Wahlheim
Kühe unterm Kreuzgewölbe

Wahlheim. Das größte Weinanbaugebiet Deutschlands hat eine lange Tradition, die sich aber nicht nur auf den Wein bezieht. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es in der rheinhessischen Landwirtschaft üblich, das Vieh im Stall zu halten. Man versprach sich davon höhere Milchleistungen und bessere Zuchterfolge. 

Die Ställe wurden anfangs in der fränkischen Fachwerkbauweise errichtet. Das barg die Gefahr, dass ein ausbrechendes Feuer wegen des vielen Heus kaum zu löschen war. Auch zeigte sich bald, dass sich Holz für einen Stallbau nicht eignete, weil es im Stallklima schnell faulte und somit ein Hort von Krankheitserregern war.

Das brachte den Gutsbesitzer Best aus Osthofen auf die Idee, einen Gewölbestall zu errichten. Der pfälzische Maurermeister Franz Ostermayer perfektionierte diese Stallbauten nach dem Vorbild der Kreuzgewölbe in Klosterbauten und schulte viele Maurer aus der Region. So entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts rund 300 Ställe, die statt Holzdecken wunderschöne Gewölbe aus Stein erhielten. Da die Ställe nun aussahen wie kleine Kirchen, wurden sie auch Kuhkapellen genannt.

Kuhkapellen gerieten in Vergessenheit

Im 20. Jahrhundert wurde die kleine Viehwirtschaft unrentabel, und die Kuhkapellen gerieten zu Lagerräumen und in Vergessenheit. Doch seit den 1990er-Jahren wird die kulturhistorische Besonderheit wiederentdeckt, und viele Gewölbebesitzer setzen ihre Kuhkapellen wieder instand. In der historischen Kuhkapelle der Sandmühle in Wahlheim zum Beispiel lesen am Samstag, 12. September, ab 19 Uhr fünf Autorinnen ihre scharfzüngigen, spitzen, romantischen und ein wenig nachdenklich stimmenden Texte. Der Eintritt kostet 5 Euro, inklusive eines optionalen Menüs 25 Euro. Eine Tischreservierung unter Telefon 06731/941 765 ist erforderlich.

Informationen: Weinstube Zur Sandmühle im Weingut Korfmann, Sandmühle, Wahlheim. Weitere Ausflugstipps unterwww.gastlandschaften.de/ausflugsziele

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