Wer sich am Investorenprozess für den insolventen Flughafen Hahn beteiligen wollte, war eingeladen, bis zum 9. März ein Angebot abzugeben. Auf Anfrage, ob und wie viele mögliche Käufer sich gemeldet haben, gab es keine Antwort.
Gleichwohl hatte Plathner angekündigt, „ein Abschluss soll möglichst zum 26. März 2023 erfolgen“. Wer den Zuschlag erhält und die Gläubiger bedienen wird, dürfte daher bald feststehen. Den Gläubigern geht es – so ist aus dem Hahn-Umfeld zuletzt zu hören – nicht mehr nur ums Geld. Noch wichtiger ist ihnen, dass der Flugbetrieb im Hunsrück weitergeht.
Da Plathner weder Details bekannt gibt oder gar Zwischenergebnisse verkündet, ist die Frage zulässig, wieso er vor drei Wochen noch einmal Türen geöffnet hat, die eigentlich längst zu waren, denn das Bieterverfahren war ja abgeschlossen. Bekanntlich hatte Swift Conjoy die höchste Summe geboten, den Zuschlag erhalten und den Erwerb des Flughafens notariell unter Dach und Fach gebracht. Das Ganze hatte nur einen Schönheitsfehler: Der Kaufpreis wurde nicht überwiesen.
Russischer Interessent
Daraufhin rückte die NR Holding AG, Betreiberin des Nürburgrings, in den Fokus. An der Spitze der russische Mehrheitsaktionär Viktor Charitonin. Auch hier gibt es einen Schönheitsfehler: Die Nationalität des Investors disqualifiziert den Nürburgring-Chef vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs als Besitzer eines Flughafens in Deutschland, egal, wie seriös und finanzstark Charitonin angesehen werden mag und unabhängig davon, dass sein Name auf keiner EU-Sanktionsliste auftaucht.
Daran ändert auch nichts die armselige Auskunft des Bundesinnenministeriums, dass der Hahn nicht zur kritischen Infrastruktur gehöre. Begründung: Die Passagier- und Frachtzahlen lägen unter den relevanten Schwellenwerten. Wollte hier das von Nancy Faeser (SDP) geführte Ministerium schnell die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner abspeisen, von der die entsprechende Frage kam? Das vom Grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck geführte Wirtschaftsministerium prüft lieber noch. Auch nachdem Charitonin plötzlich nur noch mit 25 Prozent am Hahn einsteigen wollte. NR hätte dann weder ein Vetorecht noch Einfluss auf die operative Geschäftsführung. Aber einen Fuß in der Tür?
Dazu müsste mittlerweile eigentlich eine Reaktion auf den „25-Prozent-Vorstoß“ erfolgt sein. Stattdessen lädt Plathner noch einmal neue Bieter ein, möglicherweise, weil der Mainzer Firmengruppe Richter offenbar auch nicht der Ruf als Retter des Flugbetriebs auf dem Hahn anhaftet.
Option für türkischen Bieter YDA
Das traut man der türkischen YDA-Gruppe eher zu. YDA meldete sich, kurz nachdem die Gläubiger das Plathner-Angebot abgelehnt hatten, dass NR Holding den Hahn übernehmen sollte. YDA hatte nach eigenen Angaben Gespräche mit den im ersten Durchgang höchstbietenden Swift Conjoy über einen finanziellen Einstieg geführt. Jetzt könnten die Türken auch ein eigenes Angebot ohne Swift Conjoy abgegeben haben.
War das eine versteckte Strategie Plathners? Natürlich verbietet sich eine solche Einflussnahme für einen Insolvenzverwalter. Aber seit die Türken ihre Präsentation über Investitionen am Hahn, inklusive Finanzierungsnachweis von 130 Millionen Euro, vorgelegt haben, sind sie am Hahn in den Fokus gerückt. Doch die Belegschaft auf dem Flughafen ist gewarnt. Mit den Chinesen von HNA war schon einmal ein Investor im Hunsrück mit Vorschusslorbeeren gestartet.