Rheinland-Pfalz
Konjunkturumfrage: Die Wirtschaft im Land floriert

Volle Kraft voraus: Die Geschäfte laufen gut. In der rheinland-pfälzischen Wirtschaft herrscht Aufbruchstimmung.

dpa

Rheinland-Pfalz - Die Konjunktur ist stabil, die Geschäfte laufen gut: Der rheinland-pfälzischen Wirtschaft geht es blendend. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) zeichnet ein positives Bild. Die Erwartungen an künftige Geschäfte sind hoch, die Beschäftigungslage ist stabil, die Bereitschaft zu Investitionen ausgeprägt. 4000 Unternehmen wurden für das ökonomische Lagebild befragt, gut 1000 haben geantwortet. Diese Firmen verfügen über 240 000 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz.

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Von Dietmar Brück

Der Trend in Zahlen: Im Vergleich zum Winter stieg der Geschäftsklimaindex in der Frühlingsumfrage auf 126 – das ist der drittbeste Wert seit Frühjahr 2008. Der Saldo zur Geschäftslage verbesserte sich zum dritten Mal in Folge und kam mit 37 Punkten sogar auf den zweitbesten Wert. 90 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als befriedigend oder gut. Mehr als ein Drittel der Unternehmen berichtet von „überdurchschnittlich gefüllten Auftragsbüchern“, heißt es in der Analyse, die mit Diagrammen und Schautafeln gespickt ist.

Koblenz etwas schwächer

Regional aufgeschlüsselt, hat sich die Geschäftslage in allen vier IHK-Kammerbezirken (Koblenz, Pfalz, Rheinhessen, Trier) verbessert. Wobei das Geschäftsklima in Trier und Rheinhessen besser ist als in Koblenz und der Pfalz. Als Begründung wird vor allem in Trier angegeben, dass die dortige Wirtschaft eher von der robusten Binnenkonjunktur getragen wird. Im Norden von Rheinland-Pfalz hingegen sind viele Firmen stark auf den Export fokussiert. Und in diesem Bereich ist der Markt aufgrund der politischen Krise in der Ukraine verunsichert. Die Unruhen strahlen auf zahlreiche osteuropäische Staaten aus, wie Robert Lippmann, Konjunkturexperte der IHK Koblenz, erklärte. Daher sind Exportfirmen mit Einstellungen und Investitionen eher vorsichtig.

Ohnehin ist in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft nicht alles eitel Sonnenschein. Viele Unternehmer sind laut Konjunkturanalyse in Sorge angesichts der hohen Energie- und Rohstoffpreise (Risikofaktor Nummer eins). Aber auch die Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erscheinen ihnen nicht als sichere Bank. Der Koblenzer IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel nennt die Einführung der Rente mit 63 und der Mütterente sowie der bundesweit einheitliche Mindestlohn als Bremsklötze für einen wirtschaftlichen Aufschwung. „Das alles führt zu steigenden Lohnnebenkosten und einer sinkenden Arbeitsmarktflexibilität“, bemängelte Rössel. Die IHK sieht die rheinland-pfälzische Wirtschaft leicht in Not geraten, sollte die Konjunkturlokomotive einmal nicht mehr so unter Dampf stehen wie im Moment.

Arbeitskosten belasten Firmen

Eine wachsende Bedeutung als Risikofaktor gewinnen laut IHK die Arbeitskosten. Direkt danach folgen der sich abzeichnende Fachkräftemangel in Rheinland-Pfalz und die schwer prognostizierbare Auslandsnachfrage. Der Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitern wird vor allem in der Dienstleistungsbranche als Manko empfunden. Aber auch in Handel und Industrie nehmen Befürchtungen zu.

Die Wirtschaftskammern vermissen eine Landespolitik, von der sie sich aktiv unterstützt fühlen. „Viele Firmen haben sich daher von der Politik abgekoppelt“, meinte der Koblenzer IHK-Hauptgeschäftsführer Rössel. Und Konjunkturexperte Lippmann monierte: „Für die Landespolitik scheint die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft keine Priorität zu haben.“ Ein groß angelegter Industriedialog ist beispielsweise schon seit Monaten in der Schlussphase. Ein Ergebnis fehlt noch immer. Die Industrie- und Handelskammern bestätigten dem Wirtschaftsministerium zwar eine hohe Dialogbereitschaft, vermissen aber zupackendes Handeln.

Auch der Verzicht auf die Deckelung der Beamtenversorgung wird kritisch gesehen. Angesichts der hohen Verschuldung des Landes „ist das ein sehr unglückliches Zeichen“, meinte Arne Rössel.

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