalent“, sagt Frank Schmidt, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen. Einerseits müsse man die zuletzt heftig kritisierten Arbeitsbedingungen bei Amazon kritisch prüfen, andererseits gebe es bis jetzt keinerlei Anhaltspunkte, dass es Missstände auch vor den Toren von Koblenz gibt. Oft sind Mitarbeiter der Arbeitsagentur am Ort, mit Tausenden Mitarbeitern hat oder hatte man Kontakt. „Wir hätten es ganz sicher mitbekommen, wenn etwas nicht richtig läuft“, ist er überzeugt. Für ihn gilt deshalb weiterhin: „Viele haben hier eine Perspektive bekommen, die sonst keine haben.“

Weniger befristete Verträge

Tatsächlich sind längst nicht mehr so viele Verträge in Koblenz befristet wie am Anfang. Wurden im vergangenen Dezember noch vor allem Monats-, Zweimonats- oder andere Zeitverträge ausgegeben, haben mittlerweile 1005 Personen einen unbefristeten Vertrag, hinzu kommen 700 befristete Beschäftigte. Das haben der Leiter des Koblenzer Logistikzentrums, Gregory Bryan, sowohl Hofmann-Göttig als auch Saftig mitgeteilt.

OB: „Amazon hat alle seine Aussagen erfüllt und übererfüllt.“

Der Koblenzer OB bleibt deshalb auch bei seiner positiven Einschätzung: „Amazon hat alle seine Aussagen erfüllt und übererfüllt.“ Selbst könne er die Arbeitsbedingungen nicht beurteilen, „dafür muss es einen Betriebsrat geben“ – und just dieser würde in Kürze gewählt, hat Bryan ihm berichtet. Am 1. März soll demnach der Wahlvorstand eingerichtet werden. Kritik übt Hofmann-Göttig allerdings an der mehr als zurückhaltenden Öffentlichkeitsarbeit von Amazon.

Landrat sieht "Amazon-Ansiedlung weiter sehr positiv.“

Landrat Alexander Saftig bekräftigt ebenfalls: „Ich sehe die Amazon-Ansiedlung weiter sehr positiv.“ Echte Sorgen, dass auch hiesige Mitarbeiter unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen, habe er sich nicht gemacht, als die ARD-Doku ausgestrahlt wurde: „Als Jurist will ich immer erst die zweite Seite hören.“ Der Draht zum Koblenzer Amazon-Chef Bryan sei kurz, der Kontakt sehr offen.

Für Saftig zählt vor allem, wie viele Arbeitslose hier eine Arbeit finden, die sonst kaum zu vermitteln sind. Das wurde ihm auch vom Jobcenter bestätigt. Gleichzeit betont er, dass man dort rechtlich vorgehen müsse, wo gegen arbeitsethische Grundsätze verstoßen wird. Die Einflussmöglichkeiten der Politik sieht er vor allem in der Kommunikation: „Rechtlich habe ich keine Möglichkeiten.“

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann

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