ADAC RLP feiert 75. Geburtstag
„Die Menschen sind heute anders unterwegs“
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (links) gratulierte dem Vorsitzenden des ADAC Mittelrhein, Rudi Speich, bei einer Feierstunde im Landtag zum 75-jährigen Bestehen des ADAC in Rheinland-Pfalz.
ADAC Mittelrhein e.V. / Jana Kay

Seit 75 Jahren hilft der ADAC mit eigenen Regionalclubs in Rheinland-Pfalz dabei, dass niemand (allzu lange) auf der Strecke liegen bleibt. Unsere Zeitung hat mit dem Vorsitzenden des ADAC Mittelrhein, Rudi Speich, über moderne Mobilität gesprochen.

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Der ADAC in Rheinland-Pfalz darf in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiern. Seit der Gründung der beiden Regionalclubs ADAC Mittelrhein und ADAC Pfalz hat sich der Automobilclub im Land weiterentwickelt – genauso wie die Fortbewegung, erklärt Rudi Speich, Vorsitzender des ADAC Mittelrhein. Mit ihm hat unsere Zeitung darüber gesprochen, auf welche Form der Pannenhilfe die Gelben Engel heute setzen, wie moderne Mobilität aussieht und was es für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung braucht.

Herr Speich, wann haben Sie zuletzt privat die Dienste des ADAC in Anspruch genommen?

Das ist schon lange her. Als ich vor 18 Jahren ein relativ neues Auto hatte, bin ich damit tatsächlich wegen eines Motorschadens liegen geblieben. Der ADAC hat mich damals abgeschleppt und mir ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt. Mein Fahrzeug wurde in eine Fachwerkstatt zur Reparatur gebracht, und ich war wieder mobil. Seitdem musste ich die Pannenhelfer Gott sei Dank nicht mehr rufen. Aber es ist immer gut, zu wissen, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand da ist, wenn man Hilfe beim Auto braucht.

Wie ging das los vor 75 Jahren, was hat der Automobilclub seinen Mitgliedern damals angeboten?

Der ADAC war bereits in Rheinland-Pfalz aktiv, bevor vor 75 Jahren der ADAC Mittelrhein und der ADAC Pfalz gegründet wurden. Damals gab es schon die ersten Pannenfahrzeuge, die im Gebiet unterwegs waren. 1954 hat der ADAC die Straßenwacht ins Leben gerufen. Damals wurden 60 Motorradgespanne angeschafft, die bundesweit verteilt wurden und die ersten Pannen abgearbeitet haben. Die Nachfrage nach diesen Pannenhilfen ist sehr stark gestiegen, sodass sie immer weiter ausgebaut wurde. In den 60er-Jahren gab es dann schon die ersten Krankenrücktransporte und auch die juristische Hilfe im Ausland für unsere Mitglieder.

Wie kam es zur Gründung der Regionalclubs ADAC Mittelrhein und ADAC Pfalz im Jahr 1950?

Der ADAC wurde nach seiner Gründung vor gut 120 Jahren immer mehr regionalisiert. Die Verantwortlichkeiten wurden in kleineren Gebieten konzentriert, um die Kunden vor Ort und nicht von München aus zu beraten. Dazu wurden dann Geschäftsstellen eingerichtet, die die Mitglieder besuchen konnten. Das normale Tagesgeschäft dort war es seinerzeit, Kartenmaterial und Routenempfehlungen herauszugeben, wenn es in den Urlaub ging. Das sind alles die Dinge, die damals angefangen haben und bis heute aktuell sind.

Wird die Reise heute nicht digital über Google Maps oder ähnliche Angebote geplant?

Das Kartenmaterial wird tatsächlich noch nachgefragt. Allerdings sind es nicht nur die reinen Straßenkarten, sondern es gibt Zusatzinformationen zu Sehenswürdigkeiten am Urlaubsziel. Aber natürlich sind wir heute auch digital unterwegs. Wir haben die ADAC-App, über die Sie alle Staus und Baustellen sowie günstige Tankstellen auf dem Weg abrufen können.

