Rheinland-Pfalz
Kommentar: Studie ist ihr Geld nicht wert

Wolfgang Wendling zur Mittelrheinbrücke

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Wolfgang Wendling zur Mittelrheinbrücke

Die Verkehrsstudie zur Mittelrheinbrücke stammt vom Juni 2009. Aber in der Kommunalpolitik am Mittelrhein oder in den Kreisgremien wurde sie noch nie behandelt. Selbst eineinhalb Jahre später nimmt sie hierzulande kaum jemand zur Kenntnis. Dabei hat es die Studie in sich. Sagt sie doch aus, dass über die Brücke kein Verkehr in nennenswertem Umfang durch St. Goar oder Oberwesel hinauf auf die A 61 rollen wird.

Da reiben sich die Linksrheiner doch verwundert die Augen: Wird nicht immer wieder betont, vor allem die Bewohner aus dem Rechtsrheinischen bräuchten die Brücke, um auf kurzen Wegen die A 61 zu erreichen? Die IHK, so heißt es doch bei allen Diskussionen, hat aus Umfragen unter ihren Mitgliedern erfahren, dass Tausende wirtschaftlich Tätige den Bau der Brücke für notwendig erachten, um vor allem über die Hunsrück-Autobahn den ersehnten Anschluss an die Märkte zu finden.

Und was sagt die Studie: Es fahren zwar künftig mehr Rechtsrheiner über die Brücke, als heute über die Fähren, aber sie fahren dann weiter über die B 9 nach Koblenz. Sie wechseln also nur die Rheinseite, nicht jedoch die Fahrtrichtung. Wenn das tatsächlich so wäre, wäre so manches vorgebrachte Argumente pro Brücke hinfällig.

Dennoch: Das Hauptargument für die Brücke zwischen Fellen und Wellmich lässt sich durch keine Verkehrsprognose widerlegen: Die Menschen am Mittelrhein haben ein Recht darauf, bequem von einer Seite des Flusses auf die andere zu wechseln. Ein Recht, das Moselaner seit Jahrzehnten wie selbstverständlich wahrnehmen. Beide Rheinseiten haben sich auseinanderentwickelt. Auch ein noch so optimierter Fährverkehr kann eine Brücke nicht ersetzen. Mit ihr würde die Kommunikation der Menschen auf beiden Seiten des Rheins gefördert. Und es könnte endlich jene Barriere überwunden werden, die in der Historie nie eine war. Ist doch der Rhein erst seit Napoleon eine Grenzfluss. Mit Brücke wäre auch eine rheinübergreifende Gebietsreform möglich.

Aber zunächst muss die Politik die Frage beantworten, wie der durch die Brücke generierte Verkehr in für Linksrheiner akzeptable Bahnen gelenkt werden soll. Sie sollte die GVS-Studie schnell vergessen. Denn die ist ihr Geld nicht wert und stiftet nur Verwirrung.

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