Wer sich in den vergangenen Wochen noch vor dem Ende der Impfpriorisierung mit Freunden, Bekannten oder Kollegen unterhielt, der war manchmal verwundert, wer schon alles von seinem ersten Piks berichtete. Da war es absehbar, dass die vielen Menschen aus den Priogruppen 1 bis 3, die noch nicht mal Aussicht auf einen Termin hatten, mit empörten Leserbriefen reagierten. Nun ist es nicht verwunderlich in unserer Gesellschaft, dass einige wenige meinen, sich nach vorn drängeln zu müssen, um sich so schneller einen vermeintlichen Freifahrtschein in eine Corona-freie Welt zu erschleichen. Doch dies ist ein gefährlicher Trugschluss, denn seit Beginn der Pandemie wissen wir: Diese Krise überwinden wir nur über einen Schutz der Schwachen und Alten, weil das Risiko einer Erkrankung enorm steigt, je älter der Infizierte ist und je prekärer seine soziale Lage ist.
Deshalb sind die öffentlichkeitswirksamen Impfaktionen von Hausärzten an Schulen unsolidarisch und unüberlegt. Würden die Ärzte der Empfehlung der Ständigen Impfkommission folgen und den Piks schwerpunktmäßig vorerkrankten Jugendlichen geben, dann könnte man dem Vorhaben noch etwas Verständnis entgegenbringen.