Können Sie einen kurzen Abriss geben, in welchen Themenfeldern sich der Automobilclub heute bewegt – und was am stärksten von Mitgliedern nachgefragt wird?

Die Pannenhilfe ist nach wie vor das Produkt, das am meisten nachgefragt wird. Im letzten Jahr haben wir 3,6 Millionen Mal Menschen bei einer Panne geholfen – allein für Rheinland-Pfalz waren es 210.000 Einsätze, zu denen die Gelben Engel rausgefahren sind. Die weiteren Leistungen, die gefragt sind, sind der Krankenrücktransport sowie der Fahrzeugrücktransport, wenn man im Urlaub mit dem Auto liegen geblieben ist. Darüber hinaus gibt es einen Riesenfächer an Produkten wie die Auto-, Reiserücktritts- und Krankenversicherung. Das wird in den Geschäftsstellen für Mitglieder, aber auch für Nichtmitglieder angeboten.

Ihr Kerngeschäft aus den Anfangsjahren läuft also immer noch am besten?

Ja, nur dass wir es noch weiter ausdifferenziert haben. Die Menschen sind heute anders unterwegs als vor 30 oder 40 Jahren. Unsere Fahrer sind zum Beispiel auch für neue E-Fahrzeuge geschult. Gewandelt hat sich auch, dass die Menschen mehr verschiedene Verkehrsmittel kombinieren: Man nutzt den ÖPNV mehr, man nimmt das Fahrrad, den Scooter, man ist viel mehr zu Fuß unterwegs. Dem haben wir uns angepasst, der ADAC bietet inzwischen beispielsweise auch Hilfe bei Fahrradpannen an.

Feiern den halbrunden Geburtstag ihrer Regionalclubs: der Vorsitzende des ADAC Mittelrhein, Rudi Speich (links), und der Vorsitzende des ADAC Pfalz, Joachim Ohmer.
ADAC Mittelrhein e.V. / Jana Kay

Neu ist der ADAC-Schutzbrief fürs eigene Zuhause. Mit dieser Pannenhilfe für die eigenen vier Wände erweitern Sie Ihr Angebot. Warum wollen Sie etablierten Dienstleistern auf diesem Feld Konkurrenz machen?

Mit dem ADAC-Zuhause-Schutzbrief übertragen wir unser bewährtes Prinzip der Pannenhilfe auf zu Hause: Wenn zum Beispiel Ihre Heizung ausfällt, der Wasserhahn tropft oder Sie sich aus der Wohnung aussperren, vermitteln wir schnell einen Fachmann, der hilft. Dafür haben wir ein Netzwerk an Handwerkern, die unseren Mitgliedern und Kunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Seite stehen und innerhalb kürzester Zeit diesen Schaden beheben. Bei uns geht es um die schnelle Hilfe. Damit wollen wir eine Lücke schließen.

Dauert es nicht lang, um sich so ein Handwerkernetz aufzubauen?

Für unseren Service greifen wir auf das Netzwerk der Allianz-Versicherung zurück, die das schon vor Jahren aufgebaut hat.

Der ADAC organisiert auch Motorsportveranstaltungen. Betreiben Sie darüber im Verein auch die Nachwuchsgewinnung?

Das versuchen wir. Im Verein haben wir in Rheinland-Pfalz beim ADAC Mittelrhein 91 Ortsclubs, die sich unter anderem ehrenamtlich im Motorsport engagieren. Gerade die Motorsportveranstaltungen nutzen wir in den Clubs natürlich, um junge Leute heranzuziehen, damit sie Verantwortung übernehmen, etwa als Streckenposten oder als Einsatzleiter. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir unsere Leute schulen können, damit sie Expertise bekommen, um später bei Veranstaltungen selbst tätig zu werden. Daraus entsteht auch eine Gemeinschaft – jenseits von Handys und Computerspielen. Gerade bei unserem Truck-Grand-Prix sind viele Ortsclubs eingebunden, die jeweils ihre Aufgabenbereiche haben. Das ist ein Riesenevent, für das die Leute Feuer und Flamme sind. Und so etwas hilft natürlich, junge Leute in die Ortsclubs zu bekommen. Aber die Nachwuchsgewinnung ist ein stetiger Prozess, man muss immer am Ball bleiben, die jungen Menschen begleiten und unterstützen.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat den ADAC zum 75-jährigen Bestehen jüngst im Landtag geehrt. In einer Mitteilung zitiert der Automobilclub den Ministerpräsidenten, der demnach sagt, dass es ihn besonders beeindruckt, „wie der ADAC den Wandel der Mobilität aktiv mitgestaltet“. Inwiefern tut der ADAC Rheinland-Pfalz das?

