RZ-Chefredakteur Peter Burger.
Das aber geht ausschließlich auf das Konto von 31 CDU-Granden und nicht etwa auf das der Mehrheit einer missachteten und desavouierten Basis. Gerade in Rheinland-Pfalz wird das exemplarisch deutlich: Während die Landes- und stellvertretende Bundesvorsitzende Julia Klöckner an Laschet festhielt, musste sie das Pro-Söder-Votum der Kreisverbände verkünden.
Man mag es Armin Laschet und den Seinen zugutehalten, dass sie „das große Ganze“, die „lange Linie“ im Blick halten wollen und Populismus wie Effekthascherei im Lichte tagesaktueller Umfragewerte schmähen. Dennoch: Mit dem tagelangen Taktieren und dem nächtlichen Vorstandsbeschluss zugunsten von Laschet kann dieser eben nicht mehr für Versöhnung der Lager und Einheit der Union stehen, für die er erst vor drei Monaten als neuer Vorsitzender angetreten war. Nicht, nachdem ganze Parteigliederungen, Länderchefs und Abgeordnete der CDU öffentlich die Seiten gewechselt haben. Wie will der Kanzlerkandidat wider Willen großer Teile der Basis just jene motivieren, für „ihren“ (?) Kandidaten Plakate zu kleben und engagierten Wahlkampf zu betreiben? Die Entscheidung für Laschet wird die Union weiter spalten und unendlich viele Stimmen kosten – am Ende auch die Macht.
Keine Frage, Markus Söder war und bleibt der fränkische Gegenentwurf zum rheinischen Moderator Laschet. Dem Chamäleon aus Nürnberg gelang es seit seiner Wahl zum CSU-Vorsitzenden zunehmend, sich auch nördlich der Weißwurstlinie Aufmerksamkeit und Geltung zu verschaffen. Wenngleich es mit Respekt und Anerkennung für den selbst ernannten „Kandidaten der Herzen“ durchaus noch hapert. Doch „Macher Söder“ erfüllt offenbar bei vielen Unionsanhängern – und nicht nur bei denen – eine Sehnsucht, dem diffusen Durchwurschteln Berliner Politik endlich etwas Handfestes entgegenzusetzen. Gerade im nationalen Ausnahmezustand. Ihm gelingt es, klare Kante, Durchsetzungsvermögen und beherztes Regierungshandeln immer wieder – geschickt medial zu inszenieren und vorzugaukeln – (nicht immer) „mit Anstand und Stil“. Davon zeugen auch Pleiten, Pech und Pannen des bayrischen Löwen!
Diese Schlacht hat Söder verloren – nicht aber den Krieg. Im Gegenteil: Der Feldzug des 54-jährigen dürfte gerade erst begonnen haben. Seine volle Konzentration auf Bayern, mit der er bereits vor der „K-Frage“ kokettierte – nur eine Szene aus dem Komödienstadl. Er wird auf seine nächste Chance lauern, innerhalb und außerhalb von Regierungsverantwortung. Die deutsche Parteienlandschaft ist bereits seit geraumer Zeit heftig ins Wanken geraten – im rechten wie im linken Spektrum. Verwerfungen nicht ausgeschlossen. So brachte dieser Tage ein CDU-Europaabgeordneter ins Spiel, die CDU nach Bayern auszudehnen. Andersherum wird ein Schuh draus! Die Christsozialen genießen außerhalb Bayerns mehr Sympathien und Zuspruch als der „großen Schwester“ lieb sein kann – gerade auch im Vergleich zu der nach 21 Jahren vermerkelten und sozialdemokratisierten CDU. Die CSU nördlich des Mains? Eine echte Alternative für Konservative, die zugleich den Sumpf der vermeintlichen Alternative trockenlegen könnte.
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