Wir sind in Rheinland-Pfalz ein Pendlerland, die Menschen fahren mit dem Auto zur Arbeit. Aber wie gesagt: Mittlerweile ist es so, dass sie auch viel mehr andere Verkehrsmittel nutzen. Man fährt vielleicht mit dem Auto zum Bahnhof, mit dem ÖPNV zum Zielort und legt die letzten Meter entweder zu Fuß, mit dem Pedelec oder mit einem Roller zurück. Dem haben wir unsere Angebote angepasst: Wir sind heute ein umfassender Mobilitätsdienstleister, unter anderem mit der Pannenhilfe fürs Fahrrad. Ein anderes Beispiel: Wir hatten vor einigen Wochen eine Veranstaltungsreihe mit Experten, in der es darum ging, den Verkehr in den Städten neu zu denken. Es ging darum, die Aufenthaltsqualität in den Städten zu verbessern, indem der Verkehr außerhalb der Stadtzentren fließt. Auch auf solchen Themenfeldern haben wir Fachleute, die die Kommunen unterstützen können, neue Konzepte zu entwickeln. Außerdem sind wir bereits in den Kindergärten sowie den ersten und zweiten Grundschulklassen unterwegs, um Verkehrserziehung zu machen. Mehr als 18.000 Kinder haben im vergangenen Jahr an einem entsprechenden Mobilitätsprogramm des ADAC teilgenommen. Wir sind wirklich sehr vielfältig mit unseren Angeboten aufgestellt, machen weiter Fahrsicherheitstrainings oder richten Fahrradturniere aus. Die Entwicklung im Verkehrssektor geht rasend schnell voran und wir denken mit.

Versucht der ADAC auch, eine nachhaltige und klimafreundliche Verkehrsentwicklung im Land mitvoranzubringen?

Da, wo es Sinn macht, wollen wir die Elektromobilität fördern. Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland, in dem die Lade-Infrastruktur noch nicht so ausgebaut ist. Daher setzen wir uns für eine technologieoffene Mobilität ein. Das heißt, wir unterstützen auch synthetische oder alternative Kraftstoffe, die im Verbrenner genutzt werden können. In Nachbarländern gibt es den synthetischen Diesel HVO 100, über den man 90 Prozent der CO2-Emissionen einsparen kann. Darüber hinaus setzen wir uns für die Verwendung von Super-E10-Kraftstoff an Tankstellen ein. Super-E10-Kraftstoff verfügt über einen zehnprozentigen Bioethanol-Anteil, welcher aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Der Kraftstoff lässt sich problemlos in Benzinern verwenden. Das spart CO2-Emissionen und Geld.

Das Gespräch führte Cordula Sailer-Röttgers

Renn-Trucks, Branchentreffen und Musikereignis

Eine der größten Veranstaltungen des ADAC in Rheinland-Pfalz ist der alljährliche Truck-Grand-Prix am Nürburgring, stets mehr als ein Rennen von Renn-Trucks – auch Logistik-Branchentreffen und Musikereignis. In diesem Jahr geht es vom 11. bis 13. Juli rund am Ring. Im Mittelpunkt des sportlichen Teils stehen die Läufe der Goodyear FIA European Truck Racing Championship, bei denen sich die Top-Piloten der Serie einen spannenden Schlagabtausch um wertvolle EM-Punkte liefern. Star des Country-Konzerts am Freitag ist Tom Astor. Am Party-Samstag tritt dann unter anderem Loona auf. red

Weitere Infos sowie Tickets gibt es unter www.truck-grand-prix.de

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